Donnerstag 27 Mai 2021, 15:53

Zhang will mit China ins olympische Finale einziehen

  • Zhang Xin weiß seit ihrem Comeback auf Klub- und Länderspielebene zu überzeugen

  • Die Mutter eines dreijährigen Kindes spielte eine Schlüsselrolle bei Chinas Olympia-Qualifikation

  • Zhang will den Steel Roses zum Einzug ins olympische Finale verhelfen

Mit 25 hängte sie die Fussballschuhe an den Nagel, mit 27 kehrte sie zurück und mit 29 steht sie kurz vor der Teilnahme an den Olympischen Spielen. Das ist die beeindruckende Geschichte der Mittelfeldspielerin Zhang Xin, die sich sowohl in den Reihen des Nationalteams der VR China auch bei ihrem Klub Shanghai Agricultural and Commercial Bank FC gerade in bestechender Form präsentiert.

Zhang kündigte 2017 unerwartet ihren Rückzug aus dem Fussball an, kurz nachdem sie ihrem Klub bei den Nationalspielen zur Goldmedaille verholfen hatte. Fans und Medien zeigten sich seinerzeit enttäuscht über das abrupte und vorzeitige Ende einer so vielversprechenden Karriere, doch dann überraschte die aus Shanghai stammende Spielerin, inzwischen Mutter, selbst die eigenen Fans, als sie Anfang 2019 ein Comeback startete.

"Ich bin aufs Spielfeld zurückgekehrt, weil der Fussballplatz wohl mein Leben ist", so die 29-Jährige gegenüber FIFA.com. " war meine Liebe für den Fussball immer noch ungebrochen. Das Spiel macht mir einfach unglaublich viel Spaß."

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Wichtige Rolle bei olympischem Traum

Aber sie wollte natürlich mehr, als einfach nur dabei sein. Nachdem Zhang anfangs hart arbeiten musste, um den Anschluss zu bekommen, sicherte sie sich bereits nach kurzer Zeit einen Stammplatz bei Shanghai und belegte mit dem Klub in der chinesischen Women's Super League und im Pokalwettbewerb den zweiten Platz. In der Saison 2020 steuerte sie dann je fünf Tore und fünf Vorlagen bei und belegte mit ihrem Team den dritten Platz.

Noch beeindruckender war ihre Form im Nationalteam während der Qualifikation für das Olympische Fussballturnier der Frauen Tokio 2020. Zhang stand in allen fünf Spielen in der Startelf und buchte mit dem Team das Ticket für das Weltereignis.

Bei einem 6:1-Kantersieg gegen Thailand in der Gruppenphase traf sie ebenso in die Maschen wie im entscheidenden Playoff-Spiel gegen die Republik Korea. Dort erzielte die dynamische Angreiferin im Hinspiel den ersten Treffer Chinas und brachte das Team damit auf die Siegerstraße (2:1). Im Rückspiel erreichten Zhang und Co. nach einer hart umkämpften Partie ein 2:2 und hatten damit die Qualifikation in der Tasche (Gesamtergebnis: 4:3).

"Ich habe nur das umgesetzt, was Trainer Jia [Xiuquan] von mir verlangt hat," so Zhang bescheiden mit Blick auf das erfolgreiche Turnier. "Ich habe versucht, bei jeder Trainingseinheit mein Bestes zu geben und mich in jedem Spiel an die Taktik zu halten. Ich bin, was Kraft und Fitness angeht, mittlerweile auf einem guten Level angekommen und kann es jetzt physisch wieder mit den Gegnerinnen aufnehmen."

"Wir haben das Ticket für Olympia gelöst. Wir haben das alle gemeinsam geschafft, der Trainerstab und die Spielerinnen. Das wird meine erste Olympia-Teilnahme und ich freue mich riesig. Für mich wird in gewisser Hinsicht ein Traum wahr, wenn ich unser Land bei den Olympischen Spielen vertreten darf."

Auf der Jagd nach Medaillen

Zhang wird normalerweise auf dem rechten Flügel eingesetzt, ist jedoch ausgesprochen vielseitig. Sie beeindruckt nicht nur mit ihrer Schnelligkeit und ihrem Offensivdrang, sondern auch mit beidfüßiger Schussstärke. Ihre Tore gegen Thailand und die Republik Korea erzielte sie mit links, ihr rechter Fuß ist aber nach eigener Aussage ihr stärkerer. "Ich bin beidfüßig, aber wenn es um Genauigkeit und Ballgefühl geht, verlasse ich mich eher auf den rechten Fuß."

China belegte beim Olympia-Debüt 1996 in Atlanta den zweiten Platz. Ein Vierteljahrhundert später hofft Zhang nun darauf, in Japan ähnlich erfolgreich zu sein. "Das Ziel für meine erste Olympiade ist ganz einfach: Ich hoffe, dass wir ins Finale einziehen können."

"Wir haben kein schlechtes Los erwischt", fügt sie mit Blick auf die Gruppe hinzu, in der außer China noch Brasilien, die Niederlande und Sambia vertreten sind. "Schwache Teams wird es dort nicht geben, und wir müssen einfach alles versuchen und in jedem Spiel gut spielen."

Interessanterweise trifft Zhang im Gruppenspiel gegen Sambia auf Barbra Banda, ihre Teamkameradin bei Shanghai – eine phänomenale Torjägerin, die die letzte Saison der chinesischen Liga mit 18 Treffern als Torschützenkönigin abgeschlossen hat. "Ich will es mit Banda aufnehmen", meint sie mit Bezug auf die Spielführerin Sambias. "Das wird ein spannendes Duell werden. Wir sind Teamkameradinnen bei Shanghai, aber bei den Olympischen Spielen werden wir Rivalinnen sein. Es gibt immer etwas Unerwartetes, das ist der Charm des Fussballs."

Zhangs Sohn wird diesen Monat drei Jahre alt, und sie fühlt sich deshalb erst recht verpflichtet, eine gute Leistung zu bringen. "Abgesehen von meiner großen Fussball-Leidenschaft ist mein Kind eine Zusatzmotivation, denn ich möchte ihm ein besseres Leben bieten."