Donnerstag 17 Februar 2022, 15:00

Copa Federal: Neuer Wettbewerb untermauert nachhaltiges Wachstum des Frauenfussballs in Argentinien

  • Mehr als 400 Klubs aus dem ganzen Land haben an der ersten Auflage teilgenommen

  • Der Wettbewerb wurde mit Mitteln des FIFA-Forward-Programms finanziert

  • Fazit der Interessengruppen nach erster Auflage

UAI Urquiza gewann die erste Auflage der Copa Federal de Fútbol Femenino, einem Turnier, an dem mehr als 400 Klubs aus 44 argentinischen Ligen teilgenommen haben und das mit Mitteln des FIFA-Forward-Entwicklungsprogramms finanziert wird. Das zur Saison 2021 gehörige Turnier war aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben worden und ist Bestandteil der umfassenden Frauenfussballstrategie 2021–2025 des argentinischen Fussballverbands (AFA), die 2020 vorgestellt wurde und von der FIFA unterstützt wird. In diesem Rahmen steuert die FIFA über ihr Forward-Programm USD 900.000 zur Durchführung der ersten drei Turnierauflagen bei. "Die Copa Federal gehört zu den strategischen Zielen des Projekts, denn Wettbewerbe sind ein Wachstumsmotor", so Luis Castro, Leiter der Entwicklungsabteilung des AFA, im Gespräch mit FIFA.com. "In Zusammenarbeit mit dem Consejo Federal [Anm. D. Red.: Gremium des AFA, das für den Fussballbetrieb im Landesinneren zuständig ist] haben wir Klubs in ein nationales Turnier eingebunden, die nicht direkt dem AFA angehören. Die Föderalisierung der Sportart hat einen Multiplikatoreffekt mit kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen", betont er.

"Neben der Verbreiterung der Spielerinnenbasis ist die landesweite Planung, die wir vorgenommen haben, ein wichtiger Faktor. Dieses Turnier wirkt sich positiv auf die Spielerinnen aus, aber auch auf alle anderen, die mit diesem Wettbewerb befasst sind, da wir bessere quantitative und qualitative Bedingungen für die Ausübung des Frauenfussballs schaffen", fügt Castro hinzu. Die Mittel der FIFA werden laut Castro unter anderem für Transport, Unterbringung, Schiedsrichterinnen sowie die Kranken- und Unfallversicherung eingesetzt. "Die Subdivision der Mitgliedsverbände Amerikas hat sich gern an der Planung der Copa Federal beteiligt und mit Freude das Finale dieser ersten Auflage vor Ort verfolgt", meint Rafael Arias, Leiter des FIFA-Regionalbüros in Asunción. "Der AFA gibt dem Frauenfussball damit wichtige Impulse, und wir sind sicher, dass die nächsten Turnierauflagen, die ebenfalls über das Forward-Programm finanziert werden, sich positiv auf Hunderte von Klubs und Spielerinnen im ganzen Land auswirken werden", fügt Arias hinzu.

FIFA FORWARD GLOBAL REPORT Argentina

Die Teams des Consejo Federal haben Ende 2021 Provinz- und Regionalturniere bestritten, um sich für die nationale Phase des Wettbewerbs zu qualifizieren. An der Endrunde nahmen dann acht Teams aus sieben unterschiedlichen Regionen sowie die acht besten Teams der Profiliga Primera División teil. Die 16 Teilnehmer traten am Sitz des AFA (Predio de Ezeiza) und am Sitz von CA River Plate (River Camp) gegeneinander an. Das Finale wurde aus Sicherheitsgründen ohne Zuschauer im Stadion von Club Arsenal ausgetragen und landesweit live im Fernsehen übertragen. In einer Neuauflage des Finales der ersten Liga traf UAI Urquiza auf die Boca Juniors und setzte sich mit 2:1 durch. Damit gelang dem Klub die Revanche. Die beiden Teams werden nun bei der ersten Auflage des Superpokals der Frauen erneut aufeinandertreffen.

