Mittwoch 23 Juni 2021, 20:39

Große Chance für Haym Ibrahim und die Komoren

• Komoren treffen in der Qualifikation für den Arabien-Pokal 2021 auf Palästina • Haym Ibrahim könnte sein Länderspieldebüt geben • Er ist in der fünften französischen Liga aktiv "Stars allein reichen nicht aus. Mit einem Team, das zusammenhält und sich engagiert und in dem es keine Probleme mit übersteigerten Egos gibt, kannst du dieselben Ergebnisse erzielen wie mit einem 'Dream Team'." Diese Aussage tätigte Amir Abdou, der Nationaltrainer der Komoren, im Oktober 2020. Wenige Monate später sollten sich diese Worte als goldrichtig erweisen, denn die Komoren erreichten mit der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2021 einen historischen Meilenstein. Nun könnte ihnen ein ähnlicher Coup gelingen, wenn das Team im Rahmen der Qualifikation für den FIFA-Arabien-Pokal 2021 auf Palästina trifft. Für diese Begegnung hat Amir Abdou, für den in Doha ausnahmsweise sein Assistent Younes Zerdouk auf der Bank sitzen wird, sechs neue Spieler berufen, die entweder in der lokalen Meisterschaft oder in den unteren Ligen europäischer Länder aktiv sind. Unter ihnen ist auch Haym Ibrahim, Verteidiger von Évian Thonon in der National 3, der fünften französischen Liga.

Auf die Verzweiflung folgt Freude

"Es war nicht nur eine Überraschung, sondern vor allem eine große Freude, in die Nationalmannschaft berufen zu werden. Ich bin sehr stolz darauf. Das hat mich noch mehr berührt, weil die letzten beiden Jahre aufgrund der COVID-19-Pandemie extrem schwierig waren, was natürlich nicht nur für mich, sondern auch für andere gilt", meint Haym Ibrahim am Mikrofon von FIFA.com. "Dieses Trikot zu tragen und an einem solchen Turnier teilzunehmen war schon immer meine große Hoffnung, um nicht zu sagen mein Traum", fügt er hinzu. "Ich hatte das immer irgendwie im Hinterkopf und habe immer dafür gekämpft. Es heißt immer: 'Im Fussball kann alles ganz schnell gehen', und für mich trifft das gerade im positiven Sinne zu!"

Ein anderes bekanntes Sprichwort lautet: "Im Fussball ist alles möglich". Und das ist genau das, was die Komoren, ein Archipel mit einer Million Einwohnern, gerade unter Beweis stellen wollen. Noch vor sechs Jahren vegetierte das Team etwa auf dem 220. Platz der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste vor sich hin. Heute rangiert man auf Platz 131 und ist zum ersten Mal überhaupt für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal qualifiziert. "Ich habe natürlich alle Erfolge des Teams genau verfolgt. Es ist immer schön, die Geschicke der Coelacanthes zu verfolgen, aus der Nähe oder aus der Ferne. Das Spiel gegen Togo, mit dem die Qualifikation für den Nationen-Pokal perfekt gemacht wurde, habe ich zum Beispiel im Zug verfolgt! Und es kam mir vor, als stünde ich selbst auf dem Platz: Ich habe den Druck gespürt, die Aufregung, mein Herz schlug bis zum Hals ...", berichtet er. "Ich war weder Spieler, noch Fan, noch Zuschauer: Ich war einfach ein Komoraner, der Lust darauf hatte, dass sein Land Geschichte schrieb."

An diesem Tag haben nicht elf Spieler gewonnen, sondern eine ganze Nation!

Haym Ibrahim, Verteidiger der Komoren, über den Tag, an dem das Team sich für den Nationen-Pokal qualifiziert hat.

Vorbilder

Heute bereitet sich Haym Ibrahim als Verteidiger des Nationalteams darauf vor, die Landesfarben in Katar zu repräsentieren. Obwohl er in der fünften Liga des französischen Fussballs aktiv ist, weiß der 23-Jährige, dass seine Nominierung nicht von Ungefähr kommt: "Der Trainerstab leistet seit Jahren hervorragende Arbeit und sieht sich potenzielle Kandidaten für die Nationalmannschaft ganz genau an", so seine Analyse. "Dann erhalten neue Spieler eine Chance – je nach Turnier und je nachdem, was auf dem Spiel steht. Dabei sind die Verantwortlichen sehr fair und erhalten gleichzeitig den natürlichen Konkurrenzkampf um die Plätze aufrecht. Aber, man muss sich auch bewusst sein, dass das kein Geschenk ist, sondern dass du dir das durch gute Leistungen verdienen musst!" Und dann heißt es ja immer, der Status des Nationalspielers bringe Berühmtheit mit sich. Gleich nachdem seine Nominierung bekannt geworden war, stand das Telefon des Spielers nicht mehr still: "Ich war tatsächlich plötzlich sehr gefragt! Ich habe viele ermutigende Nachrichten und Glückwünsche erhalten. Die Begeisterung auf dem Archipel ist mit den Erfolgen des Nationalteams gewachsen. All das bereitet wirklich Freude. Und es verleiht dir wirklich Flügel, weil du das Gefühl hast, die Freude zurückgeben zu wollen!" Es versteht sich von selbst, dass man mit einem Sieg gegen Palästina und der Qualifikation für den FIFA-Arabien-Pokal 2021 genau dies erreichen würde: "Wir hatten in den letzten Monaten eine wirklich schwere Zeit. Es wäre sehr schön, wenn wir den Menschen mit dem Fussball etwas Freude bringen könnten", erklärt er und meint abschließend: "Unsere großen Brüder haben sich für den Nationen-Pokal qualifiziert und weisen uns den Weg. Jetzt ist es an uns, an ihren Erfolg anzuknüpfen!"