Stratigakis – Kanadas Kapitänin und Herzschlag

Die Strategie legt per Definition einen grundsätzlichen und zielorientierten Plan zur Erreichung eines Zieles fest. Die Kunst auf dem Spielfeld die Fäden zu ziehen, vorauszudenken und somit die taktischen Vorgaben umzusetzen, ist Sarah Stratigakis also quasi schon mit dem Namen in die Wiege gelegt worden. "Sarah ist der Herzschlag unseres Spiels. Wenn sie den Ball am Fuß hat, dann sind wir gefährlich", schwärmt ihre Trainerin Beverly Priestman über ihre Spielführerin. "Wir hoffen, dass Sarah für uns mit ihrer Erfahrung in diesem Turnier noch weiterhin sehr wertvoll sein wird."

Kanadas Nummer acht ist die zentrale Figur im Spiel der Ahornblätter. In der Mixed Zone nach dem Auftaktspiel bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2016 stand FIFA.com eine für ihr Alter schon sehr abgeklärten und souveränen jungen Frau gegenüber. Nicht nur auf dem Platz strahlt sie eine gewisse Selbstsicherheit aus, sondern auch abseits des grünen Rasens und vor dem Mikrofon.

"Ich versuche eine Führungspersönlichkeit zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Es ist mir sehr wichtig, dass wir als Teams bestmöglich zusammenhalten", weiß die 1,61m große Technikerin um ihre Rolle als Spielführerin." Bereits im ersten Spiel in Jordanien konnte die Rechtsfüßerin direkt ein Beispiel für ihre Führungsqualitäten und Nervenstärke abliefern. In einem "chaotischen Spiel", so beschrieb Trainerin Priestman den Auftakt gegen Kamerun, lag Kanada nach einer frühen Führung bis spät in die zweite Hälfte mit 2:1 zurück und ein Tor aus dem Spiel heraus lag in Irbid nicht unbedingt in der Luft. Doch dann bekam das Team einen Elfmeter zugesprochen.

"Wir lagen zurück und es sah nicht gut aus für uns und ich wusste, dass dies ein Wendepunkt sein kann", beschreibt Stratigakis gegenüber FIFA.com in der Mixed Zone die Situation. Einige Spielertypen würden sich nach der Realisation dieser Tatsachen vielleicht verstecken. Aber nicht Kanadas Nummer acht! "Ich wollte dem Team helfen und wusste, dass ich die Mannschaft hinter mir habe. Es war klar, dass der Elfmeter verwandelt werden musste, um das Spiel noch zu drehen. Deswegen habe ich mir direkt den Ball geschnappt und wollte ihn reinhauen." Gesagt, getan. Unhaltbar ins obere rechte Eck setzte sie den Ball – beeindruckend!

Doch woher kommt diese Reife mit erst 17 Jahren? Und wie kann es sein, dass ihre Trainerin bei einer so jungen Spielerin schon das Wort Erfahrung in den Mund nimmt?

"Sarah ist ein perfektes Beispiel für unsere neue Ausrichtung der Jugendarbeit. Wir möchten Spielerinnen, die es perspektivisch in die A-Nationalmannschaft schaffen", verriet uns der extra für die WM angereiste Trainer der Frauen A-Nationalmannschaft Kanadas und Leiter des Jugend-Programms John Herdman. "Sie verfügt über das Gespür zu wissen, wann sie passen und wann sie mit Ball laufen muss. Außerdem bringt sie die technischen Fähigkeiten mit, beides zu können. Deswegen trainiert sie auch schon mit dem A-Team."

Bereits mit 15 Jahren war die zentrale Mittelfeldspielerin bei der FIFA U-17-Frauen-WM 2014 in Costa Rica dabei. Mit 16 Jahren hatte sie Einsätze in der U-23 bei den Panamerikanischen Spielen 2015 in Toronto und lief an der Seite von den A-Nationalspielerinnen Ashley Lawrence oder Kadeisha Buchanan auf. Und wenn alles nach Plan läuft, wird sie mit jetzt 17 Jahren in den Kader für die FIFA U-20-Frauen-WM 2016 in Papua-Neuguinea berufen. Aktuell trainiert sie sogar schon mit der A-Nationalmannschaft. Das Wort Erfahrung mutet angesichts dieser Tatsachen also doch nicht mehr so suspekt an.

"Diese Turniere sind sehr wichtig für die jungen Spielerinnen. Hier werden sie auf dem internationalen Top-Level gefordert und können wertvolle Erfahrungen sammeln", so John Herdman. Genau dies war so eine wichtige Erfahrung. Zu wissen, dass man bei einer WM in schwierigen Situationen die Nerven behält. Wir dürfen gespannt sein, was wir bei diesem Turnier und in der Zukunft noch von Sarah Stratigakis sehen werden.