Skorovich und Giustozzi haben das Wort

Sieben Spiele und am Ende der große Sieg. Das ist genau der Weg, den ein Team zurücklegen muss, um die FIFA Futsal-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das wissen auch Russland und Argentinien, die sich am Samstag, 1. Oktober, im Finale von Kolumbien gegenüberstehen.

So beschloss FIFA.com, vor dem entscheidenden Duell den Trainern der beiden Finalisten genau sieben Fragen zu stellen. Diesen stellten sich Sergey Skorovich (43 Jahre, sieben davon als Trainer Russlands, bei seiner zweiten Weltmeisterschaft) und Diego Giustozzi (38 Jahre, drei davon als Trainer Argentiniens, bei seiner ersten WM-Endrunde).

Wenn Sie einen Grund nennen müssten, warum Ihr Team im Finale steht, welcher fällt Ihnen dann ein? Skorovich: Ich könnte nicht einen Grund alleine anführen. Es gibt zahlreiche Faktoren, die dazu beigetragen haben. Ein Team ist ein Kollektiv von einzelnen Spielern, die alle etwa auf dem gleichen Niveau sein sollten. Sie müssen außerdem topfit und auch taktisch flexibel sein. Je besser es um diese Faktoren bestellt ist, desto größer sind deine Erfolgschancen.

Giustozzi: Es ist uns gelungen, in jeder Spielsituation eine bessere Lösung als unsere jeweiligen Gegner zu finden. Es gab die unterschiedlichsten Situationen und wir haben uns stets gut angepasst. So haben wir auch manche Siege auf ganz andere Weise errungen als sonst. Wir waren bislang mental, technisch und taktisch unseren jeweiligen Gegnern überlegen.

Wann haben Sie erkannt, dass Ihr Team eine gute Chance hat, das Finale zu erreichen? Skorovich: Wir wussten, dass wir eine schwere Gruppe hatten, und deswegen sind wir das Ganze erst einmal Spiel für Spiel angegangen. Der Augenblick der Wahrheit war das Achtelfinale gegen Spanien. Wir haben gut gespielt und gegen einen sehr schwierigen Gegner gewonnen. Darüber hinaus haben wir auch einige wichtige Lektionen gelernt.

Giustozzi: Nun, nach einem Gespräch mit dem Team nach der Partie gegen Costa Rica. Der Sieg gegen Kasachstan hat die Mannschaft sehr beruhigt. Wir haben das dann gegen die Salomon-Inseln und Costa Rica gemerkt. Wir haben uns mit den Spielern unterhalten und feststellen können, dass sich bei einigen die Einstellung geändert hatte. Das konnte man auch im Training feststellen. Gegen die Ukraine dann war zu sehen, dass die Botschaft angekommen war. Von da an lief alles wie von selbst.

Gab es einen Gegner, der Sie sehr beeindruckt hat? Skorovich: Argentiniens Ordnung und Flexibilität, und zwar während des gesamten Turniers. Sie sind topfit und äußerst flexibel. Es dürfte ein sehr schwieriges und gleichzeitig sehr interessantes Spiel werden.

Giustozzi: Mich hat überrascht, wie sehr sich das russische Team gegenüber den Auftritten bei der Europameisterschaft im Februar gewandelt hat. Sie sind jetzt viel dynamischer und harmonieren auch als Team besser. Früher haben sie sich stark an die brasilianische Spielweise angelehnt, jetzt sind es die Brasilianer, die sich an der mannschaftlichen Geschlossenheit der Russen orientieren.

Wenn Sie einen Spieler aus der gegnerischen Mannschaft auswählen dürften, wer wäre es? Skorovich: Ich glaube, dass die besondere Stärke des argentinischen Spiels das kollektive Auftreten ist. Das überlasse ich also meinem Kollegen. Er hat gute Spieler, aber ich möchte mich auf die vierzehn konzentrieren, die ich zur Verfügung habe.

Giustozzi: Eder Lima. Alles, was er macht, hat einen Sinn. Er kann ein Spiel blind lesen und ist ein großer Vollstrecker. Ich würde ihn stehlen oder bekomme ich ihn mitgebracht (lacht)?

Wie würden Sie Ihren Kollegen im Finale beschreiben? Skorovich: Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich habe großen Respekt vor ihm. Er hat sich das Endspiel verdient und sein Team hat großen Eindruck hier im Turnier hinterlassen. Es steht außer Frage, dass er großartige Arbeit geleistet hat.

Giustozzi: Er ist ein sehr erfahrener Trainer und hat schon einige Spiele wie das bevorstehende hinter sich. Das hat er mir als Trainer voraus. Ich kenne ihn kaum, aber er lässt sein Team auf beeindruckende Weise spielen. Sie waren früher von Einzelspielern geprägt, jetzt sind sie ein Kollektiv. Das ist ihm zu verdanken.

Glauben Sie, dass Kolumbien 2016 für eine neue Ordnung im Futsal gesorgt hat? Skorovich: Im Sport zählt immer das hier und jetzt. Die Geschichte und die Statistik befassen sich mit Vergangenem. Wir konnten sehen, wie sich der Futsal weiterentwickelt hat und dass immer mehr Länder auf sehr hohem Niveau spielen. Vielleicht gab es deswegen so viele Überraschungen unter den letzten vier Teams des Turniers.

Giustozzi: Das kann man so sagen. Bislang waren es nur Worte, aber jetzt kann man sehen, dass die Globalisierung und die Professionalisierung unseres Sports zu einem wesentlich höheren Niveau beigetragen haben. Die wichtigen Spiele werden nicht nur durch einen großen Namen gewonnen. Die Ergebnisse haben es deutlich gezeigt: Wer nicht hart arbeitet, scheidet aus.

Was würde ein Titelgewinn für den Futsal in Ihrem Land bedeuten? Skorovich: Für Russland wäre es ein Riesenerfolg. Wir sind ein großes Sportland und wir lieben den Futsal. Die Medien berichten davon, viele Leute haben unsere Spiele gesehen… Wir wären sehr stolz, wenn wir den Titel hohen würden.

Giustozzi: In Argentinien ist Futsal kein Geschäft oder Arbeit, es ist eine Leidenschaft. Was hier geschieht, wird mit dem Herzen erlebt, deswegen würden wir übergroßes Glück empfinden. Darüber hinaus würde die Professionalisierung im Futsal bei uns weiter voranschreiten. Wir wären dann endgültig unter den Großen im Land angekommen.