Donnerstag 07 November 2019, 09:30

Mohamed Abouzeid träumt von vollen Stadien

  • Mohamed Abouzeid aus Ägypten ist Mitglied der FIFA-Fan-Bewegung

  • Er ist einer der einflussreichsten YouTuber, der sich mit dem ägyptischen Fussball beschäftigt

  • Erfahrt mehr über die FIFA-Fan-Bewegung und diskutiert mit unter dem Hashtag #WeLiveFootball

Es scheint widersprüchlich, doch Mohamed Abouzeid, Mitglied der FIFA-Fan-Bewegung, der sich in der digitalen Welt bei YouTube mit dem Fussball beschäftigt, ist überzeugt, dass der Fussball ein großes Problem hat: in der realen Welt scheint es gerade bei Jugendlichen nicht mehr besonders angesagt zu sein, ins Stadion zu gehen.

Mohameds Leidenschaft für den Fussball hat er von der Familie seiner Mutter geerbt, die ausnahmslos Anhänger des Kairoer Spitzenklubs Al Ahly sind. Er selbst ist seit 1991 Fan des erfolgreichsten Klubs Afrikas. Allerdings ist er auch glühender Anhänger eines europäischen Klubs: Seit er in den frühen 1990er Jahren im Fernsehen verfolgte, wie der AC Mailand im Europapokal um Titel kämpfte, ist er auch diesem Klub verfallen. Dass beide Teams die gleichen Farben tragen, kommt ihm dabei entgegen. Als er nach Abschluss seines Studiums in seinem ersten Job genügend Geld verdient hatte, setzte sich Abouzeid ins Flugzeug nach Italien, um ein UEFA Champions League-Spiel seines geliebten AC Mailand gegen den FC Barcelona vor Ort zu erleben.

Mittlerweile hat Mohamed einen eigenen YouTube-Kanal mit dem Namen "El Kaweer" (der Fussballer) und derzeit fast 230.000 Abonnenten. Für Abouzeid ist dies eine enorme Erfolgsgeschichte, insbesondere wenn man bedenkt, dass er sein erstes Video erst im Februar 2018 veröffentlichte.

"Das alles hat angefangen, als ich einen Fragebogen der FIFA öffnete und ausfüllte, den ich per E-Mail bekommen hatte – so eine E-Mail, die man normalerweise gar nicht erst öffnet", erinnert sich Abouzeid mit einem Lachen. "Doch diese habe ich zum Glück geöffnet."

Dank Mohameds durchdachten Antworten in der Umfrage wendete sich die FIFA erneut an ihn und lud ihn schließlich 2016 zur FIFA Fan-Fokus-Gruppe nach Zürich ein. Danach kam er zu dem Schluss: 'Wenn die FIFA so sehr an meinen Ansichten interessiert ist, sollte ich sie möglicherweise stärker mit der Fussballwelt teilen.'

Er begann, auf seiner Facebook-Seite über Fussball zu schreiben, doch dies schien ihm nicht interaktiv genug. Daher entschloss er sich im Mai 2017, einen YouTube-Kanal zu gründen. Nachdem er sich mehrere Monate lang mit der Software vertraut gemacht hatte, veröffentlichte er schließlich sein erstes Video.

"Das war großartig, ehrlich", so Abouzeid. "Ich hatte nicht vielen Leuten gesagt, dass ich das mache. Zu Beginn unterstützten mich nur meine Familie und einige Freunde. Nach der Fussball-WM Russland 2018 allerdings begann ich, die Sache deutlich ernster zu nehmen. Von August 2018 bis April 2019 wuchs die Anzahl der Abonnenten auf 100.000. Mir macht das großen Spaß. Ich tue genau das, was ich liebe."

Abouzeid arbeitet als Kreditberater und hat sich nebenher eine Nische geschaffen, in der er mit seiner Leidenschaft für den Fussball den Fans insbesondere im arabischen Raum etwas bieten kann.

"Es hört sich hart an, aber die meisten Sportmedien in der arabischen Welt finde ich nicht besonders gut", so Abouzeid. "Sie beschäftigen sich nicht richtig mit dem Fussball. Sie folgen nur den allgemeinen Trends und versuchen, strittige Themen zu finden. Es geht immer nur um Zuschauerzahlen und Werbeeinnahmen. Sie beschäftigen sich nicht mit den Belangen der Fussballfans und versuchen auch nicht, Kenntnisse zum Fussball zu vermitteln. Genau das versuche ich, ebenso wie einige weitere ägyptische und arabische YouTuber."

Abouzeid hat Ambitionen, sich im Bereich des Sport-Managements zu engagieren, um den afrikanischen Fussball voranzubringen, beispielsweise in den Bereichen Führungsarbeit, Organisation und Medien-Kommunikation.

Die Sozialen Medien sieht er als Segen und als Fluch zugleich. "Sie bringen Fans aus verschiedenen Ländern einander viel näher. Zuvor hatte ich keinerlei Verbindung zu Fans unserer afrikanischen Gegner in Ländern wie Tunesien, Marokko oder Algerien. Jetzt hingegen kommunizieren wir oft miteinander und beginnen, uns gegenseitig zu verstehen. Das hat uns einander näher gebracht.

"Andererseits muss man sehen, dass wir insbesondere in Ägypten eine ganze Generation haben, die aus dem Fernsehen nur Bilder von leeren Tribünen kennt. Ich spreche von acht-, neunjährigen Kindern, die in Ägypten noch nie einen Stadionbesuch erlebt haben. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung.

Abouzeid spricht dieses Thema immer wieder in seinem YouTube-Kanal an. Es ist ein komplexes Problem und zahlreiche Hindernisse stehen im Weg.

"Das Rückgrat jedes erfolgreichen Fussballsystems ist die heimische Liga. Ich möchte jede Woche Spiele vor vollen Tribünen sehen. Das ist mein Traum."