Mittwoch 06 März 2019, 14:31

Machtwechsel in Portland: Als Deutschland die USA entthronte

  • Rückblick auf einen Klassiker der Frauen-WM 2003

  • Auf dem Weg zum ersten WM-Titel schlägt Deutschland den amtierenden Weltmeister USA mit 3:0

  • Julie Foudy: "Es fühlte sich an, als hätte Deutschland eine zwölfte Spielerin auf dem Platz"

Fünf der sieben bisherigen WM-Titel gehen auf das Konto der USA und Deutschlands. Beide Länder gehören zu den erfolgreichsten Nationen im Frauenfussball. 2003 gab es im Halbfinale eigentlich nur einen haushohen Favoriten.

Denn die Amerikanerinnen waren schließlich zweimaliger Titelträger, Titelverteidigerinnen und Gastgeberinnen in Personalunion, nachdem sie wegen eines Ausbruchs der Infektionskrankheit SARS in China als Ausrichter eingesprungen waren. Ihre Mannschaft war gespickt mit Stars wie Mia Hamm, Kristine Lilly, Brandi Chastain und einer Nachwuchsspielerin namens Abby Wambach, der riesiges Talent nachgesagt wurde. Deutschland hingegen hatte bei seinen drei WM-Endrunden bis dahin wenig mehr gerissen als die Messlatte.

Doch an diesem 5. Oktober 2003 sollte sich in Portland ein spektakulärer Machtwechsel vollziehen.

Mit leichtem Spiel für die USA hätten dabei ohnehin nur die Wenigsten gerechnet, schließlich hatte der Weltmeister das Viertelfinale 1999 gegen Deutschland nur äußerst knapp mit 3:2 gewonnen. Aber das glatte 3:0, das folgen sollte, überraschte alle.

Verteidigerin Kate Markgraf sprach Jahre später unverblümt davon, die Stars and Stripes seien "richtig in den Hintern getreten worden. Das ganze Spiel war eine einzige Abreibung", so die Abwehrspielerin. "Wir wurden einfach überrollt."

Der Europameister war derart überlegen, dass U.S.-Star Julie Foudy später in einem Artikel für ESPN schrieb: "Ich hatte das Gefühl, Deutschland hätte eine zwölfte Spielerin auf dem Platz."

Diesen Eindruck hatte laut eigenen Angaben auch Mia Hamm, damals unangefochten der Superstar bei den Amerikanerinnen – zum ersten und einzigen Mal in ihrer gesamten Karriere. "Einmal habe ich sogar die gegnerischen Spielerinnen durchgezählt", gab sie zu. "Es stand ja immer jemand frei. Ich musste ständig in der Defensive aushelfen."

Letztlich gewann Deutschland die WM durch einen Finalsieg gegen Schweden. Vier Jahre später verteidigte die Mannschaft als bis heute einziges Team den Titel. Seitdem ist Deutschland einer der großen Rivalen der USA.

Hätten Sie's gewusst? Das damalige Halbfinale war ein taktisches Meisterstück von Tina Theune. Die Vorbereitungsnotizen der deutschen Nationaltrainerin bieten faszinierende Einblicke. Zu sehen sind sie heute im Schaukasten des FIFA Welt Fussball Museums zur FIFA Frauen-WM USA 2003™.