Freitag 20 Januar 2017, 08:56

Mit "Swissness"zum Erfolg

Der Schweizer Frauenfussball befindet sich derzeit im Aufwind, wie die jüngsten Erfolge eindrücklich beweisen. Die A-Nationalmannschaft nahm 2015 zum ersten Mal an einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft teil und wird bei der anstehenden UEFA Women’s EURO in den Niederlanden ebenfalls ihr Debüt geben. Auch im Juniorinnen-Bereich setzt sich dieser Aufwärtstrend fort. So schaffte das U-19-Team des Schweizer Fussballverbandes (SFV) den Sprung ins Halbfinale der UEFA U-19-Frauen-Europameisterschaft 2016 und setzte sich auf dem Weg dorthin unter anderem in der Gruppenphase mit 4:2 gegen Deutschland durch. Die U-17-Elf des Landes qualifizierte sich vorzeitig für die Eliterunde der UEFA U-17-Europameisterschaft.

Der Grund für diese jüngsten Erfolge liegen für Nora Häuptle, Trainerin der U-19-Auswahl auf der Hand. "Wir müssen in der Schweiz mit den wenigen lizenzierten Spielerinnen und Spielern sehr effektiv und effizient arbeiten. Seit 20 Jahren entwickelt der SFV einen roten Faden in der Ausbildungsphilosophie, welche über die gut geschulten Trainer an die Spieler vermittelt wird", beschreibt sie im exklusiven Interview mit FIFA.com.

"Die Wege sind kürzer, als in großen Verbänden und wir können unsere Ausbildung somit schneller den Anforderungen des modernen Fussballs anpassen. Zudem zeichnet sich die Swissness aus: Wir sind akribisch in unserer Arbeit, sei es in den Vereinen oder im Verband und leben unsere Philosophie voller Stolz und Leidenschaft."

Welche Philosophie das genau ist und was der SFV unternimmt, um die weibliche Seite des Sports weiter zu fördern, erklärt Franziska Schild, Ressortleiterin Frauenfussball, gegenüber FIFA.com. "Der Frauenfussball ist für den Schweizerischen Fussballverband ein wichtiger Bestandteil. Wie in allen anderen Bereichen verfolgt der SFV auch im Frauenfussball die zwei strategischen Ziele: so viele und so gut wie möglich. Das heißt, dass wir sowohl in der Breite wie auch an der Spitze mit Maßnahmen ansetzen. In der Breite geht es darum, auf allen Ebenen (Spielerinnen, Trainerinnen, Schiedsrichterinnen, Funktionärinnen) das Wachstum zu fördern", umfasst sie die wichtigsten Säulen, um in Anschluss weiter auszuführen: "Dies unterstützen wir mit Projekten wie «Bring a Friend» oder «Mehr Frauen für den Fussball». Zudem wollen wir allen Mädchen den Zugang zum Fussball ermöglichen, indem wir durchgängig reine Mädchenmeisterschaften anbieten wollen. Im Spitzenfussball wollen wir regelmäßig mit allen Auswahlen an den Endrundenturnieren dabei sein und uns langfristig unter den Top 10 Nationen Europas etablieren. Zudem wollen wir sicherstellen, dass unsere oberste Liga europäisch konkurrenzfähig bleibt."

Von der Schweiz lernen Einen Schritt in die oben genannte Richtung hat die U-19 von Häuptle, die selbst eine erfolgreiche Fussballerin und in der Nationalmannschaft aktiv war, bereits gemacht. Ende Oktober qualifizierte sich ihr Team für die Eliterunde der UEFA-U-19-EM, die im Juni in Deutschland stattfindet. Einem Land, das zu den erfolgreichsten im Frauenfussball gehört. Lernen können andere Nationen aber auch von den Schweizerinnen, wie die Gewinnerin des Swiss Olympic Coach Award in der Kategorie Nachwuchstrainerin Team-/Mannschaftsspielsportart betont.

"Ich denke von uns kann man lernen, wie man Spielerinnen über eine ganze Karriere hinweg ausbildet und entwickelt. Zudem bieten wir trotz immens weniger Mittel eine sehr hohe Qualität. Wir wiederum können uns sicherlich noch eine Scheibe abschneiden in punkto Selbstbewusstsein, wahrscheinlich eine Eigenschaft welche nicht in unserem Schweizer Naturell liegt. Dabei können wir stolz auf die Anzahl Topspielerinnen sein, welche wir hervorbringen."

Topspielerinnen wie Lara Dickenmann (unter anderem zweifache Champions-League-Siegerin), Ramona Bachmann (mehrfache schwedische Meisterin und Schweizer Fussballerin des Jahres 2009 und 2015) oder Ana Maria Crnogorčević (Champions-League-Siegerin 2015), die international auf hohem Niveau spielen. In der Schweiz kann also positiv in die Zukunft geblickt werden.

"Im besten Fall werden wir die 30.000-Lizenzmarke brechen, zum beliebtesten Frauensport in der Schweiz avancieren (aktuell Nummer 2 hinter dem Turnverband), uns in den letzten 16 der Champions League etablieren und einen Titel mit einem Nationalteam gewinnen. Immerhin gehören unsere Nationalspielerinnen jetzt schon zu den Leistungsträgern in internationalen Top-Vereinen."