Donnerstag 02 Mai 2019, 07:31

Die bescheidene Heldin aus den Frühzeiten des Frauenfussballs

  • Mia Hamm wurde in den 1990er Jahren zum Gesicht des Frauenfussballs

  • Sie verhalf den USA zu zwei Weltmeistertiteln

  • Im Rampenlicht fühlte sich Hamm nie besonders wohl

Man sprach von 'Mia Mania', einer regelrechten 'Mia-Manie'.

Sie war der erste echte Superstar im Frauenfussball – und wohin Mia Hamm auch ging, wurde sie von unzähligen jungen, enthusiastischen Fans bejubelt. Und egal wie lange es dauerte, Hamm nahm sich die Zeit, bis auch die letzte Autogrammjägerin ihr ganz persönliches Erinnerungsstück in der Hand hielt und voller Freude über die direkte Begegnung mit dem Star nach Hause ging. "Es ist sehr wichtig, dass junge Mädchen sich mit weiblichen Sportlern identifizieren können", so Hamm damals.

Doch eigentlich war die U.S.-Stürmerin ein eher zurückhaltender Star. "Ich bin eigentlich kein besonders extrovertierter Mensch", gab sie frei heraus zu. "Als Kind hielt ich mich meistens im Hintergrund. Es war für mich schon immer einfacher, über den Sport mit Menschen in Kontakt zu kommen und sie auf diese Weise kennen zu lernen. Sport war für mich immer die beste Möglichkeit, mich einzubringen."

Allerdings tat Hamm sehr viel mehr, als sich nur einzubringen. Sie zeigte herausragende Leistungen und war schon 1995, als dieses Foto aufgenommen wurde, auf dem Weg zur einflussreichsten Sportlerin ihrer Generation. Doch solche Auszeichnungen verursachten ihr stets ein leichtes Unbehagen.

"Mia wollte das Etikett "beste Spielerin der Welt" eigentlich nie, obwohl sie es natürlich eindeutig verdient hatte", meinte Trainer Tony DiCicco, unter dem sie im Nationalteam der USA spielte. "Sie schaffte es, dass die Menschen im Stadion den Atem anhielten. Das war so ziemlich das gleiche wie bei Michael Jordan im Basketball."

Vergleiche mit Jordan zog damals nicht nur DiCicco. Es gab sogar einen denkwürdigen TV-Werbespot "Mia gegen Michael", in dem die beiden Sportlegenden in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Am Ende des Clips hebelt Hamm den Basketballstar mit einem Judotrick aus und wirft ihn zu Boden.

Mia Hamm in Zahlen

  • 276 Länderspiele

  • 158 Länderspieltore

  • 2 Weltmeistertitel

  • 2 Olympische Goldmedaillen

  • 2 Mal FIFA-Weltfussballerin des Jahres

  • 5 Mal in Folge US Soccer Fussballerin des Jahres

Verdient hatte Hamm die sportliche Gesellschaft auf höchstem Niveau in jedem Fall. Sie war überaus schnell und technisch enorm versiert, gleichermaßen athletisch und elegant. Und sie beendete ihre Karriere schließlich mit mehr Länderspieltoren als je ein Mensch zuvor. Wie bei Jordan gab es auch bei ihr lange Zeit keine echten Konkurrentinnen.

ls Abby Wambach 2013 Hamms Länderspiel-Torrekord brach, gab sie zu, sich "unwürdig" zu fühlen, ihr eigenes Idol zu überflügeln. "Wenn ich in den Spiegel blicke, sehe ich keine Person, die einen solchen Einfluss auf den Fussball gehabt hat wie Mia Hamm", so Wambach damals gegenüber FIFA.com. "Was sie für den Frauenfussball getan hat, kann nicht ermessen werden. In einer perfekten Welt, und wenn ich nicht immer noch eine WM gewinnen könnte, wäre ich an dem Tag zurückgetreten, an dem ich ihren Rekord eingestellt habe."

Hamm mag zwar im Frauenfussball ähnlich herausragend gewesen sein wie Jordan im Basketball, doch ein ähnlich großspuriges Gehabe und das unerschütterliche Selbstvertrauen waren ihr fremd. So beschrieb ihre Teamkameradin Lorrie Fair sie als "den bescheidensten Superstar, den ich je gesehen habe", und DiCicco meinte, ihr Kampf gegen den Mangel an Selbstvertrauen sei eine echte Lebensaufgabe für sie gewesen.

Dass Mia Hamm die Welt trotz ihrer Unsicherheiten eroberte, macht sie für viele nur noch bewundernswerter und erleichtert es, sich mit ihr zu identifizieren. Das zeigte sich an den Zuschauermengen, die in die Stadien strömten und daran, dass nachfolgende Spielerinnen sie bis heute als große Inspiration sehen.

Hätten Sie's gewusst? Hamm gehörte zu den am besten vermarkteten Athleten ihrer Zeit. Zu den vielen Produkten, die ihr Gesicht zierten, gehörte auch dieses Nintendo-64-Computerspiel. 'Mia Hamm Soccer 64' ist eines der unzähligen interessanten Ausstellungsstücke im FIFA Welt Fussball Museum in Zürich.