Montag 24 Dezember 2018, 00:55

Russlands denkwürdiges Jahr 2018

  • Russland hat Erfolgsweg auch nach der WM fortgesetzt

  • Die Sbornaja ist in der Weltrangliste nach oben geklettert

  • Steigende Zuschauerzahlen und Unterstützung dank WM-Stadien

Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ war in vielerlei Hinsicht ein Erfolg und hat die Erwartungen übertroffen. Russland kann also mit Recht stolz darauf sein, eine der besten Weltmeisterschaften aller Zeiten ausgerichtet zu haben.

In Russland hatte man mit der Ausrichtung dieses Turniers vor allem auch das Ziel verfolgt, nachfolgenden Generationen ein nachhaltiges Vermächtnis zu hinterlassen. Die Auswirkungen der WM 2018 werden sicherlich noch viele Jahre lang spürbar sein, und die positiven Ergebnisse treten sogar in den ersten sechs Monaten nach Turnierende bereits zutage.

Russische Nationalmannschaft im Aufwind

Die Weltmeisterschaft hat das Blatt für die Sbornaja gewendet. Vor dem Turnierstart belegte Russland die niedrigste Position aller 32 Teilnehmer (70.), doch dann zog das Team allen Skeptikern zum Trotz ins Viertelfinale ein.

Nach dem Erfolg auf heimischem Boden konnte Cheftrainer Stanislav Cherchesov das Jahr mit drei Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen (in der UEFA Nations League und Freundschaftsspielen) mehr als zufriedenstellend abschließen. Als Folge davon hat Russland in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste den Sprung unter die ersten 50 geschafft, obwohl Niederlagen in den letzten beiden Duellen mit Deutschland und Schweden den Aufstieg des Teams gebremst haben. Als nächstes steht für den Gastgeber der WM 2018 die Qualifikation für die UEFA EURO 2020 an, wo die Russen in Gruppe I zumindest auf dem Papier der größte Konkurrent Belgiens sind.

Inzwischen gab es einschneidende personelle Veränderungen im Kader, nachdem sich eine Reihe von Routiniers aus dem internationalen Fussball zurückgezogen hat. Die Jüngeren haben nun Vorbilder, an denen sie sich orientieren können, nachdem Russlands mannschaftliche Geschlossenheit bei der WM viel Beifall fand.

Nationalmannschaft immer beliebter

Die guten Leistungen auf der Weltbühne haben sich nicht nur positiv auf die Position in der Weltrangliste ausgewirkt, sondern auch im eigenen Land etwas bewirkt. Das russische Nationalteam ist mittlerweile wieder ausgesprochen beliebt bei der Bevölkerung. Dies war das Hauptziel, das Cherchesov seiner Mannschaft gesteckt hatte, und sie hat es zweifellos erreicht.

Seit Turnierende hat Russland in Rostow am Don, Kaliningrad und Sotschi gespielt und wurde überall mit frenetischer Unterstützung und ausverkauften Stadien empfangen. Das Fussballfieber grassiert also auch nach der WM weiter. Kinder im ganzen Land träumen nun von signierten Trikots von Stars wie Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Neymar, aber auch Denis Cheryshev, Roman Zobnin, Aleksandr Golovin und natürlich Artem Dzyuba stehen hoch im Kurs. Die Fussballtrainer an den Schulen bestätigen, dass die Anzahl der Kinder, die Fussball als Sportart wählen möchten, sich seit der WM verdreifacht hat.Dzyuba ist ein weiteres Phänomen. Dank seiner Leistungen bei der WM ist der hoch aufgeschossene Mittelstürmer zum Nationalhelden avanciert und hat alle inspiriert – mit seinen wichtigen Toren, seinen ungebremsten Gefühlsausbrüchen und seiner Fähigkeit, Teamkameraden und Fans auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ziel zu vereinen. Wo der Angreifer von Zenit Sankt Petersburg auch spielt, sind seine Autogramme äußerst gefragt, selbst bei Fans gegnerischer Mannschaften. Als Igor Akinfeev den Wunsch äußerte, sich in Zukunft nur noch auf den Vereinsfussball zu konzentrieren, lag die Entscheidung, Dzyuba zum neuen Kapitän der Sbornaja zu machen, auf der Hand.

Neue Zuschauerrekorde

Die Hochkonjunktur, die der Fussball im Land derzeit erlebt, lässt sich am deutlichsten an den Zuschauerzahlen in den Stadien ablesen, die zum Großteil eigens für die WM 2018 errichtet wurden. Zwar hatte nicht jeder Klub und jede Stadt das Glück, eine neue Arena zu bekommen, doch die durchschnittlichen Zuschauerzahlen steigen dank der WM-Spielorte.

Nirgendwo war das Fussballfieber nach der WM so groß wie in Sankt Petersburg. Vor zwei Jahren hatte Zenit noch Probleme, das alte, 20.000 Zuschauer fassende Stadion voll zu bekommen. Jetzt finden sich dort regelmäßig mehr als 50.000 Fans ein. Dank seines neuen Heimstadions kann der FC Rostow derzeit ähnlich hohe Zuschauerzahlen verbuchen wie Spartak Moskau (etwa 30.000 pro Spiel). In Samara ist man derweil stolz darauf, dass der FK Krylia Sowetow mittlerweile über 20.000 Fans ins Stadion lockt.

15 Jahre lang hatte die russische Premjer-Liga (RPL) einen Zuschauerschnitt von 11.000 bis 13.000 zu verzeichnen. Diese Zahl ist mittlerweile auf über 17.000 angestiegen, und der Gipfel scheint noch nicht erreicht zu sein. Laut offiziellen Statistiken betrug die Zuschauerzahl nach 17 Spieltagen der Saison 2018/19 sage und schreibe 17.023 im Vergleich zu 13.971 in der vorherigen Saison. Im Laufe des letzten Jahres ist die russische Meisterschaft in puncto Zuschauerzahlen an der portugiesischen vorbeigezogen, hat dasselbe Niveau erreicht wie die Niederlande und lauert bereits im Windschatten Frankreichs.

In der zweiten russischen Liga, der Football National League (FNL), hat sich die Anzahl der Stadionbesucher seit der letzten Saison fast verdoppelt (von 2610 auf 4663). Dies ist gänzlich der Tatsache geschuldet, dass fünf Stadien der WM 2018 nun Heimspielstätten von FNL-Klubs sind, nämlich die Arenen in Sotschi, Wolgograd, Nischni Nowgorod, Saransk und Kaliningrad. Rotor Wolgograd (22.054) und der FC Nischni Nowgorod (19.794) konnten in dieser Hinsicht sogar die meisten RPL-Klubs überflügeln.

Die wichtigste Arena der WM 2018, das Luschniki-Stadion in Moskau, spielt ebenfalls auch nach dem Turnier noch eine große Rolle. Es fungiert als Heimspielstätte der russischen Nationalmannschaft, doch darüber hinaus werden hier auch gelegentlich Spiele des Vereinsfussballs ausgetragen. Die Verantwortlichen von ZSKA Moskau haben nämlich beschlossen, alle Heimspiele der UEFA Champions League 2018/19 in dieser Arena auszutragen. Diese Entscheidung war sicherlich richtig, denn in drei Heimspielen der Gruppenphase brachte der Klub es auf einen Zuschauerschnitt von 63.052. ZSKAs historischen 1:0-Sieg gegen Real Madrid, die beste Vereinsmannschaft der Welt, verfolgten sogar 71.811 Fans im Stadion.