Freitag 08 Oktober 2021, 08:37

Thill macht sich in Luxemburg einen Namen

  • Sebastien Thill erzielte kürzlich in der UEFA Champions League das Siegtor für Sheriff Tiraspol gegen Real Madrid

  • Kaum zu glauben, dass der Luxemburger vor 14 Monaten noch als Amateur spielte

  • Gelingt ihm in der WM-Qualifikation für Katar 2022 eine ähnliche Leistung?

Sébastien Thill – dieser Name beherrscht ein der vergangenen Woche die Schlagzeilen der Sportpresse. Der Luxemburger erzielte in der 89.Minute der Partie zwischen Real Madrid und Sheriff Tiraspol aus 18 Metern den Treffer zum 2:1-Sieg für den Klub aus Moldau - eine der größten Überraschungen der jüngeren Champions-League-Geschichte. Thill ist zudem der erste Luxemburger, der in diesem Wettbewerb einen Treffer erzielt hat.

"Das ist etwas, das mir niemand mehr nehmen kann! Ich bin sehr stolz darauf, ein kleines Kapitel in der Geschichte des luxemburgischen Fussballs geschrieben zu haben", sagte der Torschütze gegenüber FIFA.com. "Besonders toll war natürlich, dass es ein so schönes Tor war, und dann auch noch im Bernabéu-Stadion... Aber das ist schon Vergangenheit für mich. Die Euphorie hielt zwei Tage lang an. Aber jetzt denke ich nicht mehr darüber nach. Jetzt bin bei unserer Nationalmannschaft und konzentriere mich auf andere Ziele!"

Raketenhafter Aufstieg

Der 27-jährige Mittelfeldspieler hat jedenfalls keine Zeit zu verlieren. Es ist gerade einmal 14 Monate her, dass er noch als Amateur bei Progrès Niederkorn in Luxemburg spielte. Er trainierte abends auf dem Rasen, den er tagsüber als Stadtgärtner gemäht hatte. "Ich bin in sehr kurzer Zeit sehr weit gekommen. Das ist wirklich enorm! Ich denke, ich bin der lebende Beweis dafür, dass man durch harte Arbeit und Selbstaufopferung alles erreichen kann", erklärt er.

Dies gilt im Übrigen auch für die luxemburgische Nationalmannschaft. Vor fünf Jahren belegte Luxemburg in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste noch Platz 130. Seitdem aber hat sich das Großherzogtum in den Top 100 festgesetzt. An einem großen internationalen Turnier hat Luxemburg bislang noch nicht teilgenommen. In der aktuellen UEFA-Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Katar 2022™ spielen die Luxemburger in Gruppe A gegen Größen wie Portugal und Serbien munter mit. In den kommenden Tagen stehen direkte Duelle gegen diese beiden Konkurrenten auf dem Programm.

"Natürlich gehen wir mit dem Willen zum Sieg in jedes einzelne Spiel. Man kann nicht auf ein Unentschieden spielen. Mit dieser Haltung werden wir gegen diese beiden Teams antreten. In den Hinspielen haben wir eine gute erste Halbzeit gegen Portugal und eine gute zweite Halbzeit gegen Serbien gespielt. Trotzdem haben wir beide Spiele verloren. Wenn wir dieses Mal in beiden Partien zwei gute Halbzeiten spielen würden, wäre das großartig", sagte Thill, der 15 Länderspiele und zwei Tore auf dem Konto hat.

Sebastien Thill (Sheriff

Die große Kluft, die noch vor wenigen Jahren zwischen Luxemburg und diesen europäischen Größen bestand, ist jedenfalls erheblich kleiner geworden. Luxemburg musste sich zwar Portugal mit 1:3 und Serbien mit 1:4 geschlagen geben. Doch dank der Siege gegen die Republik Irland (1:0) und Aserbaidschan (2:1) sind die Luxemburger weiterhin im Rennen um die Qualifikation.

"Es versteht sich von selbst, dass ich immer noch an diese Qualifikation glaube", so Thill trotz der fünf Punkte Rückstand auf den aktuellen Tabellenzweiten Serbien. "Solange es mathematisch möglich ist, glaube ich daran. Auch sonst bin ich überzeugt, dass Luxemburg bereit ist, etwas Großes zu leisten. Wir haben die richtigen Spieler dafür. Immer mehr von uns spielen im Ausland, und das ist gut für die Nationalmannschaft. Wir sind mittlerweile zu großen Erfolgen fähig", so seine Einschätzung.

Fussball in den Genen

Serbien, Luxemburgs nächster Gegner am 9. Oktober, ist also gewarnt. Und was wäre, wenn Thill noch einmal zum Helden des Tages würde und auch gegen das Team um Aleksandar Mitrovic, den aktuell besten Torjäger in der Europa-Qualifikation (7 Treffer), den Siegtreffer erzielte? "Man darf nicht erwarten, dass ich jetzt in jedem Spiel ein Tor schieße", lacht er. "Ich habe die Befürchtung, dass die Leute mich nach meinem Tor gegen Madrid in einem anderen Licht sehen und zu viel von mir erwarten. Aber ich lasse mich nicht unter Druck setzen!"

Und dazu hat er auch gar keinen Grund, denn Sébastien Thill hat bereits viel für sein Land getan. Das Gleiche gilt für seinen Bruder Vincent (35 Länderspiele, 3 Tore), den jüngsten Torschützen in der Geschichte der luxemburgischen Nationalmannschaft (16 Jahre, einen Monat und 21 Tage). Und auch für seinen anderen Bruder, Olivier (24 Länderspiele, 2 Tore). Aber auch für ihre Eltern, Serge und Nathalie, beide ehemalige Nationalspieler. "Das liegt bei uns einfach in den Genen. Ich habe einen einjährigen Neffen, dem der Ball bereits am Fuß klebt!"

Mit anderen Worten: Den Namen Thill haben wir ganz sicher nicht zum letzten Mal gehört!