Mittwoch 11 August 2021, 18:00

#ReachOut: Marvin Sordell teilt seine Depressionsgeschichte

  • Der frühere Stürmer der Bolton Wanderers und des FC Watford kam an seine Belastungsgrenze

  • Heute ist Sordell Filmemacher, Redner und Autor und ermutigt alle Menschen mit Problemen, die Hand auszustrecken

  • "Depressionen sind, als ob man eine Straße in völliger Dunkelheit entlangfährt und sich nicht vorstellen kann, dass es irgendwo Licht gibt"

Als Kind konnte sich Marvin Sordell nie eine Zukunft vorstellen, in der er nicht Profifussballer war. "Darauf habe ich meine ganze Energie gerichtet. Es war der einzige Weg für mich", sagte der ehemalige Stürmer der Bolton Wanderers und des FC Watford. "Schon meine frühesten Erinnerungen beziehen sich auf das Fussballspielen. Ich habe nie auch nur daran gedacht, etwas anderes zu werden." Sordell erlebte, wie einige seiner Freunde zu Probetrainings eingeladen wurden und konzentrierte sich darauf, auch solche Chancen zu bekommen. Doch je erfolgreicher das junge Talent wurde, desto größer wurden auch die Erwartungen. "Der Druck war groß, sowohl intern als auch extern. Ich habe erlebt, wie Freunde im Alter von zwölf Jahren gescoutet wurden, und ich habe für mich selbst immer größeren Druck aufgebaut, es unbedingt in die Profimannschaft zu schaffen. Aber auch von außen betrachtet war der Schritt von der Altersklasse U-16 zum ersten Jahr als Profi-Anwärter der größte, den es im Fussball gibt. Von einem Tag auf den anderen wird man von einer nicht ganz so ernsten Angelegenheit in ein professionelles Umfeld versetzt, trainiert zwei Mal täglich und muss jeden Tag Leistungen auf Spitzenniveau bringen. Das fand ich sehr schwierig."

Sordells Leidenschaft für den Fussball hatte sich zunehmend in einen Druck verwandelt, der sich 2012 noch verstärkte, als er als einer der vielversprechendsten Akteure galt. "2012 war das beste aber auch das schlimmste Jahr meiner Karriere. Zu Beginn des Jahres unterschrieb ich für drei Millionen Pfund bei den Bolton Wanderers und konnte in der Premier League spielen, bevor ich dann mit dem britischen Team zu den Olympischen Spielen fuhr. Auf der anderen Seite war es aber auch die schwierigste Zeit meiner Karriere. Ich hatte nie zuvor ein solches Maß an Druck und Erwartungen erlebt." Das eigene Land bei einem Eliteturnier zu vertreten, in der Premier League zu spielen und auch noch für die englische U-21-Auswahl zu spielen... Als junger Spieler war ich nie ein Wunderkind oder auch nur ein herausragender Spieler, ich habe einfach versucht, mit den anderen mitzuhalten. Ich empfand die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der sich mein Leben veränderte, als ich im Rampenlicht stand, überaus schwierig. Gefühlsmäßig war ich sehr zurückgezogen. Ich fühlte die gesamte Last der Welt auf meinen Schultern und war sozusagen im Selbstzerstörungsmodus. Es gab einen Punkt, an dem ich an meine Belastungsgrenze kam und dann sogar versuchte, mir das Leben zu nehmen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Leben lebenswert wäre. Ich empfand keine Freude und fragte mich: 'Was für einen Sinn hat ein solches Leben?'"

Doch genau als er diesen Tiefpunkt erreicht hatte, erwachte etwas in ihm. "Heute blicke ich auf diese Zeit als die wichtigste in meinem Leben zurück. Wenn ich nicht diesen Tiefpunkt erlebt hätte, hätte ich das Leben nicht verstanden. Depressionen sind, als ob man eine Straße in völliger Dunkelheit entlangfährt und sich nicht vorstellen kann, dass es irgendwo Licht gibt." Man kann sich nicht vorstellen, dass sich das jemals wieder ändert. Aber das Wichtigste ist die Nähe zu den Menschen, und das kann auch bedeuten, dass man die Hand ausstreckt. Man muss gar nicht immer reden; Kommunikation kann in vielen Formen stattfinden." Die FIFA hat die Kampagne #ReachOut ins Leben gerufen, um das Bewusstsein für die Symptome psychischer Erkrankungen zu schärfen, die Menschen zu ermutigen, Hilfe zu suchen, wenn sie sie brauchen, und jeden Tag etwas für eine bessere psychische Gesundheit zu tun. Aktuelle und frühere Spieler wie Marvin Sordell unterstützen die Kampagne, indem sie ihre persönlichen Geschichten erzählen.

Befrienders Worldwide bietet Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not oder mit Selbstmordgedanken in der ganzen Welt. Besuchen Sie https://www.befrienders.org/ und https://www.befrienders.org/other-helpline-organisations, um Unterstützung in Ihrem Land zu finden. 

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