Es wird Abend im technischen Zentrum des ecuadorianischen Fussballverbands, der Casa de la Selección Ecuatoriana de Fútbol, im Nordosten der Hauptstadt Quito. Dort, wo 17 Millionen Ecuadorianer mit ihrem Nationalteam mitfiebern und Siege der Tricolor sehen wollen, stehen gerade Spieler auf dem Platz, die nicht in den exklusiven Eliteligen der Welt aktiv sind.

Stattdessen kommen die Protagonisten auf dem Spielfeld aus so entlegenen und einfachen Orten wie Chical an der Grenze zu Kolumbien, San Lorenzo in der Provinz Esmeraldas, Santa Rosa in Amazonien und weiteren Gemeinden, in denen Tag für Tag entscheidende Schlachten gegen mangelnde Chancen, Drogen, Diskriminierung oder Gewalt ausgetragen werden.

Die Stiftung FUDELA hat seit ihrer Schaffung im Jahr 2005 bereits mehr als 15.000 Menschen geholfen. Sie nutzt vor allem den Fussball, um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen. Schließlich hat dieser Teamsport eine ganz besondere Bedeutung, und es lassen sich viele Parallelen zum echten Leben ziehen. Das Spielfeld ist ein Raum, in dem sich pädagogische Inhalte und Werte fürs Leben vermitteln lassen. Hier ziehen alle vereint an einem Strang, und niemand wird zurückgelassen.

Zu Beginn des Jahres war noch nicht abzusehen, welche Veränderungen die Welt aufgrund der COVID-19-Pandemie bevorstanden.Ohne Vorankündigung zappelten plötzlich keine Bälle mehr in den Tornetzen, in den Stadien herrschte gespenstische Stille und die Träume zahlreicher Kinder wurden aufs Abstellgleis gestellt.

Doch das Projekt von FUDELA wurde auch durch COVID-19 nicht gestoppt, sondern mit angepassten, in Deutschland entwickelten Trainingsmethoden mit Social Distancing und unter strikter Einhaltung der Maßnahmen zur Biosicherheit fortgesetzt.

So konnten mehr als 800 Kinder und Jugendliche, die heute mehr denn je ein Gefühl der Sicherheit brauchen und sich auf psycho-emotionaler Ebene unterstützt fühlen müssen, auf positive Weise integriert werden.

Dank Technologie und großem Engagement vom gesamten FUDELA-Team war es möglich, neue Spielfelder zu schaffen, auf denen die Kinder von zu Hause aus am Projekt teilnehmen können. Carlos Espinoza aus Quito gehört zu denen, die sich sehr für das Projekt engagieren. Er lehrt bereits seit Jahren im Rahmen des Programms Campeones Comunitarios, über das junge Menschen an eine gute Nutzung ihrer Freizeit herangeführt werden. Das Programm wird seit 2017 von der FIFA-Stiftung unterstützt.

"Ich hätte nicht gedacht, dass wir inmitten der Pandemie eine gute Resonanz haben würden, denn schließlich hat nicht jeder ein Handy, Tablet oder einen Computer, aber die Ergebnisse sind wirklich vielversprechend."

Carlos und die anderen Trainer mussten ihre Lehrmethoden anpassen und im Laufe der Zeit verbessern. Im Augenblick arbeitet er mit mehr als 200 Kindern und Jugendlichen, viele von ihnen Geflüchtete oder Asylbewerber aus Venezuela und Kolumbien, die über virtuelle Workshops bei der Integration in die Gesellschaft unterstützt werden und Werte fürs Leben vermittelt bekommen.

Ein weiteres virtuelles Tool, das von der Stiftung entwickelt wurde, ist FUDELA Play, eine innovative Plattform, die pädagogische Inhalte erstellt und über WhatsApp und die sozialen Netzwerke teilt.

José Salcedo, ebenfalls Projektbeteiligter, erklärt: "Jetzt habe ich zu Hause Beschäftigung. Dank der Videos von FUDELA kann ich trainieren und mit den Dingen spielen, die ich zur Hand habe. Ich fühle mich trotz der schwierigen Situation enger mit meiner Familie verbunden."

Die Transformationskraft des Fussballs kommt auch abseits der Spielfelder zum Tragen. In den letzten Monaten hat FUDELA die Kampagne "Nos Jugamos el Futuro" ("Wir spielen für die Zukunft") angestoßen, mit dem Ziel, Geld für Nahrungsmittel, Reinigungsprodukte und pädagogische Materialien zu sammeln, die mehr als 1000 Familien in neun ecuadorianischen Provinzen zugutekommen.

Darüber hinaus hat die COVID-19-Krise die Kluft für die Inklusion in Schulen, auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft noch verbreitert und wirkt sich damit direkt auf die Zukunft vulnerabler Bevölkerungsgruppen aus.

Doch die universelle Sprache des Fussballs hat einige Spieler und Profiklubs inspiriert, sich an einer innovativen Versteigerung von Erinnerungsstücken aus der Fussball- und Sportwelt zu beteiligen. Mehr als 50 Artikel wurden gespendet und verkauft, und für den Erlös konnten Tablets und pädagogische Lehrmittel angeschafft und Internet-Verbindungen bereitgestellt werden.

Bei der Versteigerung hat FUDELA mit unterschiedlichen Institutionen zusammengearbeitet und konnte auf die Unterstützung einiger ehemaliger Spielerlegenden des Nationalteams zählen, die an den FIFA Fussball-Weltmeisterschaften 2002, 2006 und 2014 teilgenommen haben, darunter Carlos Tenorio, Luis Fernando Saritama, Juan Carlos Burbano, Walter Ayoví. Auch die ecuadorianischen Klubs Independiente del Valle und Liga Deportiva Universitaria haben ihren Beitrag geleistet.

Partnerschaften wie diese helfen, mit widrigen Umständen fertig zu werden und einen positiven Einfluss auf das Leben Tausender Menschen zu nehmen. Die Beiträge der FIFA-Stiftung sowie von Organisationen wie FUDELA, die den Fussball als Instrument für Veränderungen nutzen, sind entscheidend, um Hindernisse zu überwinden und eine bessere Zukunft zu gestalten.