Donnerstag 12 Mai 2022, 16:00

Fussball als Instrument für sozialen Wandel – FIFA-Stiftung zu Besuch in Puerto Rico

  • Gemeinschaftsprogramm: Besuch bei der Fundación Golitos, die autistischen Kindern über den Fussball hilft

  • Auch Schulen, die am Programm "Football for Schools" beteiligt sind, bekamen Besuch

  • Puerto Rico ist Vorreiter bei der Lancierung von "Football for Schools"

Omar Álvarez hatte einen Großteil seines Lebens als Fussballtrainer in Puerto Rico verbracht, als bei seinen Zwillingen Lorenzo und Darío Autismus diagnostiziert wurde. Inspiriert von seinen Kindern entwickelte er eine Methodik, die ihnen über den Fussball half, besser mit dieser Krankheit umzugehen. So wurde im Jahr 2011 Golitos ins Leben gerufen, eine Stiftung, die über ein angepasstes Sportprogramm Hilfe bei Autismus bieten will. Ziel ist es, die körperlichen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen mit Autismus zu fördern. Dabei spielt der Fussball eine Hauptrolle.

Vertreter der FIFA-Stiftung, die Golitos über ihr Gemeinschaftsprogramm finanziell unterstützt, nahmen am letzten Samstag, 7. Mai, an einer der Veranstaltungen der Organisation teil, bei denen mithilfe des Fussballs positiv auf die gestörte soziale Interaktion eingewirkt werden soll. Außerdem sollen wiederholte und stereotype Verhaltensweisen, kognitive und motorische Beeinträchtigungen sowie Beeinträchtigungen im sozialen und Kommunikationsbereich minimiert werden. Darüber hinaus verfolgt die Stiftung das Ziel, die Fertigkeiten und Geschicklichkeit der einzelnen Teilnehmer optimal zu fördern. Dabei werden die Komplexität der Diagnose und die Verschiedenartigkeit der Merkmale berücksichtigt, in der Gewissheit, dass bei jedem ein individuelles Potenzial vorhanden ist, das gefördert werden kann. Die Initiative hilft auch den Eltern und anderen Familienmitgliedern beim Umgang mit bestimmten Alltagssituationen, die aufgrund der Autismus-Störung entstehen. Die Golitos-Stiftung, die ein Abkommen mit dem Fussballverband von Puerto Rico getroffen hat, spielt in dem Land eine Vorreiterrolle und verfügt über Experten und Sonderpädagogen, die im Umgang mit Autismus geschult sind. Sie arbeiten mit Fussballtrainern zusammen, die Grundlagen des Spiels wie Dribbeln, Ballkontrolle, Schusstechnik und das Spiel im Team vermitteln. Sowohl die Lehrer als auch die Fussballtrainer der Fundación Golitos haben an einer Schulung des Programms Football for Schools teilgenommen, denn die Lehrer verfügten häufig nur über sehr geringe Vorkenntnisse im Fussballbereich. Die Initiative steht in Einklang mit einem der wichtigsten Elemente des Programms Football for Schools, über das ein inklusiver Fussball gefördert werden soll.

Fussball an puerto-ricanischen Schulen Das Pilotprojekt für Football for Schools wurde Mitte 2019 in Puerto Rico lanciert. Seitdem hat die Initiative mehr als 250 Lehrer und Schulen erreicht. Die Lehrer, die an den ersten Schulungen teilgenommen haben, haben inzwischen mithilfe der App des Programms eigene Seminare organisiert und durchgeführt. Vor diesem Hintergrund besuchten die Vertreter der FIFA-Stiftung am Montag, 9. Mai, zwei Schulen. Die erste war die Escuela de Talentos José Ramón Rodríguez in der Gemeinde Coamo, wo kaum Fussball gespielt wird. Die Lehrer spezialisieren sich eher auf Baseball und Basketball, die dort zu den beliebtesten Sportarten zählen. Dank Football for Schools haben sie jetzt aber auch die Fussballwelt entdeckt und können ihren Schülerinnen und Schülern nun die Grundlagen vermitteln. Bei dem Seminar mit dem Titel "Todos podemos jugar" ("Wir alle können spielen") wurden bestimmte Fussballtechniken vermittelt, kombiniert mit Gesprächen über Geschlechtergleichheit auf und neben dem Platz.

Im Anschluss begab sich die Delegation zur Escuela Primaria Asunción Lugo, einer Grundschule in der Gemeinde Yabucoa. In dieser Gegend ist der Fussball zwar beliebt, sie ist aber auch eine der ärmsten in ganz Puerto Rico und nicht alle Kinder haben Zugang zu Fussballtraining. Die Lehrer, die das Seminar durchgeführt haben, verfügen alle über ein Trainerzertifikat des Football for Schools-Programms und haben ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit der Methodik des Programms kombiniert. Das Thema hieß " Asumir responsabilidades" ("Verantwortung übernehmen"). Das Seminar war in einen praktischen Teil und eine Diskussionsrunde aufgeteilt, in der die Kinder über ihre Verantwortungsbereiche zu Hause, in der Schule oder beim Fussballspielen sprachen. Dieselben Lehrer bieten außerhalb des Lehrplans Fussballtraining für Jungen und Mädchen an, deren Familien sich das Training an einer Fussballakademie nicht leisten können.