Samstag 13 August 2016, 12:45

Pauleta: Von einer goldenen Generation zur nächsten

Zwischen 2000 und 2010 hatte der portugiesische Fussball zweifellos die talentierteste Spielergeneration seiner Geschichte. Luis Figo, Vitor Baia, Rui Costa, Deco, Cristiano Ronaldo oder Pedro Pauleta - sie alle sammelten bei den größten Klubs der Welt einen Titel nach dem anderen. Aber ausgerechnet in der Selecçao Das Quinas blieb es ihnen verwehrt, auch nur den kleinsten Pokal zu erringen. Sinnbildlich für das Unglück dieser goldenen Generation ist das verlorene Finale bei "ihrer" UEFA EURO 2004 auf heimischem Boden gegen Griechenland. Heute mag Portugal weniger Superstars in seinen Reihen haben, die diese Bezeichnung wirklich verdienen, aber das Team gewinnt Titel.

Symbolhaft dafür steht das Endspiel der UEFA EURO 2016, das die Portugiesen 95 Minuten lang ohne Cristiano Ronaldo bestritten und dennoch gegen Frankreich gewannen. Ohne Renato Sanches, die neue Perle des portugiesischen Fussballs, zog die Juniorenauswahl Portugals ins Finale der U-21-EM 2014/2015 ein. Auch beim Olympischen Fussballturnier der Männer in Rio 2016 muss das Team auf den Neu-Bayern verzichten - und dennoch brilliert es bei diesem Turnier.

"Von mir werden Sie nicht hören, dass ich einen Einzelspieler aus dieser Supergruppe hervorhebe", sagt dementsprechend der ehemalige Stürmer Pedro Pauleta im Gespräch mit FIFA.com. Auf die Frage, ob sich in der Olympiamannschaft, in der unter anderem Pacienca, Bruno Fernandes oder Salvador brillieren, vielleicht ein neuer Cristiano Ronaldo befinde, antwortet der 88-fache Nationalspieler abwehrend. "Es ist mir wirklich unmöglich, von einem besonderen Spieler zu sprechen, denn ich weiß, dass gerade das Kollektiv die größte Stärke dieser Mannschaft ist."

Der mit 47 Toren zweitbeste Torschütze in der Geschichte der portugiesischen Nationalelf scheint perfekt dafür geeignet zu sein, als verbindendes Element zwischen der einen goldenen Generation und der nächsten zu dienen. Denn der Adler der Azoren hat einerseits das Scheitern seines Landes im Halbfinale der UEFA EURO 2000 und im berühmten Finale von 2004 persönlich miterlebt, andererseits einen großen Anteil an den jüngsten Erfolgen des Teams und am EM-Titel von 2016 gehabt. Tatsächlich ist er seit 2012 der Leiter der Nachwuchsarbeit des portugiesischen Fussballverbands.

"Der Titel bei der EURO 2016 hat eine besondere Bedeutung für mich, weil ich lange Zeit in Frankreich gespielt habe. Ich habe großen Respekt vor diesem Land. Und wenn mein Land das Finale nicht gewonnen hätte, wäre es mir ein Trost gewesen, dass Frankreich gekrönt worden wäre", räumt er ein. "Aber unabhängig von meiner persönlichen Sicht hat dieser Titel für unser Land eine große Bedeutung. Wir sind endlich belohnt worden! Wir waren so oft so nah an einem Titel dran, und ich weiß, wovon ich rede: Ich habe Endspiele und Halbfinalspiele verloren! Nun ist endlich der Moment gekommen, und ich glaube, dass es wirklich verdient war! Wir haben so hart dafür gearbeitet, damit dieser glorreiche Tag endlich kommt."

Dass die A-Nationalmannschaft heute auf dem Gipfel Europas steht - wie übrigens auch die U-17-Auswahl - verdankt sich nicht zuletzt der Tatsache, dass die Jugendteams Portugals bei allen kontinentalen Titelkämpfen seit Jahren stets ganz vorne mitmischen. Der portugiesische Nachwuchs stand unter anderem im Finale der UEFA U-19-EM 2013/14 und der U-21-EM 2014/15, was ihnen zudem das Ticket zum Olympischen Fussballturnier Rio 2016 bescherte.

Goldmedaille und Ballon d'Or? "Dies alles ist das Ergebnis einer intensiven gemeinsamen Arbeit seit vier, fünf Jahren, an der unser Verband, aber auch unsere Vereine beteiligt sind", unterstreicht der ehemalige Stürmer von Paris Saint-Germain, Girondins Bordeaux oder Deportivo La Coruña, der aber kurioserweise nie in der höchsten portugiesischen Spielklasse aktiv war. "Wir alle richten unsere gemeinsame Arbeit als Team auf die Ausbildung aus, sowohl in technischer, körperlicher und taktischer Hinsicht. Wir achten darauf, unseren Spielern die bestmöglichen Bedingungen zu bieten, damit sie in allen Wettbewerben so leistungsfähig wie möglich sind. Am Ende, und das ist kein Geheimnis, bekommen wir Spieler von hoher Qualität."

Es mag Pauleta unmöglich sein, unter diesen "Spielern von hoher Qualität" den kommenden Cristiano Ronaldo zu identifizieren. Doch als die Sprache auf den Star von Real Madrid kommt, der auf dem Weg zu einer vierten Auszeichnung mit dem FIFA Ballon d'Or ist, spart er nicht an Komplimenten. "Er ist ein phänomenaler Spieler. Und es wäre schön, wenn Portugal ihm dabei helfen könnte, erneut den Ballon d'Or zu gewinnen. Er hat seinem Land so viel gegeben. Nach dem Sieg in der Champions League nun auch den Titel bei der EM - es war eine fantastische Saison für ihn. Wir freuen uns sehr für ihn, genauso wie für die anderen Spieler. Denn ich bleibe dabei: Bei uns steht die Mannschaft im Mittelpunkt. Es geht um das Land!"

Und dieses Land steht nun im Viertelfinale des Olympischen Turniers der Männer und möchte am Ende des Wettbewerbs ebenfalls mit Gold ausgezeichnet werden. "Im Moment läuft alles gut. Wir haben uns für die zweite Runde des Turniers qualifiziert und sind ungeschlagen", sagt Pauleta zum Abschied. "Hoffen wir, dass es dabei bleibt!"