Mittwoch 30 November 2016, 09:22

Skrabbbs Scorpion-Kick in den Winkel

Kennen Sie den Scorpion-Kick? Vielleicht ist ihnen der Begriff als solcher unbekannt, aber ganz sicher können Sie sich an jene verrückte Parade des ehemaligen kolumbianischen Nationaltorwarts Rene Higuita erinnern, der einst im September 1995 in einem Freundschaftsspiel gegen England im Wembley-Stadion eine Flanke Jamie Redknapps mit besagtem Scorpion-Kick entschärfte, als er senkrecht nach vorne sprang und den Ball kopfüber mit beiden Hacken klärte.

Man kann diesen Kick aber auch benutzen, um genau das Gegenteil zu tun: einige wenige Fussballer konnten ihn bereits dazu nutzen, auf der anderen Seite des Platzes ein Tor zu erzielen. Ein ganz besonders schönes Exemplar dieses Tors gelang zuletzt Simon Skrabb - was mindestens ebenso spektakulär aussah wie Higuitas Parade und ihm zurecht eine Nominierung für den FIFA Puskás-Preis für das schönste Tor des Jahres einbrachte.

Doch der Reihe nach: Wir schreiben den 31. Oktober 2015 und Gefle IF tritt zu Hause in der schwedischen ersten Liga am letzten Spieltag gegen den bereits feststehenden Absteiger Atvidabergs FF an, der den Angreifer Simon Skrabb in seinen Reihen hat. Der damals 20-jährige Finne hat bis dato drei Ligatore auf seinem Konto – sein viertes sollte unvergesslich werden.

Gerade einmal zwölf Minuten sind gespielt, als Kristian Bergström eine scharfe Flanke von links in den Strafraum brachte. Skrabb ist eigentlich schon zu weit nach vorne geeilt und steht schon fast im Fünfmeterraum – doch geistesgegenwärtig reißt er das linke Bein in die Luft und erwischt den rasant vorbeifliegenden Ball gerade noch mit der Hacke, so dass er zielgenau und wuchtig rechts oben im Winkel zum 1:0 für die Gäste einschlägt. Die ganze Mannschaft ließ es sich nicht nehmen, über das Feld zusammenzulaufen und Skrabb für dessen einmaligen Treffer zu gratulieren. Der konnte es selbst kaum fassen und nahm voller Verwunderung immer wieder die Hand vor den Mund.

Klar, dass dieser Treffer zum schönsten Tor des Jahres in Schweden gewählt wurde. "Ich wollte den Ball einfach irgendwie aufs Tor kriegen, irgendwie einen Abschluss hinbekommen. Das ging mir durch den Kopf, aber am Ende ging ja alles gut", sagte Skrabb, der 2011 schon einmal Schlagzeilen schrieb, als er als 16-Jähriger zum jüngsten Torschützen jemals in der ersten finnischen Liga avancierte. "Ich habe im Training ein bisschen Fallrückzieher und andere akrobatische Abschlüsse geübt, aber das ist etwas komplett neues für mich. Viele Leute haben davon gehört und mir gratuliert, das hat Spaß gemacht. Das Telefon stand nicht still."

Pikante Randnotiz: Nach dem Abstieg Atvidabergs wechselte Skrabb ausgerechnet zu Gefle – jener Mannschaft, gegen die er sein Traumtor erzielte. Das dürfte in der Kabine sicher für die eine oder andere Bemerkung gesorgt haben. Und nun könnte der Treffer sogar den FIFA Puskás-Preis erhalten – auch wenn Skrabb da ein wenig pessimistisch ist: "Es ist natürlich ein echter Nachteil, gegen Messi und Neymar antreten zu müssen. Ihre Fanseiten haben mehr Menschen als die ganze nordische Region zusammen. Aber man darf immer hoffen." Und mit solch einem Treffer kann man sogar ein wenig mehr als nur hoffen. Die Fans dürfen mit abstimmen – noch bis zum 2. Dezember! Geben Sie JETZT noch Ihre Stimme ab!