Sonntag 10 November 2019, 23:16

Taylor: Das "Oranje"-Herzstück

  • Niederlande erstmals seit 2005 in einem U-17-WM-Halbfinale

  • Kapitän Kenneth Taylor mit tragender Rolle

  • In der Vorschlussrunde wartet Mexiko

Vorne schießt Sontje Hansen die Tore, hinten hält Ki-Jana Hoever die Abwehr zusammen und im Mittelfeld ist Kenneth Taylor der Dreh- und Angelpunkt des niederländischen Spiels bei der FIFA U-17-Weltmeisterschaft Brasilien 2019. So ließe sich die aktuelle Erfolgsgeschichte der Niederländer treffend zusammenfassen.

"Kenneth ist der Kapitän und verlängerter Arm von unserem Trainer Peter van der Veen. Alles hört auf ihn, er geht immer voran und jeder nimmt sich ein Beispiel an ihm", bestätigte Teamkollege Naci Unuvar bereits vor dem Turnier gegenüber FIFA.com das, was sich in den letzten Spielen der Elftal am Zuckerhut verdeutlicht hat.

Der Europameister scheint rechtzeitig auf Betriebstemperatur gekommen - auch oder vor allem wegen Taylor. "Ich habe viele Aufgaben. Ich muss das Team führen, das Spiel lenken. Meine Leistungen waren am Anfang nicht gut, aber über unser Auftreten gegen Paraguay im Viertelfinale bin ich sehr zufrieden. Es war das beste Spiel bislang von uns bei diesem Turnier", analysiert Taylor und ergänzt: "Für die schlechten Leistungen in den ersten beiden Spielen gibt es allerdings keine Ausreden. Da waren wir einfach nicht gut." Seine eigene Leistungen sind dabei ein Spiegelbild des gesamten Teams.

In der Gruppenphase gab es zum Auftakt zwei Niederlagen gegen Japan (0:3) und Senegal (1:3). Das frühe Aus drohte. Trainer van der Veen schob vor dem "Endspiel" gegen die USA (4:0) Hoever von rechts in die Innenverteidigung und Hansen vom Flügel ins Sturmzentrum. "Wenn man zweimal in Folge verliert, muss man halt etwas ändern", betonte der Coach. "Kenneth macht das überragend. Wenn wir während des Spiels oder in der Halbzeit taktisch etwas verändern, kümmert er sich auf dem Platz darum, dass es umgesetzt wird. Daher ist er enorm wichtig für uns."

Für seinen Trainer sind die Positionsrochaden überhaupt kein Problem. "Da muss man zuerst einmal unseren Nachwuchsakademien ein großes Kompliment machen. Dort werden die Spieler entsprechend ausgebildet, dass sie nicht auf eine Rolle festgelegt sind. Darauf haben wir bei der Kaderplanung für dieses Turnier Wert gelegt."

Besonders die Ausbildung von Ajax Amsterdam hat sich nicht erst seit Matthijs de Ligt (Juventus Turin) oder Frenkie de Jong (FC Barcelona) einen Namen gemacht. Schon in den 1990er Jahren kamen zahlreiche später Weltklasse-Spieler aus der Talentschmiede des niederländischen Rekordmeisters.

Und die nächste Generation ungeschliffener Diamanten glänzt schon wieder: Gegen die Albirroja standen gleich sieben Ajax-Akteure in der Startelf, darunter Taylor, Unuvar und Devyne Rensch (siehe Foto).

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Auch im Viertelfinale gegen Paraguay war die Nummer sechs einer der besten Niederländer. Als Abräumer unterband er immer wieder schon an der Mittellinie Angriffe der Südamerikaner und leitete mit Ballgewinnen zwei Treffer ein, einer davon wurde aber wegen eines späteren Fouls im Strafraum wieder aberkannt.

"Im Verein agiere ich etwas offensiver und gebe noch mehr Vorlagen. Bei der Nationalmannschaft ist mein Fokus erst einmal auf der Defensive", verrät Taylor FIFA.com. Dies hinderte ihn aber keineswegs daran, in der Schlussphase selbst bis an den gegnerischen Strafraum zu gehen. "Ich hatte noch etwas Benzin im Tank, daher musste ich das einfach versuchen. Beinahe hätte es sogar mit einem Treffer geklappt. Schade!"

Erstmals seit 2005 steht Oranje wieder in der Runde der letzten Vier einer FIFA U-17-WM. Damals holte das Team Bronze. In der Runde der letzten Vier wartet in Brasilien das Team aus Mexiko - gegen eben jene El Tri verloren die Niederländer vor 14 Jahren ihr Halbfinale. "Kein Problem. Wir sind jetzt richtig im Turnier drin und wollen den Titel."