Samstag 14 März 2020, 12:40

Auf der Jagd nach dem Stadionrekord

  • Federico Roccio hat 603 Stadien in 42 Ländern besucht

  • Bei seinem Heiratsantrag und in den Flitterwochen drehte sich alles um Fussball

  • In zwei Stadien kamen ihm die Tränen

"Ich habe immer davon geträumt, meine Flitterwochen in der Karibik zu verbringen", erzählt Eleonora Davi, eine 26-jährige Italienierin, gegenüber FIFA.com. "Ich und mein Mann in einem romantischen Hotel, weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser, exotische Cocktails…"

Eleonora besuchte in ihren Flitterwochen innerhalb von nur 14 Tagen nicht weniger als 28 Stadien und sah 15 Fussballspiele! Denn sie hatte Federico Roccio geheiratet, Spitzname 'The Stadium Hunter', der seine persönliche "Jagd"-Ausbeute in den Flitterwochen auf 603 Stadien in 42 Ländern erhöhte.

Doch wie entwickelte sich Federicos Leidenschaft?

"In der Saison 2007 war ich bei allen Heimspielen gewesen und hatte im Mai nur ein Ziel: das Finale der UEFA Champions League gegen Liverpool in Athen. Ich hatte einen hitzigen Streit mit meinem Vater. Ich lebte noch unter seinem Dach. Und weil ich noch minderjährig war, wenn auch schon 17 Jahre und 11 Monate alt, musste ich ihm gehorchen und bin nicht hingefahren.

"Die zweite Phase begann dann 2009. Ich flog mit ein paar Freunden, von denen die meisten vier, fünf Jahre älter als ich waren, zum Auswärtsspiel nach Catania. Sie sprachen darüber, in wie vielen Stadien sie schon gewesen waren, und sie machten sich ein bisschen über mich lustig, weil es bei mir ja noch sehr wenige waren.

"Von nun an fuhr ich zu Stadien in ganz Italien und auch in Frankreich, der Schweiz und anderen Nachbarländern. Ich wurde regelrecht süchtig danach. Und ehe ich mich versah, war es der Mittelpunkt meines Lebens geworden: ich reiste zu Fussballstadien in England, Deutschland, Spanien – einfach überall."

"Wir lernten uns im Schwimmbad kennen", erzählt Eleonora. "Wir arbeiteten dort beide als Bademeister. Federico war ja regelrecht süchtig nach allem, was mit Fussball zu tun hatte. Ich hingegen hatte mit Fussball eigentlich gar nichts am Hut.  Meine besten Freundinnen haben mich gewarnt, dass jemand, der den Fussball so sehr liebt, im Herzen keinen Platz für irgendetwas anderes hat."

"Ja, das stimmt!",  so Eleonora kichernd. "Unsere erste gemeinsame Reise ging nach Korsika. Ich dachte, 'Wie romantisch.' Ich dachte, wir würden am Abend schön essen gehen, da eröffnete mir Federico, dass er Tickets für das Zweitligaspiel Bastia gegen Clermont-Ferrand hatte. Ich dachte 'Uff'.

Mit seiner damaligen Freundin an seiner Seite – den Heiratsantrag machte Federico ihr natürlich im San-Siro-Stadion in Mailand – wurde die Stadionjagd noch etwas intensiver. Seine Arbeit als Küchenchef (er kochte für Rino Gattuso, Alexandre Pato, Filippo Galli, Brendan Rodgers und Claudio Ranieri) ermöglichte ihm, jeweils für kurze Zeit in verschiedenen Ländern zu leben und dort noch mehr Stadien zu besuchen. Und in welchem der 603 Stadien, die er bislang kennt, war die Atmosphäre am besten?

Im 'Paradies' (Spitzname des Celtic Park) war ich zum ersten Mal beim Champions-League-Spiel Celtic gegen AC Mailand. Mailand gewann mit 3:0 – und nach dem Schlusspfiff kamen die Celtic-Fans in den Block unter den Rossoneri-Fans, applaudierten und warfen uns ihre Schals als Geschenk zu. Was für eine Geste!"

Und ich schäme mich nicht, das zu sagen: In diesen beiden Stadien kamen mir die Tränen. Ich liebe die Fans von Celtic und die der Boca Juniors.

"Und in Griechenland ist es ganz ähnlich. Hier dreht sich alles um Olympiakos, Panathinaikos, AEK, PAOK, Aris Thessaloniki. Bei jedem Spiel, das ich in Griechenland sah, war die Atmosphäre ganz besonders. Die Fussball-Leidenschaft in Griechenland und Argentinien ist noch verrückter als verrückt.

"Fussball ist für mich weit mehr als nur das Spiel selbst. Es geht um die Planung der Reise zum Spiel, per Flugzeug, Zug oder Bus, die typischen Gerichte der Stadt, lokale Biersorten – die ganze Atmosphäre. Die Fangesänge, die Banner und Fahnen und natürlich darum, Fans zu treffen und Freundschaften zu schließen."