Donnerstag 30 April 2020, 04:45

Osterinsel: Amateurfussball in Reinform

  • Fussball ist die beliebteste Sportart auf Rapa Nui

  • FIFA.com spricht mit Spielern von der Insel

  • Das macht Mut: immer mehr Frauen aktiv

"Auf der Osterinsel spielt man Fussball aus Liebe zur Kunst."

Peña Araki ist auf dieser 363 km2 großen Insel geboren und aufgewachsen. Bei den 7500 Einwohnern handelt es sich mehrheitlich um Angehörige des Volkes der Rapanui. Außerdem wohnen dort aber auch Chilenen, die im Tourismus beschäftigt sind.

Tatsächlich wird auch das Stadion in Hanga Roa, in dem alle Partien ausgetragen werden und das die Kulisse für die wichtigsten Meilensteine des dortigen Fussballs bildet, von zwei imposanten Moai eingerahmt.

"Wir haben uns zwei Monate lang mit Miguel Ángel Gamboa vorbereitet, der mit Chile an der WM 1982 in Spanien teilgenommen hat, und 30 Minuten ohne Gegentor überstanden. Am Ende haben sie aber 4:0 gewonnen. Ihr von der FIFA habt die Partie damals als 'Spiel des Jahrhunderts' für die Insel bezeichnet. Und genau das war sie für uns."

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Nachdem die Inselauswahl 2012 die erste Auflage des Pokalwettbewerbs der indigenen Völker (Copa de los Pueblos Originarios) gewonnen hatte, begann die Regierung mit dem Umbau des Stadions, das seit 2014 ein Fassungsvermögen von 3.000 Zuschauern hat und mit einer Flutlichtanlage, Kunstrasen und einer Leichtathletikbahn ausgestattet ist.

"Zur Einweihung sind Pelé und Elías Figueroa gekommen. Und ich war dabei!", meint Peña Araki rückblickend. Er spielt für den Hanga Roa FC, einen der wichtigsten Klubs der Insel. Wenn das Derby gegen den FC Moeroa auf dem Programm steht, kommen bis zu 400 Zuschauer.

Im lokalen Fussball gibt es derzeit zwei Turniere. "Das Competidores mit zwölf Teams und das Ü-35-Turnier Senior mit sechs Mannschaften. Das eine wird dienstags und freitags ausgetragen, das andere samstags und sonntags. Berichterstattung in den Medien? Die Tabellen und Spielpläne werden über WhatsApp weitergegeben!"

Der Meister repräsentiert die Insel nicht in einem größeren Wettbewerb. Allerdings gibt es Bestrebungen seitens des lokalen Fussballverbands (AFIPA) sich wieder dem chilenischen Amateurverband ANFA anzuschließen, um Teil einer Organisationsstruktur zu werden. Trotz alledem gab es jemanden, der Rapa Nui als Austragungsort der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft 2021 vorgeschlagen hat.

Peña Araki, der den Fussball über seine Aktivitäten im Tourismus auch finanziell unterstützt, hat auch die Zukunft im Blick. "Ich liebe den Fussball, und wir werden sehen, wie viele Teams nach dem Coronavirus noch verbleiben. Ich tue was ich kann, um das Wachstum zu fördern."

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Die Frauen drängen auf den Platz

Vai Iti Tuki ist 39 Jahre alt und ebenfalls auf der Insel geboren und aufgewachsen. Sie hat die Fussballbegeisterung von ihrem Vater geerbt und ebenso wie alle anderen Frauen ihres Alters anfangs mit den Jungen gespielt.

"Das war mir egal, ich wollte einfach nur spielen", erklärt die Spielführerin der Frauenauswahl von Rapa Nui, die 2009 die Aufgabe hatte, die Ballkinder für das Spiel des Jahrhunderts zu stellen und zu organisieren, im Gespräch mit FIFA.com.

Sie selbst war 2016 am Aufbau dieser Frauenauswahl beteiligt gewesen. "Ich hatte in der Schule immer Mannschaften zusammengestellt, und als ich nach einigen Jahren in Viña del Mar auf die Insel zurückkehrte, fiel mir auf, dass viele Mädchen sich eine bessere Organisation wünschten."

Die Corporación de Deportes y Recreación Rapa Nui gab ihnen ein Zeitfenster im Stadion, und die Sache wurde ernst. Ihr internationales Debüt gab das Team 2017 anlässlich eines Viererturniers mit drei Teams von der Insel und einem argentinischen Klub.

Die Einladung zum Festival der Inseln (Festival de las Islas) 2018 in Tahiti gab dann noch einmal entscheidende Impulse. "Wir sind im Hallenfussball angetreten, aber es lief nicht gut. 2019 waren wir erneut dabei, diesmal als Vertreter des Klubs und im 7er-Fussball, und wir sind Vierter geworden. Wir hatten alle viele Opfer gebracht, um trainieren zu können, und das hat uns motiviert."

Die Frauen bereiteten sich schon auf ein Kräftemessen mit Colo-Colo im November vor, doch die sozialen Unruhen in Chile machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Dann trainierten sie für eine Rückkehr nach Tahiti, wo sie diesmal im 11er-Fussball antreten wollten. Doch COVID-19 sorgte für eine Zwangspause.

Die Isolation ist hart. "Der Fussballplatz ist für uns ein zweites Zuhause. Wir vermissen es." Doch die Frauen lassen sich von nichts und niemandem aufhalten und rücken den sozialen Aspekt in den Vordergrund. "Wir haben uns einem Klub angeschlossen, um ein Frauenteam auf die Beine zu stellen. Das wird weitere Mädchen anziehen, und der Fussball wird ihnen dabei helfen, hier ihren Platz zu finden."

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Dies ist ein Artikel unserer neuen Serie 'Das globale Spiel' über Fussball weit abseits des Rampenlichts. In der kommenden Woche werfen wir einen Blick auf den Fussball in der Mongolei.