Donnerstag 28 Mai 2020, 07:12

Montserrat lehrt wichtige Lektionen

  • Die Karibikinsel Montserrat ist ein britisches Überseegebiet

  • Die "Emerald Boys" treten in der CONCACAF-Zone an

  • Vulkanausbrüche haben das Leben auf der Insel dramatisch verändert

Die Einwohner der Karibikinsel Montserrat leben seit Jahren in großer Unsicherheit. Denn ein verheerender Ausbruch des Vulkans Soufriere Hills am 25. Juni 1997 und die seitdem weiterhin bestehende vulkanische Aktivität veränderten das Leben in dem britischen Überseegebiet auf dramatische Weise. Die gesamte südliche Hälfte der kleinen Antilleninsel mit der ehemaligen Hauptstadt Plymouth ist seitdem Sperrgebiet.

Der Fussballverband von Montserrat war erst ein Jahr vor dem Vulkanausbruch 1997 offizielles FIFA-Mitglied geworden. Heute genießt der Fussball auf Montserrat immer mehr Aufmerksamkeit, obwohl traditionell Cricket stets die Sportart Nummer eins war.

qxgtzziojov8wbsw5xah.jpg

Erfolge in der Qualifikation für die CONCACAF Nations League

Verschiebungen am Ende der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste erscheinen aus der Ferne meist wenig spektakulär, doch was Montserrat in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen der Qualifikation für die CONCACAF Nations League erreicht hat, kann man nur als Erdbeben bezeichnen. Der Präsident des Fussballverbands von Montserrat Vincent Cassell sagte gegenüber der CONCACAF: "Wir wollen den großen Fischen zeigen, dass wir es drauf haben. Die CONCACAF Nations League bedeutet uns mehr als allen anderen Mitgliedsverbänden."

Bedenkt man, dass nicht einmal 5.000 Menschen auf der Insel leben – sie alle würden bequem im Stadion eines beliebigen Drittligisten Platz finden – ist die aktuelle Platzierung in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste überaus erstaunlich. Denn Montserrat belegt derzeit Platz 183 und ist damit nur noch 14 Plätze von seiner historischen Bestplatzierung entfernt. Die Emerald Boys haben sich dank starker Auftritte in der Qualifikation für die CONCACAF Nations League, insbesondere durch Siege gegen Belize, Aruba, die Cayman-Inseln, die Dominikanische Republik und St. Lucia um volle 22 Plätze verbessert.

Die Tage, an denen man stets ganz am Ende der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste rangierte, gehören lange der Vergangenheit an. Am 30. Juni 2002 bestritten die Emerald Boys gar das 'andere Finale' gegen Bhutan. Am Tag des Finales der FIFA Fussball-WM Korea/Japan 2002™ traten dabei die beiden letztplatzierten Teams der Weltrangliste gegeneinander an. Montserrat unterlag in Thimphu mit 0:4.

Heute befindet sich das Team in einer völlig anderen Situation. Ein Schlüsselaspekt des Wiederaufbaus nach dem Vulkanausbruch war die Hilfe der Menschen von den Nachbarinseln und aus anderen Ländern. Auch das Team der Emerald Boys besteht vollständig aus Spielern aus Großbritannien mit Wurzeln in Montserrat. Trainer ist Willie Donachie, ein ehemaliger schottischer Nationalspieler, der bei Manchester City den Status einer Legende genießt.

Die Bewohner Montserrats nutzen zur Verarbeitung der verheerenden Vulkanausbrüche und der Pausen dazwischen schon seit vielen Jahren auch Literatur und Lyrik. Das Leben inmitten der Zerstörung bringt die Menschen einander in vielerlei Hinsicht näher. Die Schriftstellerin Dorine S. O'Garro schrieb ein ergreifendes Gedicht über die Hoffnung, die niemals stirbt:

"There are no boundaries, just a twisted mess, I may be standing on my old home. It's only a guess But out of the silence of the mangled plain, Someone whispers softly, 'Montserrat will rise again'."

["Es gibt keine Begrenzungen mehr, nur ein heilloses Chaos, Vielleicht stehe ich auf meinem alten Haus. Aber das ist nur eine Vermutung. Doch aus der Stille der entstellten Ebene Flüstert jemand leise 'Montserrat wird wieder auferstehen'."]