Montag 11 April 2022, 15:00

Messis Truppe: Ein Team, das vom Weltmeistertitel träumt

  • Bei der letzten Copa América hat Argentinien eine Negativserie von 28 Jahren ohne Titel beendet

  • Lionel Messi war das Aushängeschild eines wiedererstarkten Teams

  • Atmosphäre im Team ein entscheidender Faktor

 Als Lionel Messi sein Debüt bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ gab, waren acht seiner regulären Kollegen im Team von Lionel Scaloni noch nicht einmal 15 Jahre alt. Rodrigo de Paul war gerade einmal elf, als der aufstrebende Star 2006 in Deutschland seinen Einstand beim Weltturnier gab und gegen Serbien und Montenegro auch gleich ein Tor erzielte. Cristian Romero, Stützpfeiler in der Innenverteidigung, war damals 15 Jahre alt und zeigte bereits vielversprechende Ansätze bei CA Belgrano Córdoba, als Messi mit der von Alejandro Sabella trainierten argentinischen Nationalmannschaft ins Finale der WM 2014 in Brasilien einzog.

De Paul und Romero sind nur zwei Beispiele aus dem verjüngten Nationalteam, das nach der von Lionel Scaloni angestoßenen Runderneuerung einen gemeinsamen Nenner hat: Für die meisten Akteure war der Spieler mit der Rückennummer zehn, der jetzt ihr Teamkamerad und Mannschaftskapitän in der Albiceleste ist, in der Jugend das große Idol. Während Messi sich zum Olymp des Fussballs aufschwang, verfolgten seine heutigen Mitspieler gebannt seine Dribblings und träumten davon, eines Tages das Nationaltrikot überzustreifen, bei einer WM zu spielen, ein zweiter Messi zu sein. 

Bei der WM 2018 machte Frankreich die argentinischen Träume in Kazan zunichte. Das war die letzte Enttäuschung einer Generation, die ein WM-Finale und zwei kontinentale Endspiele bestritten hatte, der die große Belohnung jedoch versagt geblieben war: ein Titel. Der damalige Assistenztrainer Lionel Scaloni wurde aufgrund der Ablehnung renommierterer Trainer als Interimstrainer bestimmt. Bei seinem ersten Engagement als Cheftrainer stieß Scaloni gleich die Runderneuerung an, die Argentinien dringend brauchte.

Jetzt war es für die nachrückenden Nachwuchsspieler an der Zeit, die Messi-Poster an ihrer Wand abzunehmen. Die beiden Welten verschmolzen im März 2019, als Scaloni Messi davon überzeugte ins Nationalteam zurückzukehren. De Paul, der 2015 nach einer Partie zwischen Valencia und Barcelona ein Foto mit der Bildunterschrift "Träume verwirklichen, der Größte von allen" veröffentlicht hatte, teilte sich im Trainingslager im Vorfeld der Spiele gegen Venezuela und Marokko in Madrid ein Hotelzimmer mit seinem Altersgenossen Leandro Paredes. "Wir können Leo ja einladen, ein paar Mate-Tees mit uns zu trinken", sagte er wagemutig zu Paredes, und so entstand eine Beziehung, die sich auch positiv auf das Geschehen auf dem Spielfeld auswirken sollte. 

De Paul und Paredes führen eine Gruppe von jungen Spielern an, die bereit sind, sich mit Leib und Seele in den Dienst des Nationalteams zu stellen und für ihre Karriere zu kämpfen, aber auch für das Idol, an dem sie sich ein Beispiel nehmen. De Paul verkörpert die nationale Seele und Paredes, umfunktioniert zum zentralen Mittelfeldspieler, harmoniert perfekt mit der Nummer zehn. Damit ist endlich die Lösung für ein Problem gefunden, mit dem Argentinien lange zu kämpfen hatte: Messi muss nicht mehr ständig zurücklaufen, um sich den Ball zu holen.

Dass es zwischen den einzelnen Akteuren stimmt, ist offensichtlich. Messi fühlt sich wohl wie selten zuvor. Claudio Gugnali, Assistent von Alejandro Sabella bei der WM 2014 in Brasilien, hat dies gegenüber Medienvertretern bestätigt, nachdem Messi die Stimmung im Team in einem Gespräch mit der Atmosphäre bei besagter Weltmeisterschaft verglichen hatten, bei der Argentinien ins Finale eingezogen war und sich erst dort gegen Deutschland geschlagen geben musste. Nun erwarten viele, dass die Argentinier an diesen Erfolg anknüpfen oder sogar den Titel erringen können.   

Emiliano Martínez, der Torhüter, der zu einem Sicherheitsgaranten zwischen den Pfosten avanciert ist, machte schon vor dem Sieg in der Copa América keinen Hehl daraus, dass das Team alles dafür geben würde: "Alle wollen, dass er einen Titel mit dem Nationalteam gewinnt, nur weil es Lionel ist. Für mich wäre es eine Freude und eine Ehre, mit ihm gemeinsam einen Titel zu gewinnen. Ich setze alles daran, ihm zu einem Titelgewinn zu verhelfen. Ich würde mich mehr für ihn freuen, wenn wir eine Copa América oder eine WM gewinnen würden, als für mich selbst." 

De Paul, Paredes, Martínez und Romero stehen für die neue Generation. Gleiches gilt für Giovani Lo Celso, dem dritten Akteur im Mittelfeld, der die Aufgabe haben wird, Messi mit seiner Kreativität etwas von der Last abzunehmen, die er auf den Schultern trägt. Nicolás Otamendi und Ángel Di María, zwei Mitglieder der alten Garde, sind ebenfalls noch dabei und wollen ihren Beitrag in einer argentinischen Mannschaft leisten, die im Auftaktspiel auf Saudiarabien trifft. Die Albiceleste, bei der auf und neben dem Platz alle Rädchen sauber ineinandergreifen, hat ein gemeinsames Ziel: die Menschen im Land glücklich zu machen und ihrem Idol endlich zu einem Weltmeistertitel zu verhelfen.