Positives Fazit

"Die Bilanz ist sehr positiv", meint Diego Turnes, Vizepräsident der Frauenfussballkommission des AFA, gegenüber FIFA.com. "Dieser Pokalwettbewerb war für die Einbindung des Landesinneren unerlässlich. Wir wissen, dass es dort viele Spielerinnen gibt, die die Chance bekommen müssen, sich zu präsentieren, aber wir wissen auch, dass wir Bedingungen und Anreize für deren Vereine schaffen können, damit diese sich stärker engagieren und immer besser arbeiten." Turnes hebt hervor, wie wichtig es ist, von der ersten Auflage an auf einen Fernsehsender zählen zu können. "Der Fernsehvertrag (mit TV Pública und DeporTV) hilft uns, gesehen zu werden. Sie hatten vorher schon die Ligaspiele übertragen und unterstützen jetzt auch die Copa Federal. Vielen ist das nicht bewusst, aber mehrere Spiele hatten bessere Einschaltquoten als Partien des Männerfussballs." Die Endrundenspiele ohne Fernsehübertragung wurden per Streaming live auf dem YouTube-Kanal von AFA Desarrollo übertragen und hatten mehr als 100.000 Aufrufe zu verzeichnen. Für das Finale waren darüber hinaus 60 Journalisten akkreditiert.

Paola Soto, Präsidentin der Frauenfussballabteilung des Consejo Federal und Entwicklungssekretärin des AFA zeigte sich nach dem Finale begeistert. "Vor fünf Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Der entscheidende Faktor ist die gute Zusammenarbeit, auch mit der FIFA. Wir wollen der Entwicklung nicht vorgreifen. Es muss sich noch einiges ändern, aber unser Ziel ist es, in zehn Jahren einen anderen Frauenfussball zu haben, und diese Entwicklung muss sich nicht nur hier in Buenos Aires, sondern auch im Landesinneren widerspiegeln. Soto betont, dass die acht Endrundenteilnehmer des Consejo Federal bereits in den Vorrunden Hunderte Kilometer zurückgelegt und wertvolle Erfahrungen gesammelt haben. Bei der Endrunde selbst "haben die Spielerinnen sich dann wie Profis gefühlt, da sie gegen Spielerinnen der ersten Liga angetreten sind."

Der AFA gibt dem Frauenfussball damit wichtige Impulse.
Rafael Arias, Leiter des FIFA-Regionalbüros in Asunción

Erfahrungen aus erster Hand

Daiana Tarifeño, Delegierte und später notgedrungen Torhüterin von Luna Park Bariloche, dem einzigen Vertreter des Consejo Federal, der nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen den Erstligisten El Porvenir ins Viertelfinale einzog, kann dem nur zustimmen. "Es war schwierig, den Kader zusammenzustellen. Wir haben in der Qualifikation über 800 Kilometer zurückgelegt und dann noch einmal 1300 bis Buenos Aires, aber es hat sich gelohnt. Seit der Auslosung waren alle gespannt darauf, wie die 'echte Fussballwelt' aussieht. Und es war fantastisch!" Vor der Viertelfinalpartie gegen Rosario Central wurde die Stammtorhüterin positiv auf COVID-19 getestet, und da die Ersatztorhüterin von ihrem Arbeitgeber keine Freistellung bekam, zog Tarifeño, die bis zu einer Sprunggelenkverletzung Verteidigerin gewesen war, kurzerhand die Torwarthandschuhe an. "Im gegnerischen Tor stand Vanina Correa, die Nationaltorhüterin! Ich schaute sie an und konnte es kaum glauben. Später habe ich dann ein Selfie mit ihr gemacht", berichtet sie noch immer begeistert.

Luna Park's Daiana Tarifeño and Rosario Central Vanina Correa

Luna Park musste sich nur knapp mit 0:1 geschlagen geben, aber die Ausgewogenheit überraschte Tarifeño nicht. "Das Niveau im Landesinneren ist sehr hoch, auch wenn uns physisch und organisatorisch noch viel fehlt. Der Pokalwettbewerb hat uns das vor Augen geführt, Türen geöffnet und den Funken überspringen lassen. Er hat den Frauenfussball geeint. Wir werden hart arbeiten, um beim nächsten Mal wieder dabei zu sein oder die Klubs zu unterstützen, die an unserer Stelle dabei sein werden. Wenn unsere Ligen sich weiterentwickeln, entwickeln wir uns alle weiter." Luis Castro erklärt, auch die Auflage von 2022 möglichst noch dieses Jahr austragen zu wollen, und zwar mit 32 Teams in der nationalen Endrunde: 16 vom Consejo Federal (zwei aus jeder Region), acht aus der Primera A, sechs aus der Primera B und zwei aus der Primera C. "Damit wären alle Kategorien des Frauenfussballs vertreten", meint er. "In Zusammenarbeit mit der Frauenfussballkommission und mit Unterstützung der FIFA und den weiteren Interessengruppen haben wir in jeder Hinsicht enorm viel erreicht. Uns ist bewusst, dass wir viele Früchte dieser Arbeit erst später ernten werden, aber wir sind mit unserem nachhaltigen Plan auf jeden Fall auf dem richtigen Weg."