Sonntag 17 Mai 2020, 08:45

Frankreich holt sich den zweiten Stern

  • 15. Juli 2018: WM-Finale in Russland

  • Die Kroaten sind würdiger Zweiter, Luka Modrić erhält den Goldenen Ball

  • Frankreich wird zum zweiten Mal Weltmeister

Am 15. Juli 2018 sammelten sich die Spieler Kroatiens und Frankreichs im Spielertunnel des Luschniki-Stadions. Auf dem Programm stand das Finale der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™. Die Franzosen hatten hier die Chance, sich den zweiten Stern auf dem Trikot zu sichern und in der Siegerliste des Turniers mit Argentinien und Uruguay gleichzuziehen. Kroatien wollte derweil die neunte Nation werden, die sich Weltmeister nennen darf.

Spielinfo

Frankreich – Kroatien 4:2

Sonntag, 15. Juli 2018 Luschniki-Stadion, Moskau (Russland)

Torschützen:

Frankreich: Mario Mandžukić (18., ET), Antoine Griezmann (38., Elfm.), Paul Pogba (59.), Kylian Mbappé (65.) | Kroatien: Ivan Perišić (28.), Mario Mandžukić (69.)

Aufstellungen:

  • Frankreich: Hugo Lloris © - Benjamin Pavard, Raphaël Varane, Samuel Umtiti, Lucas Hernandez - Paul Pogba, Ngolo Kanté (Steven Nzonzi, 55.), Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Blaise Matuidi (Corentin Tolisso, 73.)- Olivier Giroud (Nabil Fékir, 81.)

  • Kroatien: Danijel Subašić - Šime Vrsaljko, Dejan Lovren, Domagoj Vida, Ivan Strinić (Marko Pjaca, 81.) - Ivan Rakitić, Marcelo Brozović, Ante Rebić (Andrej Kramarić, 71.), Luka Modrić ©, Ivan Perišić - Mario Mandžukić

Hintergrund

20 Jahre und eine Woche nach dem Halbfinale der WM 1998, in dem Les Bleus sich knapp gegen die Kroaten durchgesetzt hatten, trafen die beiden Teams erneut aufeinander – diesmal im Finale.

Auf dem Weg dorthin taten die Franzosen sich in der Gruppenphase zunächst schwer und zogen nach knappen Siegen gegen Australien und Peru und einem torlosen Remis gegen Dänemark ins Achtelfinale ein. Dort kam die französische Tormaschine in einem verrückten Schlagabtausch mit Argentinien dann richtig in Gang. Im Viertelfinale setzten Les Bleus sich dann gegen Uruguay durch und im Halbfinale überwanden sie mit Belgien eine weitere große Hürde.

Bei den Kroaten war der Turnierverlauf eher umgekehrt. Sie legten in der Gruppenphase einen glanzvollen Auftritt hin, besiegten unter anderem Argentinien mit 3:0 und hatten am Ende die maximale Punkteausbeute zu verzeichnen. In der K.-o.-Runde sah es dann allerdings anders aus. Im Achtelfinale mussten sie gegen Dänemark ins Elfmeterschießen, ebenso im Viertelfinale gegen Russland. Im Halbfinale gegen England fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung. Das Ergebnis: Als das Finale anstand, hatten die Kroaten 90 Minuten mehr in den Beinen als die Franzosen.

Spielverlauf

Ngolo Kanté erkrankt: Der französische Mittelfeldspieler hatte während des gesamten Turniers überzeugt, doch am Tag des Finales litt er unter Magen-Darm-Beschwerden. Didier Deschamps brachte ihn trotzdem in der Startelf, doch er kam nicht an seine gewohnte Leistung heran und Frankreich tat sich schwer. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam dann Steven Nzonzi für ihn ins Spiel. Der Mittelfeldspieler des FC Sevilla war eine echte Verstärkung und erstickte die Offensivbemühungen der Kroaten im Keim.

Eine Reihe von schicksalhaften Aktionen: Der Verlauf dieses Finales war alles andere als klassisch. Den Torreigen eröffnete Mario Mandžukić per Kopf ... ins eigene Netz. Es war das erste Eigentor in einem WM-Finale. Anschließend gelang Ivan Perišić mit einer schönen Einzelaktion der Ausgleichstreffer. Kurz darauf beging er jedoch ein Handspiel im eigenen Strafraum und Griezmann nutzte den folgenden Elfmeter, um Frankreichs Führung wiederherzustellen. Beim Spielstand von 4:1 kam es dann zur letzten unerwarteten Aktion, als Lloris den Ball auf unfassbare Weise vertändelte und Mandžukić das Tor auf dem Präsentierteller lieferte.

Famose Distanzschüsse: Tore aus großer Distanz sieht man in einem WM-Finale nur selten. Zuletzt war Marco Tardelli 1982 ein Treffer von außerhalb des Strafraums gelungen. An diesem verrückten Fussballabend in Moskau versenkten Paul Pogba und Kylian Mbappé die Kugel im strömenden Regen aus großer Entfernung in den Maschen.

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Der Star

Mbappé war der jüngste Spieler im französischen Aufgebot. Tatsächlich war er der einzige Akteur der *Tricolore*, der beim ersten WM-Sieg Frankreichs im Jahr 1998 noch nicht einmal geboren war. Im Finale machte er mit seinem Treffer zum 4:1 einen Drei-Tore-Vorsprung und damit den Sieg klar. Gleichzeitig avancierte er 60 Jahre nach Pelé zum zweitjüngsten Spieler, der jemals in einem WM-Finale ein Tor erzielte.

Zitate

"Wir haben kein grandioses Spiel gemacht, aber viele mentale Qualitäten gezeigt. Und wir haben trotzdem vier Tore erzielt! Der Sieg ist verdient, und sich bin super glücklich für diese Mannschaft. Der Weg war weit, und es war nicht immer einfach. Wir haben es mit viel Arbeit und Aufmerksamkeit geschafft." Didier Deschamps (Trainer, Frankreich)

"Ich saß die letzten zehn Minuten auf der Bank. Die anderen Jungs und ich wollten nicht zu früh aufspringen. Als der Schiedsrichter dann abpfiff, bin ich überall herumgelaufen. Ich habe Adil Rami in den Arm genommen, und dann brach alles aus mir heraus, ich habe geheult. Damit ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen." Olivier Giroud (Stürmer, Frankreich)

"Direkt danach hatten wir gemischte Gefühle. Wir waren stolz auf unsere Leistung, aber auch etwas traurig, weil wir das Finale verloren hatten. Selbst wenn ich glaube, dass wir mehr verdient gehabt hätten, kann man nichts daran ändern. Wir können nur stolz auf unsere Leistung sein, wir haben nie aufgegeben und bis zum Schluss gekämpft. Luka Modrić (Kapitän, Kroatien)

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Und danach?

Die enttäuschten Kroaten konnten sich einige Tage später bei ihrer Rückkehr nach Zagreb damit trösten, dass sie im eigenen Land wie Helden empfangen und zur besten WM-Leistung in der Geschichte des Landes beglückwünscht wurden. Luka Modrić wurde darüber hinaus als bester Spieler des Turniers mit dem Goldenen Ball von adidas ausgezeichnet und erhielt einige Monate später die Auszeichnung The Best – FIFA-Weltfussballer des Jahres 2018.

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