Samstag 15 Juni 2019, 09:47

Torrero: "Der Fussball hat mein Leben wieder lebenswert gemacht"

  • Ryann Torrero ist Ersatztorhüterin Chiles

  • In den USA geboren, Familie mütterlicherseits stammt aus Chile

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Von Cecilia Lagos, Teamreporterin Chile

Ryann Torrero ist in den USA zur Welt gekommen und aufgewachsen. Dort ist ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Kultur. Doch gleichzeitig hat ihre Mutter immer Spanisch gesprochen, chilenisch gekocht, chilenische Musik gehört und nach chilenischen Rhythmen getanzt.

"Ich habe tatsächlich zwei Identitäten. Chile war immer ein Teil meines Lebens. Der ganze Aufwand für das Erlangen der doppelten Staatsbürgerschaft war wirklich entscheidend für mich. Jetzt kann ich diese andere Seite von mir besser verstehen. Wenn ich in der 'Wir'-Form von Chile spreche, dann weil ich mich wirklich mein ganzes Leben lang als Teil dieser Kultur gefühlt habe, auch wenn ich sie erst jetzt richtig verstehe. Es war fantastisch, die Puzzleteile zu finden und zusammenzusetzen, das gesamte Bild zu sehen und diese Identität in meinem Inneren zu finden."

Die Partie gegen die USA

  • "Die USA haben einen sehr schnellen Spielrhythmus, sind offensiv eingestellt und stehen sehr hoch. Daher wird das eine Herausforderung werden."

  • "Ich glaube aber, dass Chile es schaffen kann, wenn wir hoch konzentriert spielen und nicht einknicken. Es ist eine willkommene Herausforderung, weil dieses Spiel als Messlatte dienen kann. Über solche Spiele kannst du dich weiterentwickeln, erfahren, ob du deine Sache gut machst und was dein Team ausmacht. Wir sind bereit."

  • "Wenn ich die Hymnen höre, wird bei mir glaube ich ein Gefühl der Dankbarkeit aufkommen. Ich habe wirklich gedacht, dass ich nie wieder spielen würde, aber der Fussball hat mein Leben wieder lebenswert gemacht. Beide Hymnen zu hören und meine Mama und meinen Papa auf der Tribüne zu wissen, denen ich diese Mischung aus chilenischer und amerikanischer Identität zu verdanken habe, ist für mich, als würde sich ein Kreis schließen. Das gilt auch für meine Familie und meine Fussballkarriere."

Fussball als Therapie

Torrero war ursprünglich als Mittelfeldspielerin aktiv, doch Ian Feuer, ehemaliger U.S.-amerikanischer Torhüter, schulte sie zur Torfrau um. 2018 konnte sie ihren Traum von der U..S.-amerikanischen Profiliga NWSL verwirklichen. Sie unterschrieb einen Vertrag bei den Chicago Red Stars, wo sie sich die Torhüterinnenposition mit Alisa Naeher y Emily Boyd teilte.

Doch der Weg dorthin war steinig. 2016 zog Torrero sich bei einem Autounfall schwere Verletzungen zu und machte darüber hinaus ein traumatisches Gerichtsverfahren durch.

"Der Unfall hat meine Karriere zum Stillstand gebracht. Ich hatte Verletzungen am Rücken und an beiden Hüftgelenken. Ich dachte, ich würde nie wieder Fussball spielen. Es war ganz wichtig, dass ich meine Karriere bei Chicago neu starten konnte. Das hat zu meiner Berufung in die chilenische Nationalmannschaft geführt."

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In den zwei Jahren, in denen sie verletzungsbedingt mit dem Fussball pausieren musste, fand Torrero als Model Bestätigung. "Nach dem Unfall fühlte ich mich etwas verloren. Schließlich konnte ich meinen Beruf nicht mehr ausüben. Mit dem Modeln habe ich versucht, mir auf dem größten Tiefpunkt meines Lebens ein zweites Standbein aufzubauen. Dadurch habe ich es geschafft, eine positive Einstellung zu behalten."

Nach allem, was sie durchgemacht hat, ist die Teilnahme an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ ein Traum für sie, auch wenn sie nur als Ersatz von Startorhüterin Christiane Endler dabei ist. "Bei einer WM dabei sein zu können, nachdem ich geglaubt habe, meine Karriere sei zu Ende, ist einfach fantastisch."