Samstag 17 Dezember 2016, 04:02

Rueda und das Trostpflaster

Jetzt geht es darum, die Enttäuschung in positive Energie umzuwandeln und sich nach einem enorm frustrierenden Ergebnis neu zu motivieren. Das sind komplexe Prozesse, die Trainer Reinaldo Rueda nun beschleunigen musste, um seine Spieler wieder in die Spur zu bringen.

So ist das nun einmal in einem Wettbewerb. Es bleibt keine Zeit, sich abzukapseln und zu warten, bis die Wunden verheilt sind. Man muss direkt wieder aufs Spielfeld und um den nächsten Sieg kämpfen. "Das bekommt man nur mit einem weiteren Spiel aus dem Kopf, mit einer weiteren Partie, die hoffentlich mit einem positiven Ergebnis endet", erklärt der Trainer von Atlético Nacional im Gespräch mit FIFA.com.

Die Spieler haben sich bereits wieder aufgerappelt. Sie wollen es noch einmal wissen, und alles an ihnen strahlt Entschlossenheit aus. Nach der frustrierenden Niederlage gegen die Kashima Antlers bleibt nun nur noch eines: Es gilt, in der Partie um den dritten Platz der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Japan 2016 gegen Club América ein positives Ergebnis zu verbuchen.

"Das wird eine sehr knifflige und hart umkämpfte Partie werden, in der ganz unterschiedliche, sehr effektive Spielweisen aufeinandertreffen", so der 59-jährige Trainer. "Der mexikanische Fussball ist sehr offensiv ausgerichtet, sehr vertikal. Trainer Ricardo La Volpe hat immer klare 3-5-2- und 3-3-4-Systeme verfochten. Er verfügt immer über sehr ausgewogene Mannschaften, und hier kommt eine schöne Rivalität zwischen CONCACAF und CONMEBOL zum Tragen. Wir sind überzeugt, dass wir einen wichtigen Schritt tun können."

"Es war sehr schwer, die Mannschaft wieder auf die Beine zu bringen, weil wir mit hohen Erwartungen angereist waren. Wir haben schwere Tage hinter uns und individuell mit den Spielern gearbeitet. Bis hierher zu kommen und dann an der ersten Hürde zu scheitern, das war eine große Enttäuschung", räumt er ein.

Ein Zweifel und eine Lektion Doch jetzt sind die Blicke wieder nach vorn gerichtet. Das Zauberwort, das im Lager des Teams aus der kolumbianischen Region Paisa immer wieder zu hören ist, lautet "Würde". Nun gilt es, diese historische Teilnahme an der FIFA Klub-Weltmeisterschaft mit dem bestmöglichen Ergebnis abzuschließen.

Das Team hat sich geschworen, seiner engagierten Fangemeinde ein Geschenk zu bereiten. Derzeit halten sich mehr als 5.000 Fans der Verdolaga in Japan auf. Sie sind aus Medellín, Kanada und sogar aus Melbourne angereist, um ihren Klub leidenschaftlich zu unterstützen. Mehr als 600 Mitglieder des Fanklubs "Los del Sur" werden auf der Tribüne des International Stadiums in Yokohama versammelt sein. Viele haben ihr Motorrad verkauft, andere ihr Auto, um hier dabei sein zu können. Der eine oder andere hat einen Kredit aufgenommen, um die Reisekosten zu decken. "Immer dabei", lautet das Motto dieser Fangruppierung. Die Spieler möchten diesen leidenschaftlichen Anhängern mit einem Sieg im letzten Spiel gern etwas zurückgeben. Auch wenn es nur für das "kleine Finale" gereicht hat. Immerhin ist hier eine Bronzemedaille und der dritte Platz auf dem Treppchen zu vergeben.

"Man muss aus dieser Erfahrung lernen. Das ist eine sehr harte Lektion, an der wir sicher wachsen werden. Aus den Erfahrungen dieser WM werden wir viele positive Dinge für die Zukunft mitnehmen", versichert der erfahrene Trainer aus der kolumbianischen Provinz Valle del Cauca, der bereits an vier weiteren FIFA-Turnieren teilgenommen hat. Mit Kolumbien war er bei zwei Junioren-Weltmeisterschaften dabei (1993 und 2003). Außerdem kann er zwei Teilnahmen an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft für sich verbuchen, nämlich 2010 in Südafrika mit Honduras und 2014 in Brasilien mit Ecuador.

Der erfahrene Stratege wird in den letzten Stunden vor dem Spiel an den Feineinstellungen arbeiten und die Elemente herausarbeiten, mit denen er die eigene Mannschaft stärken und den Gegner ausbremsen kann. All dies dient einer einzigen Mission: "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein gutes Spiel abliefern und den Sieg einfahren können."