Mittwoch 04 August 2021, 02:22

Schweden und Kanada wollen Geschichte schreiben

  • Im Spiel um die Goldmedaille treffen Schweden und Kanada aufeinander

  • Christine Sinclair bestreitet erstmals ein Finale eines globalen Turniers

  • Aufstrebende Stars und unverwüstliche Veteraninnen im Finale von Tokio 2020

Echte Premieren gibt es im Fussball nicht mehr allzu oft, doch das Olympische Fussballturnier der Frauen endet am Freitag mit der hundertprozentigen Garantie, eine solche Premiere zu erleben. Wie auch immer es ausgeht - fest steht bereits jetzt, dass ein neuer Olympiasieger gekrönt wird, wenn Schweden und Kanada das Spiel um die Goldmedaille bestreiten und versuchen, die vierte Nation zu werden, die auf diesem besonderen Podium steht. Beide Teams wissen, dass ein Sieg der größte Erfolg in der Geschichte ihrer jeweiligen Nationen wäre. Und da es um so viel geht, haben die Spielerinnen auf dem Feld die einmalige Chance, zu nationalen Heldinnen zu werden.

Das Spiel

Freitag, 6. August

Schweden - Kanada Olympiastadion, 11:00 Ortszeit (4.00 MESZ)

Im Blickpunkt

Sinclairs lange Wartezeit endet Sie hat mehr Länderspieltore erzielt als irgendjemand sonst auf der Welt in der Geschichte des Frauen- und Männerfussballs. Aber die mittlerweile 38-jährige Christine Sinclair, Veteranin von fünf FIFA Frauen-WM-Endrunden und vier Olympischen Fussballturnieren, hat noch nie im Finale eines großen internationalen Turniers gestanden. Doch das ändert sich nun. Nach den Bronzemedaillen 2012 in London und 2016 in Rio hat sie nun die Chance, ihrer schillernden Karriere endlich auch goldenen Glanz zu verleihen. "Unser erstes Ziel haben wir schon erreicht: eine Medaille in einer anderen Farbe", sagte Sinclair, nachdem sie im Halbfinale gegen die USA "ein wenig Revanche" genommen hatte. "Jetzt, wo wir im Finale stehen, geht es ums Ganze!" "Golden Oldies" machen ihrem Namen alle Ehre Auch wenn Sinclair herausragt, ist sie bei weitem nicht die einzige Veteranin, die eine wichtige Rolle spielen wird. Auch Sophie Schmidt (33) hat ihre Erfahrung aus 16 Jahren und mehr als 200 Länderspielen in die Waagschale geworfen, und Torhüterin Stephanie Labbe (34) zeigte bereits mehrere Glanzparaden. Auch das schwedische Team ist um einen überaus erfahrenen Kern herum aufgebaut, mit der 36-jährigen Spielführerin Caroline Seger - der europäischen Rekordhalterin bei Länderspieleinsätzen - als ruhige und elegante Mittelfeldregisseurin. Torhüterin Hedvig Lindahl (38) zeigte schon in Rio ihr ganzes Können, doch so stark wie bei ihrer mittlerweile fünften Olympiateilnahme wirkte sie noch nie.

Jessie Fleming #8 of Canada celebrate

Der Nachwuchs wird erwachsen Während die erfahrenen Spielerinnen weiterhin dem Alter trotzen, blüht bei Kanada und Schweden eine jüngere Generation auf der großen Bühne auf. Die betreffenden Spielerinnen beweisen einmal mehr, dass die FIFA-Nachwuchsturniere nach wie vor die richtigen Veranstaltungen sind, um erste Blicke auf die zukünftigen Stars des Fussballs zu werfen. So war Stina Blackstenius, die bislang erfolgreichste Torjägerin Schwedens hier in Japan, vor fünf Jahren Torschützenkönigin bei der FIFA U-20-Frauen-WM in Papua-Neuguinea.

Jessie Fleming, Kanadas erfolgreiche Schützin beim Halbfinalsieg gegen die USA, sammelte ihre ersten internationalen Erfahrungen ebenfalls bei Nachwuchsturnieren, nämlich bei der FIFA U-17-Frauen-WM Costa Rica 2014 und der FIFA U-20-Frauen-WM in ihrem Heimatland im gleichen Jahr. Fleming tritt gegen eine ihr bestens bekannte Gegnerin an, nämlich Magdalena Eriksson, ihre Spielführerin bei Chelsea. "Ich habe nach Kanadas erstem Sieg mit Jessie Kontakt aufgenommen. Ich habe ihr geschrieben: 'Ich hoffe, wir sehen dich im Finale'", sagte die Spielführerin von Chelsea. "Damals war es eigentlich eher ein Scherz, aber ich bin sehr froh, dass er wahr geworden ist. Es ist so cool, dass sie ein so gutes Turnier gespielt hat, denn Jessie trainiert unglaublich hart und hat alles, was sie erreicht hat, wirklich verdient."

Neue Bewährungsprobe für Schwedens Elfmeter-Heldin? Die beiden Teams trafen auch beim letzten großen internationalen Turnier aufeinander, der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019™. Viele Fans erinnern sich noch, dass damals zwei Spielerinnen mit ganz unterschiedlichem Erfahrungsreichtum den Ausschlag zugunsten der Skandinavierinnen gaben: Blackstenius erzielte das einzige Tor der Partie und Lindahl hielt einen Elfmeter von Janine Beckie. Die erfahrene Torhüterin sprach damals davon, dass sie Beckie und ihre Gewohnheiten beim Elfmeterschießen sehr gut kennt. Fleming dürfte sich mit ihrem äußerst präzise erzielten Treffer im Halbfinale als Elfmeterschützin fest etabliert haben. Und so stellt sich die Frage, ob Torhüterin Lindahl bei einem Strafstoß Flemings erneut das bessere Ende für sich hätte...