Mittwoch 15 Dezember 2021, 22:00

Torspektakel in der Nachspielzeit – Tunesien und Algerien im Finale

  • Tunesien dank Eigentor in der Nachspielzeit weiter

  • Algerien schlägt Katar in der 17. Minute der Nachspielzeit

  • Finale und Spiel um Platz drei am Samstag

Nach leidenschaftlich ausgetragenen, spannungsgeladenen Halbfinalduellen mit späten und immer späteren Toren kämpfen Tunesien und Algerien nun um den Titel des FIFA-Arabien-Pokals™.

Die Tunesier setzten sich in der 95. Minute praktisch mit der letzten Ballberührung in einem Halbfinalduell gegen Ägypten durch, das bereits unaufhaltsam auf die Verlängerung zuzusteuern schien.

Wenn wir dachten, das Eigentor, mit dem Amro Elsoulia den Sieg für Tunesien besiegelt hatte, sei dramatisch gewesen, dann war das noch nichts gegen das, was in der zweiten Halbfinalpartie folgte. Algerien schien auf einen verdienten und recht routinemäßig herausgespielten Sieg zuzusteuern, bis Mohammed Muntari in der 97. Spielminute aus dem Nichts auftauchte und mit einem gewaltigen Kopfball den Ausgleich erzielte.

Doch durch Verzögerungen und eine Überprüfung des Video-Assistenten zog sich die Nachspielzeit noch weiter in die Länge und volle 17 Minuten nach Ablauf der 90 regulären Spielminuten erzielte Mohammed Belaili den Siegtreffer für Algerien. Der gegnerische Torwart hatte seinen Elfmeter zunächst abgewehrt, im Nachschuss gelang ihm dann aber doch noch das entscheidende Tor. Das war ein unglaublicher Abschluss eines bemerkenswerten Spieltags, nach dem die Latte für das Finale am Samstag nun hoch liegt. Ergebnisse

Mittwoch, 15. Dezember

Denkwürdige Momente

Elsoulia tritt ungewollt in Salahs Fußstapfen Fünf Tore fielen im letzten Punktspielkrimi zwischen Tunesien und Ägypten, in dem die Pharaonen vor gut drei Jahren im Rahmen der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal am Ende mit 3:2 die Nase vorn hatten. Einige Akteure, die bei diesem Spiel dabei gewesen waren, kamen auch heute Abend wieder zum Einsatz, darunter Mohamed El Shenawy und Ahmed Hegazy aus der ägyptischen Hintermannschaft sowie Ferjani Sassi und Yassine Meriah im Team Tunesiens. Die Chancen kamen und gingen, viele wurden vergeben. An jenem Novemberabend des Jahres 2018 hatte Mohamed Salah in der 90. Minute seinen Killerinstinkt bewiesen und den Siegtreffer erzielt. Heute glänzte er jedoch durch Abwesenheit. Selbst Seifeddine Jaziri, bester Torschütze des Turniers, kam nicht recht zum Zuge. Diesmal ging das späte und alles entscheidende Tor nicht auf das Konto eines treffsicheren Stürmers. Stattdessen gab ein unglücklicher Abwehrfehler den Ausschlag. Amro Elsoulia versuchte per Kopf zu klären, und der Ball segelte unhaltbar ins rechte obere Toreck. Damit wurde er ungewollt zum "Matchwinner" für Tunesien.

Lautstarke nordafrikanische Invasion in Doha Jeder, der noch an der großen Bedeutung des FIFA-Arabien-Pokals für die Fans in dieser Region gezweifelt hatte, wurde heute im Ras-Abu-Aboud-Stadion eines Besseren belehrt. Diese einzigartige Arena, die aus 974 Schiffscontainern besteht und nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ im nächsten Jahr rückgebaut und einem neuen Zweck zugeführt wird, wurde von den Tunesien- und Ägypten-Fans in einen wahren Hexenkessel verwandelt. Rot gekleidete Hardcore-Fans lieferten sich in der gesamten Arena Gesangsduelle. Der Anblick und die Geräuschkulisse waren für neutrale Fans ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus. Analog zu den beiden Kontrahenten auf dem Rasen, war auch auf den Rängen oft schwer zu sagen, wer die Oberhand hatte. Doch dank des Eingreifens von Pechvogel Elsoulia, durften am Ende die Tunesier feiern.

