Donnerstag 26 August 2021, 17:49

Mendy – Vom verlorenen Sohn zum Wunderkind

  • Senegal steht im Halbfinale der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft

  • Sieg gegen Brasilien im Viertelfinale dank eines glanzvollen Auftritts von Raoul Mendy

  • Der Stürmer verbringt in Russland trotz der Trauer um seine Mutter wahre Wunder

Es ist eine Szene, wie man sie normalerweise nach dem Finale einer Weltmeisterschaft sieht: Auf der einen Seite sitzen die Spieler mit Tränen in den Augen und legen die Hände vors Gesicht. Auf der anderen Seite laufen Männer kreuz und quer über das Spielfeld, gratulieren sich gegenseitig und schreien ihre Freude heraus. Auf der einen Seite die besiegten Brasilianer, auf der anderen die Spieler Senegals, die im Viertelfinale gegen den fünffachen Weltmeister mächtig gefordert worden waren. Inmitten der jubelnden Teamkameraden kniet ein Mann sichtlich bewegt nieder und zeigt mit den Fingern zum Himmel: Raoul Mendy.

Die Nummer neun der Löwen der Teranga hat gegen die Brasilianer einen herausragenden Auftritt hingelegt, den er mit einem Doppelpack krönte. Mit dieser Topleistung knüpft er nahtlos an die vorherigen Spiele an, denn er war bereits in den Partien gegen Uruguay (Hattrick) und Titelverteidiger Portugal der absolute Held. Noch unfassbarer wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass der Spieler mitten in der Gruppenphase seine Mutter verloren hat.

Senegal v Uruguay - FIFA Beach Soccer World Cup 2021

"Hut ab vor Raoul! Er macht gerade eine wirklich schwere Zeit durch, doch was er da auf dem Sand leistet, ist die schönste Hommage an seine Mama", so Trainer Sylla am Mikrofon von FIFA.com. Sein Team lag gegen Brasilien mit 2:3 zurück, als der Stürmer zwei Minuten vor Spielende eine Freistoßsituation eiskalt zum Ausgleichstreffer nutzte. Und dann leistete er in der Verlängerung den entscheidenden Beitrag.

"Ich, ein Held? Nein! Das ganze Team war heldenhaft. Ein Spiel wie dieses kann man nur im Kollektiv gewinnen. Tatsächlich waren die gute Stimmung im Team und unsere Freundschaft der Schlüssel zu all unseren Erfolgen in Russland. Wir versuchen, uns gegenseitig zu unterstützen, uns zu helfen ...", erklärt Raoul Mendy mit einem breiten Lächeln. "Ich selbst werde von meinen Mitspielern sehr gut unterstützt und aufgefangen", fügt er mit Blick auf seine Trauer hinzu.

Große Träume

Bei acht Teilnahmen steht diese "Gruppe von Freunden" nun also zum ersten Mal im Halbfinale der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft™. In der Vergangenheit hatten die Senegalesen bereits viermal das Viertelfinale erreicht, aber dort war jedes Mal Schluss gewesen. "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt und vor allem Selbstvertrauen und Vertrauen in unsere Fähigkeiten gewonnen. Wir wussten, dass es heute schwierig werden würde, aber auch, dass wir es schaffen konnten – selbst als wir gegen die Brasilianer 1:3 zurücklagen. Wir haben nie aufgegeben!"

Dieser Sieg eröffnet natürlich neue Perspektiven. Mendy und der Rest des senegalesischen Teams träumen jetzt davon, zum ersten Mal den Weltmeistertitel zu gewinnen, nachdem sie bereits sechsmal Afrikameister geworden sind. "Uns ist bewusst, dass uns ein großer Coup gelungen ist. Aber wir wissen auch, dass wir noch mehr erreichen können!", so Mendy. Jetzt sind es nur noch zwei Schritte bis in den siebten Himmel. Im ersten geht es am 28. August gegen Japan. Der zweite wäre im Falle eines Sieges das Finale am Sonntag. Angesichts der Szenen, die sich nach dem Viertelfinale gegen Brasilien abgespielt haben, kann man sich ja vorstellen, welche Emotionen das bei den Senegalesen freisetzen würde. Erst recht bei Mendy, der bereits jetzt der "König der Löwen" ist.