Oghenekaro Etebo strebt dem Himmel entgegen

Der letzte Viererpack in einem olympischen Fussballturnier lag bereits 44 Jahre zurück. Damals hatte der Deutsche Bernd Nickel vor 65.000 Zuschauern in München bei einem 7:0-Kantersieg gegen die USA vier Mal getroffen. Am Donnerstagabend war es in Manaus wieder so weit: Der 20-jährige nigerianische Stürmer Oghenekaro Etebo konnte beim spektakulären 5:4-Sieg Nigerias gegen Japan vier Tore bejubeln.

Oghenekaro bedeutet "Gott zuerst" und dazu passten auch Etebos Gedanken zu seinem historischen Erfolg: "Ich bin sehr glücklich, denn das war eine große Freude. Es war allerdings keineswegs leicht. Der Druck war groß, aber wir haben es geschafft. Gott sei dank ist es so gekommen. Noch viel wichtiger ist aber der Sieg."

"Hätten wir verloren, so wären meine Tore keineswegs so fantastisch gewesen. Jetzt aber freue ich mich, dass wir die Gruppe anführen und bin rundum zufrieden mit meinen Toren. Mit so etwas hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Schließlich geht es mir nicht um den Ruhm für mich sondern um den Ruhm für das Team, also die Goldmedaille. Es wird schmerzhaft, wenn wir nicht Gold holen, denn diese Goldmedaille ist wichtig für mich, für meine Teamkameraden und für Nigeria."

Tore liegen Etebo im Blut, wie man schnell herausfinden kann. Schon vor seinem ersten Einsatz in einem olympischen Fussballturnier hatte er eine beeindruckende Leistung vollbracht: Bei seinem ersten Spiel in der nigerianischen Premier League schaffte er gleich einen Hattrick. Da war er gerade einmal 18 Jahre alt. Er beendete die Saison als zweitbester Torjäger.

Dem Trainer gut zugehört "Ich bin keineswegs perfekt, aber wie mein Trainer sagt, 'Wenn du eine Chance bekommst, dann nutze sie, denn du weißt nie, wann du die nächste bekommst.' Mit der richtigen Motivation und einem geeinten Team lassen sich Erfolge erreichen. Ich bin kein besonderer Stürmer oder fantastischer Torjäger. Ich versuche nur, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein, um Tore zu machen."

Eigentlich hätte man schon so etwas ahnen können. Denn wer wurde in Senegal beim afrikanischen Qualifikationsturnier für Rio Torschützenkönig? Genau, es war Oghenekaro.

"Im ersten Spiel hier in Brasilien habe ich jetzt vier Tore geschossen", so Etebo mit einem breiten, fast ungläubigen Grinsen. "Dabei habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht. Es ist schließlich Fussball. Man kann wohl sagen, dass das Glück auf meiner Seite war."

Am Donnerstag bewies Etebo, dass er über alle Qualitäten eines Vollblutstürmers verfügt: Ruhe und Übersicht im Strafraum, Unbarmherzigkeit vor dem Tor, Präzision und Treffsicherheit aus der Distanz und enorme Sicherheit vom Elfmeterpunkt. Es kann kaum überraschen, dass Etebo schon von Kindesbeinen an von einem bestimmten Stürmer von der Merseyside inspiriert wurde:

"Es gibt einen Spieler, den ich ganz besonders verehre. Er war von Beginn an mein Vorbild. Er spielt für Manchester United und sein Name lautet Wayne Rooney. Von Beginn an habe ich ihn bewundert."

In Gedanken bei der Familie Seine Tore erzielte der junge Nigerianer, als wäre es das Natürlichste der Welt. Und so trug er sich gleich in seiner ersten Partie bei den Olympischen Spielen fast wie nebenbei in die Geschichtsbücher ein. Etebos Stärken sind dabei ebenso auf seinen Trainingsfleiß und seine Lernfähigkeit wie auch auf sein angeborenes Talent und seine Willenskraft zurückzuführen.

"Ich will meine Tore meiner Familie und meinen Freunden widmen und allen, die hinter mir stehen. Das bedeutet mir sehr viel. An all meine nigerianischen Fans, die mich unterstützen: Gott wird sie reich belohnen, weil sie mich so gut unterstützt haben. Ich glaube fest daran, dass Gott sie belohnen wird."

"Ich denke, wir werden gut abschneiden, wenn wir weiter so auftreten wie bisher. Wir müssen diszipliniert spielen und die Ratschläge des Trainers umsetzen, seine Anweisungen befolgen, die er uns für jede Partie gibt. Ich denke, dass wir es schaffen werden. Ich denke, dass wir es richtig machen.

Und egal, was am Ende für die Nigerianer heraus springt – dass Oghenekaro Etebo "Gott zuerst" dafür danken wird, steht schon jetzt fest.