Freitag 17 Juli 2020, 10:13

Ein Beach-Soccer-Star im Kampf gegen COVID

  • Julia Blomstrom ist eine Pionierin des Beach Soccer in Schweden

  • Sie ist außerdem eine ausgebildete Krankenpflegerin im Kampf gegen COVID-19

  • Blomstrom: "Diese sechs Monate waren die schwersten meines Lebens"

Julia Blomstrom musste nie lange nach Inspirationen suchen.

"Mein Vater ist sehr leidenschaftlich und zielstrebig. Er hat mich stets angetrieben, meine Träume wahr zu machen und hart für meine eigenen Ziele zu arbeiten", so die 28-jährige Schwedin im Interview mit FIFA.com. "Er und ein guter Freund haben in den 1990er Jahren ein Beach-Soccer-Team aufgebaut [Vetlanda United] und sie organisieren bis heute Beach-Soccer-Turniere in Schweden. Seine Lebenseinstellung hat definitiv auch meine eigene Persönlichkeit geprägt."

Doch ihr Vater war keineswegs das einzige Vorbild in ihrem Zuhause. "Meine Mutter ist ausgebildete Krankenschwester", so Blomstrom weiter. "Ich war schon immer von ihrer Arbeit fasziniert und von all dem Guten, das sie leistet."

Allerdings ergab sich für Julia angesichts des selbstlosen Einsatzes ihrer Mutter und des Enthusiasmus' ihres fussballbegeisterten Vaters die Frage, wessen Beispiel sie folgen sollte. Ihre Antwort: Sie bringt einfach das Beste aus beiden Welten zusammen.

Der Fussball war ihre erste große Liebe. Dieser Leidenschaft geht sie in verschiedenen Formen nach – immer mit dem Einsatz und der Zielstrebigkeit, die sie bei ihrem Vater so bewundert.

"Ich spiele Fussball, seit ich sieben war, und Beach Soccer, seit ich elf war", so Blomstrom. "So viel ich weiß, gibt es in Schweden keine Spielerin, die so lange wie ich Beach Soccer spielt oder so oft für schwedische Teams in Europa angetreten ist. Ich habe fünf Mal die schwedische Beach-Soccer-Meisterschaft gewonnen, mit drei verschiedenen Teams.

Der Fussball hat in meinem Leben schon immer eine riesige Rolle gespielt. Im Fussball mit Elfer-Teams habe ich für mehrere schwedische Drittligaklubs gespielt. Außerdem war ich am Aufbau von drei Beach-Soccer-Teams und einem Futsal-Team beteiligt.

Ich liebe es, in einem Team zu spielen, gemeinsam mit Anderen etwas aufzubauen. Das schenkt Stärke und Zufriedenheit. Beim Beach Soccer fasziniert mich die Intensität des Spiels, die technischen Anforderungen und Optionen, und das ganze Umfeld mit der lauten Musik, dem tollen Publikum und so weiter."

Nach ihrem leidenschaftlichen Einsatz beim Aufbau mehrerer Teams unterschrieb Blomstrom bei Djurgarden IF, einem der etablierten Spitzenklubs des Landes, der auch im Beach Soccer führend ist. Es folgten weitere nationale Titel sowie der beeindruckende sechste Platz beim Euro Winners Cup 2019.

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Neben ihrer Karriere im Beach Soccer ist Blomstrom außerdem auch noch Mutter und zudem tagsüber als Krankenschwester tätig: "Ich habe mit der Ausbildung begonnen, als mein zweites Kind kam. In dieser Zeit habe ich in einem Krankenhaus in Norrtalje gearbeitet (Julias Heimatstadt in der Region Stockholm), in der Abteilung für Akutmedizin."

Die Abteilung, in der sie arbeitet, ist für Epidemien und Pandemien zuständig. Somit erlebte Julia nach dem Abschluss ihrer Ausbildung im Januar eine wahre Feuertaufe. "Ich war von Anfang an bei der Behandlung von COVID-19-Patienten dabei", erzählt sie. "Das war natürlich ein sehr schwerer und emotionaler Beginn meiner Karriere.

Ich kann definitiv sagen, dass diese sechs Monate die schwersten meines Lebens waren. Es lässt sich kaum beschreiben, wie es ist, solche Patienten zu sehen, die kaum atmen können, große Schmerzen haben und dabei auch noch von ihren Angehörigen isoliert sind. Das geht ans Herz und an die Substanz, das kann ich wohl sagen."

"Anfang des Frühlings habe ich mich dann selbst mit COVID infiziert. Aber ich habe es überstanden, ohne dass ich ins Krankenhaus musste. Am Anfang war ich aber sehr beunruhigt, wie schwer der Verlauf sein würde und wie es meiner Familie und meinen Freunden gehen würde. Aber in solchen Momenten denke ich nur daran, zu kämpfen. Wenn man so viele Jahre Fussball in Teams gespielt hat, dann versteht man erst wirklich die Stärke der Menschen um einen herum und was man gemeinsam erreichen kann."

Stärke durch Gemeinsamkeit ist auf jeden Fall eine Maxime nicht nur für den Fussball sondern auch für das Leben. Ebenso wichtig ist es allerdings, wenn es in Teams inspirierende Führungspersönlichkeiten gibt, die den Weg weisen. Und genau wie Julia von dem beispielhaften Vorbild ihrer Eltern gelernt hat, so ist sie nun selbst ein leuchtendes Vorbild, dem Andere nacheifern können.