Montag 07 Oktober 2019, 08:10

Qarawi: "Jemenitische Spieler lieben naturgemäß Herausforderungen"

  • Mohsen Qarawi erzielte in zwei aufeinanderfolgenden Qualifikationsspielen für Katar 2022 ein Tor

  • In der Partie gegen Singapur war Qarawi der Mann der Stunde

  • "Jemen wird für die anderen Gruppengegner keine leichte Beute sein"

Nach großer Spannung im Vorfeld begann im vergangenen Monat in Asien endlich die Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™. Bei den 32 Partien an zwei Spieltage in September gab es einige bemerkenswerte Resultate, nicht zuletzt die beiden 2:2-Unentschieden Jemens gegen Singapur und Saudiarabien.

In einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com sagte Jemens Stürmer Mohsen Qarawi nach den ersten beiden Spieltagen der Gruppe D: "In beiden Spielen wollten wir beweisen, dass wir für den Rest der Gruppe keine leichte Beute sind."

Traumtore

In der Partie gegen Singapur war Qarawi mit dem Treffer zur 2:1-Führung der Mann der Stunde. Er lupfte den Ball gefühlvoll über den Torhüter in die Maschen. Im nächsten Spiel gegen Saudiarabien eroberte er die Schlagzeilen mit dem ersten Treffer, einem wunderschönen Fallrückzieher. Qarawi beschreibt den Treffer so: "Ich musste mich sehr schnell entscheiden, den Ball auf diese Weise anzunehmen. Ich sah, wie der Ball aus dem Mittelfeld in den Strafraum segelte. Viele Stürmer hätten sicher versucht, den Ball anzunehmen und dann erst abzuziehen, aber ich bin vor dem Ball in den Strafraum gelaufen und habe mich für den Fallrückzieher in Position gebracht. Das alles passierte in weniger als drei Sekunden."

Der Schuss war alles andere als einfach, da der Stürmer mit dem Rücken zum Tor stand und der Ball nicht von einer Außenbahn kam. Als der Ball einen Moment später im Netz zappelte, brachen bei den jemenitischen Fans wilder Jubel aus und die Fans vor Ort im Nationalstadion von Bahrain zeigten ihre Begeisterung ebenfalls deutlich. "Direkt nach dem Treffer rannte ich über den Platz, während meine Teamkameraden versuchten, mich einzuholen. Ich habe es bis zu unserer Bank geschafft, wo sie mich dann zu fassen bekamen. Wir waren sehr glücklich und am Ende sehr zufrieden mit dem Unentschieden. Natürlich wollten wir siegen, doch man darf nicht vergessen, dass der Gegner schließlich der Gruppenfavorit Saudiarabien war", so Qarawi.

Gesundes Selbstvertrauen

Qarawis Traumtor wurde sofort zum Hit im Internet und lenkte viel Aufmerksamkeit auf das Spiel. Überall auf der Welt diskutierten Fussballfans über die Resultate Jemens und mögliche weitere Glanzleistungen Qarawis in den kommenden Partien. "Die beiden Spiele haben uns das Selbstvertrauen geschenkt, das wir brauchen. Wir glauben an uns und sind bereit, es mit jedem Gegner aufzunehmen. Die bevorstehenden Partien bedeuten zusätzlichen Druck, doch wir nehmen die Herausforderung an. Ich hoffe, wir werden gegen Usbekistan in Taschkent gut spielen und mit einer ähnlichen Leistung ein ähnliches Resultat holen", so der Stürmer.

"Jemenitische Spieler lieben naturgemäß Herausforderungen. Trotz aller Schwierigkeiten trainieren wir zwischen den Spielen hart, um unsere Fitness zu halten. Wir sind jetzt wieder in unser Trainingslager in Riyadh zurückgekehrt, wo wir uns auf das Spiel gegen Usbekistan vorbereiten. Unser Ziel ist es, auch weiterhin ein gutes Bild des jemenitischen Fussballs abzugeben", so der Stürmer weiter.

Noch mehr Tore

Qarawi begann im Alter von zehn Jahren mit dem Fussball. Damals sorgte ein Freund, der sehr von seinem Talent beeindruckt war, für einen Platz beim Klub Shamsan. Dort spielte er zunächst in den verschiedenen Nachwuchsteams, bis ihm mit 17 bereits der Sprung in die A-Mannschaft des Klubs gelang. Durch die Spiele gegen ältere Gegner sammelte er viel wertvolle Erfahrung. Seitdem hat ihn seine Karriere zu mehreren Klubs in Oman geführt, wo er sich gerade Al-Nahda angeschlossen hat.

Über seinen neuen Klubs sagt der mittlerweile 30-Jährige: "Ich hoffe, viele Tore für Al-Nahda zu erzielen. In den Ligaspielen für den Klub werde ich mich technisch weiter verbessern und kann meine Fitness für die verbleibenden Qualifikationsspiele wahren."

Zum Abschluss des Interviews fragten wir Qarawi noch, was er dazu sagt, dass sein Tor gegen Saudiarabien bei einer Abstimmung auf der Website der AFC viele tausend Stimmen bekam. Qarawi antwortete mit breitem Lächeln: "Ich freue mich sehr darüber, dass mein Tor zum schönsten der beiden Spieltage im September gewählt wurde. Ich habe die The Best Football Awards verfolgt und hoffe natürlich, dass mein Tor zu den Kandidaten für den FIFA-Puskás-Preis im kommenden Jahr zählen wird. Darauf wäre ich wirklich sehr stolz."