Mittwoch 17 Februar 2016, 16:01

Sarah Walsh: Einsatz für den Frauenfussball auch abseits des Spielfelds

Sarah Walsh gibt gern zu, dass sie früher nie gedacht hätte, eines Tages zur allgemeinen Entwicklung des Frauenfussballs auch abseits des Spielfelds beizutragen. Die leichtfüßige Angreiferin nahm 2004 an den Olympischen Spielen und 2007 an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft teil™ und erzielte in insgesamt 70 Länderspielen für Australien beeindruckende 32 Tore. Die Stürmerin aus Sydney war neun Jahre lang eine wichtige Akteurin in den Reihen der Matildas, die in dieser Zeit enorme Fortschritte auf der internationalen Bühne machten.

Heute leistet Walsh auf ganz andere, aber nicht minder wertvolle Weise ihren Beitrag zur Entwicklung des Frauenfussballs in Down Under, nämlich in ihrer Rolle als Entwicklungsbeauftragte für den Frauenfussball im australischen Fussballverband FFA (Football Federation Australia).

Die FIFA stellte die Mittel für die Teilnahme von 33 Frauen aus aller Welt am ersten Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften (Female Leadership Development Programme, FLDP) bereit, eines von neun Frauenfussball-Entwicklungsprogrammen, die die FIFA für ihre Mitgliedsverbände anbietet. Ebenso wie ihre Kolleginnen aus anderen Verbänden hat auch Walsh ein neunmonatiges Projekt absolviert, das auf spürbare Erfolge für den Frauenfussball vor Ort abzielt. Walsh entschied sich dafür, ein landesweites Programm mit dem Titel Frauenfussballwoche (Female Football Week) zu koordinieren, das vom 8. bis 14. März in Australien stattfindet.

FIFA.com traf sich mit der ehemaligen Nationalstürmerin, um zu erfahren, welche Vorteile diese Initiative bietet und wie das Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften auch anderen Mitgliedsverbänden rund um den Globus zugute kommen kann.

FIFA.com: Bald beginnt in Australien die erste 'Woche des Frauenfussballs.' Worum genau geht es bei dieser Initiative? Sarah Walsh: Die Ziele der landesweiten Woche des Frauenfussballs sind vielfältig, doch in erster Linie zielt sie natürlich darauf ab, ganz allgemein die weibliche Beteiligung in allen Bereichen des Fussballs zu stärken. Es geht darum, den Frauenfussball zu entwickeln und die Anzahl der Frauen zu erhöhen, die im Fussball aktiv sind. Mit "alle Bereiche" meine ich Spielerinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen und Spieloffizielle. Es geht auch darum, ein geeignetes Umfeld zu schaffen, den Wunsch nach mehr Frauen im Fussball auszudrücken und insgesamt die weibliche Seite des Fussballs zu würdigen.

Alle Ebenen des australischen Fussballs werden im Laufe der Woche auf unterschiedliche Weise beteiligt sein, von Aktivitäten auf Vereinsebene bis hin zu Auftritten von Nationalspielerinnen bei Veranstaltungen. Es wird zahlreiche Aktivitäten geben, von Fussballcamps vor Ort über Trainerkurse bis hin zu Angeboten von A-League-Klubs, und noch eine Menge mehr.

Warum wird diese Woche genau jetzt gestartet? Zum einen fällt sie so mit dem Internationalen Frauentag am 8. März zusammen. Wichtiger ist jedoch, dass sie auch im Vorfeld der anstehenden Breitensportwettkämpfe in der bevorstehenden Wintersaison liegt.

Wie können Sie den Erfolg der Aktion beurteilen? Natürlich ist die Teilnehmerzahl während der Woche eine wichtige Kennzahl. Langfristig ist es allerdings sehr viel schwerer, den Einfluss auf die weibliche Teilhabe direkt zu messen. Nach unserer Kampagne "Play Football" gab es jedenfalls einen landesweiten Anstieg. Nach der Woche des Frauenfussballs erwarten wir einen ähnlichen Effekt, allerdings nicht nur bei der Anzahl der Spielerinnen, sondern auch in Bereichen wie Trainer- und Schiedsrichterwesen sowie im Management.

Woher kam die Inspiration zu dieser Aktion? Gab es beispielsweise ein Vorbild in Form einer ähnlichen Initiative, die Sie in einem anderen Land erlebt haben? Einige Verbände der australischen Bundesstaaten haben in der Vergangenheit bereits Wochen des Frauenfussballs durchgeführt, und bei einem Besuch des französischen Fussballverbands habe ich auch dort eine Initiative kennen gelernt, die mich extrem beeindruckt hat. Danach haben wir beschlossen, landesweit die Initiative zu ergreifen. Für uns ist dies allerdings erst das erste Jahr. Wir wünschen uns, dass daraus vielleicht eine regelmäßige Veranstaltung wird.

Bei dem neunmonatigen Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften hatten Sie eine Mentorin. Welche Form der Unterstützung haben Sie auf diese Weise erhalten? Wir bildeten jeweils mit einer Mentorin ein Paar. Meine Mentorin war Ebru Koksal, eine sehr erfahrene FIFA-Beraterin. Ich habe mit ihr zusammen an einigen Aspekten der Programme gearbeitet, die wir jetzt hier anbieten und sie hat mir auch dabei geholfen, meine persönlichen Ziele zu formulieren. Ebru hat großartige Unterstützung geleistet und für viel Resonanz gesorgt, ebenso wie meine FFA-Kollegin Emma Highwood (die Leiterin der Bereiche Frauen- und Breitenfussball beim australischen Verband) die mir auch sehr beim Wechsel vom Spielfeld in die Verwaltung geholfen hat.

War es hilfreich, dass Sie bei der ersten Auflage des Programms zur Förderung von weiblichen Führungskräften dabei waren? Ich war schon immer am Projektmanagement interessiert. Dies war eine großartige Gelegenheit, von Anfang bis Ende an einem großen Projekt zu arbeiten. Das Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften hat mir viele neue Kontakte beschert, so dass ich mein internationales Netzwerk deutlich erweitern konnte.

Warum halten Sie mehr weibliche Führungskräfte im Fussball für wichtig? Ich halte Vielfalt in allen Bereichen des Sports für wichtig, ebenso wie übrigens auch im Business. Sie trägt zu einer breiter angelegten und damit auch besseren Entscheidungsfindung bei.

Würden Sie das Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften auch anderen Frauen empfehlen?** **Von all den Programmen der FIFA halte ich dieses sogar für das Wertvollste. Ich halte es gerade für diejenigen Nationen für besonders wichtig, in denen der Frauenfussball nicht so beliebt oder weniger weit entwickelt ist.

Welche Botschaft haben Sie für Mädchen und Frauen, die Führungspositionen im Fussball anstreben? Mein Rat an junge Mädchen lautet, ihr Netzwerk zu erweitern und mögliche Mentoren zu finden, also erfahrene Personen, von denen man kontinuierlich lernen kann. Weibliche Führungskräfte heranzuziehen ist ein erklärtes Ziel des FFA. Wir haben rund 100.000 registrierte Aktive, also eine durchaus erhebliche Anzahl. Jetzt haben wir die Chance zu zeigen, dass wir in Australien zu den führenden Organisationen für Frauen im Sport gehören.