Montag 04 Juli 2022, 06:30

Ukrainisches Frauenteam spielt besondere Partie gegen Liechtenstein

  • Das U-21-Team von Zhytlobud-1 Kharkiv trainiert seit nunmehr vier Monaten am FIFA-Hauptsitz

  • Die Spielerinnen und die Trainerin leben seit ihrer Flucht aus der Ukraine in der Schweiz

  • Die FIFA leistet Unterstützung, damit die Spielerinnen weiterhin spielen und lernen können

Die Gemeinde Ruggell in Liechtenstein war am Sonntag, 3. Juli, Schauplatz eines besonderen Fussballspiels. Nationalteams treten nur selten gegen Klubmannschaften an. Doch dieses Mal wurde mit dieser Tradition gebrochen. Das Frauen-Nationalteam von Liechtenstein bestritt im April 2021, nach 18 Monaten intensiver Vorbereitungszeit, das erste Länderspiel. Anfang 2020 hatte der liechtensteinische Fussballverband LFV die Gründung eines Frauen-Nationalteams angekündigt, gut sechs Jahre nach dem ersten internationalen Auftritt der U-16-Auswahl des Landes. Das von den Klubs und dem Nationalverband gelegte Fundament trägt nun endlich Früchte.

Liechtensteins Gegner war das U-21-Team eines der führenden Klubs des ukrainischen Frauenfussballs, das derzeit am Hauptsitz der FIFA in Zürich trainiert, wo die Spielerinnen auch ihre Ausbildung fortsetzen. Die FIFA leistet diese Unterstützung als Reaktion auf die humanitäre Krise in dem vom Krieg heimgesuchten Land. Das Team, das in der zweiten ukrainischen Frauenliga spielt, bereitete sich auf die zweite Hälfte der Saison 2021/22 vor und hatte am 23. Februar, einen Tag vor dem russischen Einmarsch, ein Vorbereitungsspiel bestritten. Die Mädchen sind zwar froh, an einem sicheren Ort zu sein, doch die meisten von sind ohne andere Familienmitglieder in der Schweiz.

Anna Pokus, die Trainerin des Teams, ist Inhaberin einer UEFA C-Lizenz. Sie leitet jeden Tag das Training des Teams am Hauptsitz der FIFA, wo die Spielerinnen auch das Mittagessen gemeinsam einnehmen. Einige Spielerinnen haben sich bereits lokalen Klubs angeschlossen, um intensiver trainieren und Spiele bestreiten zu können. Die Spielerinnen bekamen zudem Laptops von der FIFA oder ihren Gastfamilien. Sie setzen ihre ukrainische Schul- oder Hochschulausbildung online fort und einige von ihnen absolvierten im Juni ihre Prüfungen. Sie besuchen zudem auch einen Kurs, um Deutsch, Englisch und einige grundlegende Fakten über die Schweiz zu lernen, wo sie eine Aufenthaltsgenehmigung der Kategorie S für schutzbedürftige Personen erhalten haben.

Die Spielerinnen träumen weiterhin davon, eines Tages das A-Team ihres Klubs in der UEFA Champions League der Frauen zu repräsentieren. Zhytlobud -1 Kharkiv spielte in der Saison 2021/22 in einer Gruppe mit Paris Saint-Germain, Real Madrid und Breidablik in diesem Wettbewerb. Bei der Partie im Metalist-Stadion wurden einige von ihnen als Ballmädchen eingesetzt. Einige Spielerinnen haben bereits im Nachwuchsbereich für die Ukraine gespielt. Das Team reiste im Mai zur Teilnahme an einem Turnier mit Teams aus Italien, Montenegro und Zypern nach Italien. Es waren die ersten Spiele seit der Invasion. Außerdem besuchten sie das Finale der UEFA Champions League der Frauen zwischen Barcelona und Olympique Lyon in Turin. Vor zwei Wochen reiste das Team in die schweizerische Hauptstadt Bern und nahm dort an einem Freundschaftsturnier teil, bei dem auch der "FC Helvetia" spielte, das Frauenteam des schweizerischen Nationalparlaments.

Die FIFA leistet seit Beginn der Invasion aktive Hilfe. Die FIFA-Stiftung hat bereits mehrere Lieferungen dringend benötigter Waren organisiert, darunter medizinische Hilfsgüter, Decken, Damenbinden und Babyartikel. Neben diesen humanitären Aktivitäten hat die FIFA auch eine Reihe vorübergehender Regulierungsmaßnahmen beschlossen, um die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Spielerinnen und Spieler, Klubs sowie Trainerinnen und Trainer wirksam zu unterstützen.