Tunisia v Egypt: Semi-Final - FIFA Arab Cup Qatar 2021

Benlamri’ sanfter Richtungswechsel Als Algerien im Al-Bayt-Stadion verdient in Führung ging, schwenkte die Kamera auf Hocine Benayada, der auch gleich abdrehte, um die Glückwünsche entgegenzunehmen. In der Wiederholung war jedoch zu sehen, dass Djamel Benlamri den Ball noch ganz leicht mit dem Kopf berührt und in Richtung Tor abgefälscht hatte. Damit hat der Verteidiger Benlamri nun bei jedem seiner Einsätze im Rahmen des FIFA-Arabien-Pokals ein Tor auf dem Konto. Er hatte beim Auftaktsieg der Algerier gegen Sudan den Siegtreffer erzielt und dann aufgrund einer Nackenverletzung drei Spiele pausieren müssen. Heute kam er zum ersten Mal wieder zum Einsatz. Für die Katarer war dies besonders bitter, weil der groß gewachsene Innenverteidiger, der bereits 2019 bei Algeriens Triumph im CAF Afrikanischen Nationen-Pokal dabei war, auf Vereinsebene in Doha spielt, und zwar bei Landesmeister Al-Sadd.

Algeriens Keeper mit Cruyff-Turn Beide Halbfinalspiele waren hart umkämpfte Angelegenheiten, bei denen die Teams den Fuß nicht eine Minute vom Gas nahmen. Und alle vier Trainer hätten sich wohl zusätzlich zum großen Engagement ihrer Spieler etwas mehr Gelassenheit und überlegte Aktionen gewünscht. Als dann endlich ein Spieler den Flächenbrand mit etwas Eis löschte, war es ausgerechnet ein Torhüter. Ein eiskalt und abgebrüht auftretender Rais Mbolhi beeindruckte in der ersten Halbzeit gleich zweimal mit seiner Ballgewandtheit, als er die katarischen Stürmer austanzte. Einmal ließ er Almoez Ali mit einer klassischen Cruyff-Drehung alt aussehen. Siegtorschütze Belaili präsentierte sich vom Elfmeterpunkt zwar nicht ganz so unerschütterlich, doch das ist sicherlich verständlich, wenn man bedenkt, was auf dem Spiel stand und dass bereits die 117. Spielminute angebrochen war. Allerdings war er geistesgegenwärtig genug, nicht nachzulassen und die Kugel im Nachschuss in den Maschen zu versenken.

Statistik

20 – Mit der heutigen Niederlage gegen Tunesien endeten für die Ägypter zwei lange Serien. Zum einen mussten sie nach 20 internationalen Spielen – seit Juli 2019 – die erste Niederlage hinnehmen. Zum anderen gelang es ihnen seit 16 Spielen zum ersten Mal nicht, den Ball im Tor unterzubringen.

Zitat

"Ich habe mich entschieden, Belaili den Elfmeter zu geben, denn es ist egal, wer das Tor schießt. Das Wichtigste ist, dass wir ein Team sind und gemeinsam gewinnen. Wir sind hier, um den Titel zu gewinnen." Yacine Brahimi, Kapitän der algerischen Nationalmannschaft

Ilyes Cheti of Algeria celebrates

So geht es weiter

Samstag, 18. Dezember (alle Anstoßzeiten in Ortszeit) Spiel um Platz drei Ägypten – Katar (13.00 Uhr, Ras-Abu-Aboud-Stadion) Finale Tunesien – Algerien (18.00 Uhr, Al-Bayt-Stadium)