Dienstag 05 Oktober 2021, 08:37

Poulsen und die Taifa Stars - ein perfektes Paar

  • Kim Poulsen ist in seiner zweiten Amtszeit als Nationaltrainer von Tansania

  • Die Taifa Stars überraschen derzeit in der Afrika-Qualifikation für Katar 2022

  • Schon in der Qualifikation für Brasilien 2014 hatte Poulsen für Aufsehen gesorgt

Kim Poulsen und Tansania feiern ihr zehnjähriges gemeinsames Jubiläum. Vor einem Jahrzehnt übernahm der dänische Trainer die U-17- und die U-20-Nationalmannschaft, und seither ist vieles geschehen. Wie bei jeder Langzeitbeziehung gab es Höhen und Tiefen und sogar die eine oder andere Trennung. Doch nach zehn Jahren mit guten und schlechten Zeiten sind sie immer noch zusammen - und im Moment sind es sicherlich bessere Zeiten. "Sie haben recht, was ich mit diesem Land und seinen Nationalmannschaften erlebt habe, ähnelt tatsächlich einer Liebesbeziehung", so Poulsen gegenüber FIFA.com. "Tansania ist meine zweite Heimat geworden. Meine Frau und ich leben nun schon einige Jahre hier, meine Kinder sind hier aufgewachsen und ich fühle mich dem Land sehr verbunden. Ich mag die Menschen, die Kultur, das Essen... Ich kann mich sogar auf Suaheli verständigen - ich verstehe die Sprache und spreche sie, wenn es um Fussball geht."

Fussball war schon immer eine gemeinsame Basis für Menschen aus verschiedenen Nationen, aber der erste Schritt ist stets der schwierigste. Zum Glück für Poulsen war der Trainer der Taifa Stars vor einem Jahrzehnt sein Namensvetter Jan, der Kim zu sich holte, um mit ihm zu arbeiten, was den Übergang sehr viel leichter machte. "Er machte mir klar, dass er nicht mehr allzu lange da sein würde und den Staffelstab an mich weiterreichen wollte. Ich sah darin eine echte Chance, eine Nationalmannschaft zu trainieren, also habe ich diese Chance ergriffen und bereue es keinen Augenblick", so Kim, der zwischen 2012 und 2014 das Amt innehatte und es 2021 wieder übernahm. Dazwischen war er zwei Mal in Dänemark – von 2014 bis 2015 bei Silkeborg IF und von 2018 bis 2021 beim FC Sonderborg – sowie von 2016 bis 2018 als Entwicklungsbeauftragter des Fussballverbands von Tansania tätig. "In den vergangenen zehn Jahren habe ich alles getan, was ich konnte, um zur Entwicklung des Fussballs in Tansania beizutragen, indem ich versucht habe, Dinge vorauszusehen und über die unmittelbare Zukunft hinauszuschauen. Es braucht eine Menge Organisation und Strukturen, und Projekte und Zeitpläne müssen langfristig umgesetzt werden", erklärte der 62-Jährige. "Man ist jetzt zwei Mal wieder auf mich zurückgekommen, also nehme ich an, dass ich im Laufe der Jahre einen guten Eindruck hinterlassen habe." Gegensätze ziehen sich an In Tansania gab es schon immer viele sehr talentierte Spieler, aber das Land brauchte jemanden, der dieses Talent kanalisiert, und Poulsen hat sich dieser Aufgabe gewachsen gezeigt. "Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht, mit diesen Jungs zu arbeiten. Sie hören zu, sie sind engagiert und sie sind motiviert. Sie wissen, dass der Fussball ihr Leben völlig verändern kann, wenn sie den Durchbruch schaffen, und deshalb trainieren sie überaus intensiv, um genau das zu erreichen", so der Trainer. "Auf persönlicher Ebene habe ich gesehen, dass ich bei der Organisation und im Management tatsächlich etwas bewirken kann, also eine Win-Win-Situation." Die Beziehung trug vom ersten Tag an Früchte. In Poulsens Amtszeit von 2012 bis 2014 verbesserten sich die Taifa Stars in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste von Platz 130 auf 105. Dazu trugen Siege in der WM-Qualifikation für Brasilien 2014 gegen Teams wie Gambia und Marokko bei. "Das sind meine schönsten Erinnerungen mit der Nationalmannschaft", schwelgt der Däne. "Kurioserweise war unser bestes Spiel in der Qualifikation allerdings gegen die Elfenbeinküste, aber das endete mit einer Niederlage..."

FIFA Technical Development Workshop, Doha - 27-Jan, 2020

Poulsen war während der Qualifikation für Russland 2018 als Entwicklungsbeauftragter des Verbands tätig, und das Ergebnis war dasselbe: Tansania scheiterte trotz einiger ermutigender Ergebnisse. Die Taifa Stars schieden in der zweiten Runde gegen Algerien mit 2:9 im Gesamtresultat aus, obwohl sie im Hinspiel ein achtbares 2:2-Remis erreicht hatten. Der Däne entschied sich, für die Qualifikation für Katar 2022 wieder selbst den Trainingsanzug anzuziehen und an der Seitenlinie zu stehen, und so wie es aussieht, war dies die richtige Entscheidung. Nach dem Sieg gegen Burundi in der ersten Qualifikationsrunde (1:1, 1:1, 3:0 i.E.) mischt Tansania derzeit die Gruppe J auf. Nach einem 1:1-Unentschieden gegen die DR Kongo besiegten die Taifa Stars Madagaskar mit 3:2 und führen die Gruppe nun punktgleich mit Benin an.

"Wir haben einen guten Start in die WM-Qualifikation hingelegt und jeder ist zufrieden, aber wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Es war ein guter Start, aber das ist auch alles, was es ist - nur ein Start. Es ist ein langer Weg, und auf diesem langen Weg wird es noch viele Hindernisse geben", so Poulsen. "Wir sind von den Teams in unserer Gruppe in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste das schwächste Team. Viele Spieler unserer Konkurrenten sind in Europa aktiv, und das ist bei uns keineswegs der Fall. Aber wir versuchen, das auszugleichen, indem wir die Tatsache nutzen, dass unsere Spieler in der Nähe sind, damit wir so oft wie möglich zusammenkommen können, und indem wir die Zusammenkünfte und Trainingslager so lang wie möglich machen. Ich weiß nicht, wie das alles ausgehen wird, aber ich hoffe natürlich, dass wir so weit wie möglich kommen", so der Trainer abschließend. "Wir haben alle einen Berg zu erklimmen, aber wir genießen bereits den Aufstieg. Wir müssen diesen Berg mit echter Leidenschaft angehen und das Beste aus jedem Moment machen, den wir gemeinsam verbringen können." So spricht ein Mann, der wirklich verliebt ist...