Freitag 29 Juli 2016, 10:40

Schweinsteiger beendet das Kapitel Nationalmannschaft

Bastian Schweinsteiger hat heute Bundestrainer Joachim Löw mitgeteilt, dass er in Zukunft nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft berücksichtigt werden möchte. Der Kapitän der DFB-Elf bestritt exakt 120 Länderspiele für den amtierenden Weltmeister.

"Jogi Löw wusste wie viel mir die EM 2016 in Frankreich bedeutet hat, denn ich wollte diesen Titel unbedingt gewinnen, den wir seit 1996 nicht mehr nach Deutschland holen konnten. Es sollte nicht sein und ich muss es akzeptieren", sagte der 31-jährige Mittelfeldspieler von Manchester United FC. "Mit dem Gewinn des Weltmeistertitels 2014 ist uns historisch und auch emotional etwas gelungen, was sich in meiner Karriere nicht wiederholen lässt. Deshalb ist es richtig und vernünftig nun Schluss zu machen und der Mannschaft für die Qualifikation und die WM 2018 das Allerbeste zu wünschen."

Schweinsteiger spielte seit seinem 13. Lebensjahr für den FC Bayern München, wo er 2002 in den Profikader stieß und im selben Jahr in der UEFA Champions League sein Profidebüt gab. In seiner Vereinskarriere wurde er bisher mit den Bayern acht Mal Deutscher Meister und sieben Mal DFB-Pokal-Sieger (beides ist ein nationaler Rekord), zudem gewann er 2013 die UEFA Champions League, den UEFA-Superpokal und die FIFA Klub-Weltmeisterschaft. Vergangenen Sommer wechselte er zu Manchester United, wo er 2016 den Sieg im FA Cup feiern durfte.

Prägende Figur des Sommermärchens Kurz vor der UEFA EURO 2004 gab Schweinsteiger in einem Testspiel gegen Ungarn (0:2) sein Debüt in der A-Nationalmannschaft, ehe er beim Vorrundenaus in Portugal in allen drei Partien zum Einsatz kam.

Beim Sommermärchen zwei Jahre später, der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ im eigenen Lande, sollte er dann eine tragende Rolle spielen – damals spielte er übrigens noch auf den Flügeln. In sechs der sieben Partien stand er in der Startelf, lediglich im Halbfinale, als Deutschland nach Verlängerung gegen den späteren Weltmeister Italien scheiterte, wurde er eingewechselt. Im Spiel um Platz drei gegen Portugal (3:1) erzielte er zwei Tore, bereitete das Eigentor von Petit vor und wurde danach zum Man of the Match gewählt.

Bei den Europameisterschaften 2008 (Endspielniederlage gegen Spanien) und 2012 (erneut Halbfinalaus gegen Italien) war Schweinsteiger einer der prägenden Spieler der Mannschaft, doch es waren vor allem die FIFA-Fussball-Weltmeisterschaften™, bei denen er sich in den Mittelpunkt spielen konnte.

Nachdem ihn der damals neue Bayern-Coach Louis van Gaal 2009/10 erstmals im zentralen defensiven Mittelfeld eingesetzt hatte, wurde er für den Rest seiner Karriere auf dieser Position heimisch, erreichte absolutes Weltklasseniveau und setzte sich dort auch in der Nationalmannschaft fest. Bei der FIFA-Fussball-WM 2010™ in Südafrika war er einer der Mittelfeldanker einer jungen deutschen Elf, deren Stärke man vor dem Turnier nicht recht einschätzen konnte, die dann aber mit einer frischen und unbekümmerten Spielweise große Siege gegen England (4:1, Achtelfinale) und Argentinien (4:0, Viertelfinale) feierte, bevor im Halbfinale gegen den späteren Turniersieger Spanien (0:1) Schluss war.

Höhepunkt in Rio Den von ihm in seiner Rücktrittserklärung angesprochenen Höhepunkt sollte er vier Jahre später bei der FIFA-Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ in Brasilien erreichen. Eine gereifte deutsche Mannschaft stürmte ins Endspiel von Rio de Janeiro vor, sorgte beim 7:1 im Semifinale gegen Brasilien für eines der historischten Spiele der Fussballgeschichte und wurde dann von Schweinsteiger im Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) mit einer seiner besten Karriereleistungen zum vierten WM-Titel geführt. Im Anschluss an dieses Turnier übernahm er von Philipp Lahm die Kapitänsbinde der Nationalelf.

Beim Ausscheiden im Halbfinale der UEFA EURO 2016 gegen Gastgeber Frankreich (0:2) vor wenigen Wochen bestritt Schweinsteiger sein 120. Länderspiel (24 Tore) und befindet sich damit in der ewigen Einsatzrangliste der deutschen Nationalmannschaft auf Rang vier hinter Lothar Matthäus (150 Spiele), Miroslav Klose (137) und seinem langjährigen Nationalmannschafts-Weggefährten Lukas Podolski (129).

In der Qualifikation zur FIFA-Fussball-WM Russland 2018™ trifft Deutschland in der Gruppe C nun ohne eine lange Jahre prägende Figur auf die Tschechische Republik, Nordirland, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino. Außerdem muss der amtierende FIFA-Weltmeister nun einen neuen Kapitän bestimmen, der das Team beim FIFA Konföderationen-Pokal Russland 2017 anführen soll.