Dienstag 23 Februar 2016, 15:34

Sara Booth setzt Führungskräfte-Schulung in der Praxis um

Die zeitliche Planung des FIFA-Programms zur Förderung von weiblichen Führungskräften (Female Leadership Development Programme ,FLDP) hätte für Sara Booth kaum besser gewählt sein können, denn seit diesem Monat steht fest, dass sie für die Organisation des bislang größten Frauenfussballturniers in ihrer nordirischen Heimat mit zuständig sein wird.

Die ehemalige Nationalspielerin begann das neunmonatige Programm als Managerin für den einheimischen Frauenfussball des irischen Fussballverbandes IFA. Beenden wird sie es hingegen in der Rolle der Turnierdirektorin der UEFA U-19-Frauen-Europameisterschaft 2017.

Für eine Persönlichkeit, die auf und abseits des Spielfelds schon so viel erreicht hat, ist dies eine verdiente Anerkennung. Booth feierte ihr Debüt für Nordirland bereits mit 15 Jahren und brachte es auf insgesamt 33 Länderspiele. Nachdem sie vor 13 Jahren zum irischen Verband wechselte, trug sie mit zur Schaffung der Grundlagen für die Rückkehr der Nationalmannschaft auf die internationale Bühne nach einem fünfjährigen Dornröschenschlaf bei.

Seitdem hat sich der Frauenfussball enorm entwickelt. Zu den Höhepunkten gehörten 2013 die HatTrick-Auszeichnung der UEFA für das innovative IFA SCORE-Pilotprojekt, das als bestes Frauenfussball-Förderprojekt geehrt wurde, sowie der Start des IFA-Förderplans für Mädchen- und Frauenfussball im Jahr 2014. Nun konzentriert sich Booth darauf, die beste UEFA U-19-Frauen-Europameisterschaft aller Zeiten auf die Beine zu stellen und mit diesem Turnier gleichzeitig ein bleibendes Vermächtnis zu hinterlassen.

Im Vorfeld des dritten und abschließenden FLDP-Workshops, der vom 29. Februar bis 3. März in Amsterdam stattfindet, traf sich FIFA.com zu einem Gespräch mit der ehemaligen nordirischen Spielführerin, um ihre Gedanken und Ansichten zu dem Programm zu erfahren.

Im März schließen Sie das FLDP ab, das FIFA-Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften. Wie bewerten Sie dieses Programm? Booth: Ich halte es für herausragend. Vom ersten Tag an mussten wir uns immer wieder neuen Situationen und großen Herausforderungen stellen. Früher habe ich meist allein und unabhängig gearbeitet, doch als Folge dieses Programms habe ich nun ein besseres Verständnis dafür, wie wichtig und sinnvoll es sein kann, vorhandene Netzwerke zu nutzen. Das hilft mir dabei, meinen eigenen Führungsstil zu entwickeln und meine Ziele für die Zukunft zu definieren. Außerdem schätze ich es als sehr wertvoll ein, die anderen Teilnehmerinnen und Mentorinnen kennen zu lernen und mit ihnen über eine Online-Plattform in Verbindung zu bleiben. Die Informationen über die Herausforderungen, vor denen der Frauenfussball in Ländern wie Ruanda oder Trinidad und Tobago steht, rücken viele Dinge für mich wieder in die richtige Perspektive.

Wie hat sie das Programm beeinflusst? Ich denke, dass ich durch das Führungskräfteprogramm stärker, reifer und professioneller geworden bin. Entsprechend dankbar bin ich für die Gelegenheit zur Teilnahme. Das Programm hat mir Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten geschenkt und mich bestärkt, die Rolle der Turnierdirektorin bei der UEFA U-19-Europameisterschaft anzustreben. Mit dieser Entwicklung wurde ich von einer Managerin zu einer echten Leiterin. Mir stehen jetzt andere Instrumente zur Verfügung, um die Herausforderungen zu meistern.

Was haben Sie aus diesem Programm mitgenommen und in ihrer alten und neuen Rolle umgesetzt? Der Fokus des Programms liegt in erster Linie auf Kreativität und Innovation. In meiner bisherigen Rolle habe ich versucht, diesen Ansatz auch dem IFA Fussballförderteam nahezubringen, nämlich bei einer Sitzung kurz vor Weihnachten, wo wir mit 60 Mitarbeitern eine Art kreatives Brainstorming veranstaltet haben. Das wurde allgemein sehr gut aufgenommen. In meiner neuen Rolle setze ich vor allem darauf, mein Netzwerk optimal zu nutzen. Die UEFA hat ein Logo für das Turnier entworfen. Wir versuchen jetzt, so viele Leute wie möglich davor zu fotografieren, egal ob Angehörige unseres Mitarbeiterstabes, Berühmtheiten, Politiker oder Sponsoren. Die Fotos nutzen wir dann kreativ, um das Profil des Turniers zu schärfen. Ich habe kein Problem damit, mich aus meinem gewohnten und bequemen Umfeld zu bewegen. Genau das ist im Moment sehr wichtig, denn ich habe mittlerweile schon 13 Jahre im Bereich der Förderung des Frauenfussballs gearbeitet. In meiner neuen Rolle bin ich nun für einen viel weiter gefassten Bereich verantwortlich, darunter die konkrete Abwicklung, Unternehmensdienstleistungen, Marketing und noch vieles mehr.

Warum halten Sie mehr weibliche Führungskräfte im Fussball für wichtig? Man muss sich ja nur einmal ansehen, was beispielsweise Moya Dodd vorgelegt hat. Moya und andere haben zahlreiche Belege dafür vorgelegt, dass es in jeder Hinsicht besser ist, wenn mehr Frauen an Entscheidungsfindungen beteiligt sind. Es geht doch darum, den Veränderungen gerecht zu werden. Mittlerweile gibt es eine riesige weibliche Interessengemeinschaft, die im Fussball beteiligt sein will. Fussball ist die universelle Sportart und sollte allen offen stehen. Ich bin sicher, je eher wir mehr weibliche Führungskräfte haben, desto eher werden wir das erreichen.

Würden Sie das Programm zur Förderung von weiblichen Führungskräften auch anderen Frauen empfehlen? Ich wurde von zahlreichen Seiten angesprochen mit der Frage, ob es sich lohnt, sich zu bewerben, und ich habe ausnahmslos mit ja geantwortet. Jetzt bin ich gespannt, welche der Frauen bei der nächsten Auflage dabei sein kann.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Blick auf die UEFA U-19-Frauen-Europameisterschaft? Alle zusammen wollen wir das bestmögliche Turnier auf die Beine stellen und dafür sorgen, dass es als Katalysator fungiert, um die weiblichen Teilnehmerzahlen noch weiter zu steigern und das Profil des Frauenfussballs zu schärfen. Zudem bietet das Turnier eine tolle Möglichkeit, Nordirland von seiner besten Seite zu zeigen und beweisen, dass wir eine fussballbegeisterte Nation sind. Wir haben jetzt ein wunderschönes Nationalstadion. Die UEFA U-19-Frauen-EM sehen wir dabei als erste Veranstaltung einer langen Liste von Turnieren, die wir gern ausrichten wollen.