Mittwoch 24 Mai 2017, 04:53

Als die "Socceroos" den Weltmeister auf die Bretter schickten

  • Australien feierte 2001 einen sensationellen Sieg beim FIFA Konföderationen-Pokal

  • Die Socceroos besiegten den amtierenden Weltmeister Frankreich

  • Das 2001 gelegte Fundament trug maßgeblich zur gelungen Qualifikation für die FIFA Fussball-WM 2006 bei, meint Australiens Kapitän Paul Okon

Die Bilanz Australiens gegen frühere Weltmeister liest sich sehr beeindruckend. Denn die Socceroos haben Siege gegen sechs der acht Länder gefeiert, die bisher die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ gewinnen konnten. In der Liste fehlen lediglich Italien und Spanien, auf die Australien jeweils erst ein einziges Mal getroffen ist. Einen amtierenden Weltmeister haben die Australier allerdings nur ein einziges Mal bei einem Turnier bezwungen.

Das war am 1. Juni 2001 in Daegu in der Republik Korea, beim FIFA Konföderationen-Pokal 2001. Der Gegner war kein Geringerer als Frankreich in seiner bislang stärksten Phase: Nach dem Gewinn der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1998™ im eigenen Land hatten sich die Franzosen bei der UEFA EURO 2000 auch die europäische Fussballkrone aufgesetzt. Australien hingegen war zwar vier Jahre zuvor beim FIFA Konföderationen-Pokal 1997 dabei gewesen, doch bei WM-Endrunden hatte man das Team der Socceroos seit 27 Jahren vergeblich gesucht.

Wie die Partie ausgehen würde, schien angesichts dieser Ausgangssituation von vornherein klar zu sein – vielleicht sogar den Australiern. Doch nach der Partie leuchtete auf der Anzeigetafel das sensationelle Endresultat von 1:0 für Australien auf.

Im Kader der Socceroos standen damals zahlreiche in Europa aktive Spieler. Doch für den entscheidenden Moment in der Partie sorgte ein nahezu unbekannter Spieler. Stürmer Clayton Zane erzielte den einzigen Treffer der Partie nach rund einer Stunde. Zuvor hatte Frankreichs Torhüter Gregory Coupet einen Freistoß von Josip Skoko gerade noch mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken können.

Frankreich spielte ohne Zinádine Zidane und ohne Thierry Henry. Bei Australien fehlten die beiden wichtigsten Angreifer, Harry Kewell und Mark Viduka. Die Partie verlief recht ausgeglichen, doch am Ende standen die Franzosen mit leeren Händen da. Kurz vor Schluss musste Torhüter Mark Schwarzer noch einmal all sein Können aufbieten, um den Ausgleichstreffer zu verhindern. Der Schlussmann der Socceroos konnte einen Kopfball von Lauren Robert gerade noch von der Torlinie kratzen.

Australiens Kapitän Paul Okon spricht über die Partie an diesem feuchtwarmen ersten Sommertag in der Republik Korea. "Die Franzosen hatten uns offenbar nicht auf dem Niveau erwartet, auf dem wir waren", sagte er im Gespräch mit FIFA.com. "Ich bin sicher, sie hatten sich das so vorgestellt, dass sie uns quasi im Vorbeigehen besiegen würden.

Wir waren zu solch starken Leistungen in der Lage. Allerdings weiß man bei Spielen gegen Weltklasseteams eben nie, ob das reichen wird.

Damals galt Australien eigentlich immer noch als Außenseiter. Frankreich war allerdings auch nicht in Bestbesetzung angetreten. Zidane und Henry fehlten. Abgesehen davon waren die Franzosen aber durchaus gut besetzt. Wir hatten uns einfach vorgenommen, in der Partie unsere bestmögliche Leistung zu zeigen und dann zu sehen, wo wir nach 90 Minuten stehen würden. Das hat besser als erwartet funktioniert!"

Der Sieg trug immens zur Steigerung des Selbstvertrauens der Australier bei und legte somit auch das Fundament für künftige Erfolge. "Es war schon ein bisschen surreal, als wir nach dem Spiel ins Hotel zurück kamen", so Okon, der auch in der WM-Qualifikation für 2002 die australische Kapitänsbinde trug. "Die Franzosen wohnten im gleichen Hotel. Sie konnten einfach nicht fassen, was passiert war.

"Die Lektionen, die wir bei diesem Turnier gelernt haben, trugen maßgeblich dazu bei, dass wir uns für die WM-Endrunde 2006 qualifizieren konnten. Doch um bis dorthin zu gelangen, mussten wir einige Enttäuschungen wegstecken."

Die Australier müssen nicht mehr lange warten, bis sie erneut gegen einen amtierenden Weltmeister antreten können. Denn gleich in ihrem ersten Spiel beim FIFA Konföderationen-Pokal im nächsten Monat treffen sie auf Deutschland. Wird es 16 Jahre nach der Sensation von Daegu in Sotschi eine weitere große Überraschung beim FIFA Konföderationen-Pokal geben?

Wie ging es weiter? ** Australien verlor in Yokohama während eines sintflutartigen Monsungewitters das Halbfinale gegen Japan, feierte dann aber den ersten Sieg gegen Brasilien und landete auf Platz drei.

  • Frankreich gewann das Turnier und konnte diesen Triumph auch 2003 im eigenen Land wiederholen. Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ im Jahr darauf verlief für die "Bleus" überaus enttäuschend. Sie erzielten kein einziges Tor und schieden nach der Gruppenphase aus.

  • Australien verpasste die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002™ ganz knapp. Im Interkontinental-Playoff gegen Uruguay Ende 2011 zogen die "Socceroos" den Kürzeren.

  • Vier Jahre später konnten sich dann die Australier im Interkontinental-Playoff gegen die "Celeste" durchsetzen und ihre WM-Durststrecke beenden.

  • Acht australische Spieler, die bei dem Sensationssieg gegen Frankreich dabei waren, standen auch im Kader der "Socceroos" für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™.*