Freitag 22 April 2022, 21:00

Neue Leistungsträgerinnen auf dem Weg zur WM

  • Traditionelle Fussballmächte dominieren die Europa-Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™

  • Neue Stars und Rückkehrerinnen prägen die Auftritte dieser kontinentalen Fussballgrößen

  • Wir präsentieren fünf Spielerinnen, die 2019 in Frankreich keine große Rolle gespielt haben und jetzt zu Hochform aufgelaufen sind

Die Schwergewichte des europäischen Fussballs haben in der Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ ihre Muskeln spielen lassen. Doch während die Namen der Tabellenführer alte Bekannte sind, wurde der Erfolg oft von Spielerinnen getragen, die erst kürzlich ins Rampenlicht getreten – oder zurückgekehrt – sind. Frankreich, Spanien und Schweden haben ihr WM-Ticket bereits gebucht, England, Deutschland und Norwegen sind auf einem guten Weg dorthin. FIFA+ nimmt fünf Spielerinnen unter die Lupe, die 2019 noch nicht glänzen konnten, aber auf einen Starauftritt im Jahr 2023 zuzusteuern scheinen.

Leah Williamson (ENG)

Obwohl Beth Mead für die Tore verantwortlich war und Lauren Hemp Kreativität in den Angriff gebracht hat, ist Williamson der Fels in der Brandung der Lionesses unter Sarina Wiegman. Die große Stütze des FC Arsenal war bei der WM 2019 in Frankreich nur sporadisch zum Einsatz gekommen und hatte in den vier K.-o.-Runden-Spielen Englands gerade einmal sechs Minuten auf dem Platz gestanden. Vor Kurzem hat sie nun die Nachfolge von Steph Houghton als Spielführerin des Teams angetreten. Die 25-Jährige steht ganz oben auf Wiegmans Spielerinnenliste, und zwar nicht in ihrer üblichen Rolle als Innenverteidigerin, in der sie auf Vereinsebene weiterhin zu beeindrucken weiß, sondern als sicherer Rückhalt im defensiven Mittelfeld, der Schaltzentrale des englischen Nationalteams.

Zitat "Leah ist eine hervorragende Spielerin und verbindet Menschen auf und neben dem Platz. Deshalb habe ich sie zur Spielführerin gemacht. Ich habe ihre Auftritte schon verfolgt, bevor ich meine Trainerstelle hier angetreten habe. Sie ist eine sehr talentierte Spielerin. Jetzt hat sie viel mehr hochklassige und intensive Spiele in den Beinen. Das hat sie physisch und mental wirklich vorangebracht." Sarina Wiegman (Trainerin, England)

ALICANTE, SPAIN - APRIL 07: Ona Batlle of Spain looks on during the international women friendly match between Spain and Brazil at Jose Rico Perez Stadium on April 07, 2022 in Alicante, Spain. (Photo by Aitor Alcalde Colomer/Getty Images)

Ona Batlle (ESP)

Die Spanierinnen haben in der Qualifikation für die WM 2023 nicht nur einen sensationellen Angriff präsentiert, sondern auch noch kein einziges Gegentor kassiert. Die einzige Spielerin, die in der scheinbar unüberwindlichen Abwehr des Teams kontinuierlich vertreten war, ist die 22-jährige Rechtsverteidigerin, die bei der letzten WM-Auflage noch nicht einmal den Sprung in den Kader geschafft hat. Batlle ist in Barcelona als großer Fan von Dani Alves aufgewachsen, der bekanntermaßen gerne mit in die Offensive geht, und hat auch sechs Vorlagen zum Erfolg von La Roja beigetragen. Damit hat sie ihren Wert an beiden Enden des Spielfelds unter Beweis gestellt. 

Zitat "Seit ihrer Kindheit war für Ona klar, dass sie zu den besten Spielerinnen gehören wollte. Sie versucht immer, ihr Bestes zu geben und sich zu verbessern. Sie ist eine Spielerin, der man vertrauen kann. Und sie ist keine unbeständige Spielerin, sie ist immer ganz vorn mit dabei. Sie könnte bald zu den besten Verteidigerinnen der Welt gehören." Jorge Vilda (Trainer, Spanien)

Marie-Antoinette Katoto (FRA)

Die Streichung von Katoto aus dem französischen Kader für die WM 2019 war schon damals umstritten, und es ist schwer vorstellbar, dass Corinne Diacre diese Entscheidung – zumindest im Stillen – inzwischen nicht bereut. Die Angreiferin von Paris Saint-Germain beeindruckt seit ihrer Rückkehr in den Kreis der Bleues mit sensationellen Auftritten. Beim Tournoi de France hat sie ihr Team zum Titelgewinn gefeuert, und in der Qualifikation für die Frauen-WM konnte sie in acht Spielen zehn Treffer für sich verbuchen. Der dynamischen, torgefährlichen Stürmerin scheint eine Starrolle bei der nächsten WM-Auflage in Australien und Neuseeland sicher zu sein.

Zitat "Wir sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich hätte gern etwas von seinem Selbstvertrauen. Ich würde nicht sagen, dass ich kein Selbstvertrauen habe, aber ich muss eine gute Balance finden. Wenn ich in einem, zwei oder drei Spielen kein Tor schieße, fange ich an zu grübeln." Katoto bezüglich eines Vergleichs mit Kylian Mbappé

Lea Schüller (GER)

Die talentierte Stürmerin galt zwar lange Zeit als eine der vielversprechendsten Perspektivspielerinnen Deutschlands, wusste jedoch bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2019™ nicht zu beeindrucken. Seitdem hat Schüller ihren Status und ihren Einfluss aber ausgebaut. Ihre Krönung zu Deutschlands Nationalspielerin des Jahres 2021 ist ein Beleg für ihre Topform im Nationalteam und beim FC Bayern München. Die Spielerin selbst erklärt, sie habe ihr Limit noch nicht erreicht und noch immer freies Potenzial, das sie ausschöpfen möchte. Mit beeindruckenden elf Toren in sieben Qualifikationsspielen für die WM 2023 hat sie ihren Platz im deutschen Nationalteam aber mit Sicherheit zementiert und füllt die Rolle aus, die ihr einst prophezeit wurde.

Zitat "Sie hat Zeit gebraucht, ist aber einen Reife- und Veränderungsprozess gegangen: Lea hat den nächsten Schritt gemacht." Martina Voss-Tecklenburg (Trainerin, Deutschland)

Ada Hegerberg (NOR)

Ein neuer Star? Wohl kaum. Doch nach einer Periode von fünf Jahren im internationalen Exil, in die auch die letzte WM fiel, ist die Rekordtorschützin der UEFA Women's Champions League mit Pauken und Trompeten zurückgekehrt. Ein Hattrick bei ihrem Comeback (einem 5:1-Sieg gegen Kosovo) läutete die triumphale Rückkehr der Stürmerin in das Nationalteam ihres Landes ein und untermauerte Norwegens Spitzenreiterposition in Gruppe F. Das nährt die Hoffnung, dass die Norwegerinnen, die 2019 im Viertelfinale ausschieden, es 2023 sogar noch weiter bringen könnten. Schließlich ist Hegerberg eine der besten Spielerinnen ihrer Generation.

Zitat "Natürlich ist sie ein wichtiges Puzzleteil für uns. Das gibt uns hoffentlich das 'gewisse Etwas'. Schließlich ist Ada eine der besten Stürmerinnen der Welt." Martin Sjogren (Trainer, Norwegen)