Donnerstag 10 Dezember 2020, 09:36

Lluis Cortés in den Augen seiner Spielerinnen

  • Lluis Cortés ist als The Best – FIFA-Welttrainer - Frauen nominiert

  • Unter seiner Leitung hat das Team des FC Barelona in nur zwei Jahren eine raketenhafte Entwicklung genommen

  • Drei seiner Spielerinnen sprechen über ihn

Im Januar 2019 wurde den Verantwortlichen des Frauenteams beim FC Barcelona klar, dass ihnen einmal mehr der Meistertitel entglitt, den sie schon seit drei Spielzeiten nicht mehr gewonnen hatten, und so wuchs der Druck beständig in einem Team, das zwar über das größte Budget in Spanien verfügt, aber diese Überlegenheit nicht auf dem Platz unter Beweis stellen konnte.

Damals übergab der Verein das Ruder an Lluis Cortés, der bis dahin nur als Assistenztrainer und Taktik-Analytiker des Teams gearbeitet hatte. Ohne viel Aufsehen änderte der neue Coach den Kurs, und auch wenn er in dieser ersten Saison nicht den Titel holte, schrieb seine Mannschaft dennoch Geschichte, als sie erstmals das Finale der UEFA Champions League erreichte.

2020 dann, in einer Saison die durch die Pandemie und die vorzeitige Beendigung der Ligasaison gekennzeichnet war, holte Cortés den ersehnten Titel, und zwar nicht irgendwie: Barça wandelte sich zum absolut dominierenden Team im spanischen Frauenfussball, das sich nun ein großes Ziel gesetzt hat: den ersehnten Titelgewinn in der UEFA Champions League. Im August war Barcelona im Endspiel noch gescheitert, aber in dieser Saison macht man sich bei den Katalanen große Hoffnungen auf den Titel.

Was für eine Art von Trainer ist Lluis Cortés? Drei seiner Spielerinnen – die Spielführerin und ehemalige spanische Nationalspielerin Marta Torrejón, die spanische Nationalspielerin Mapi León und die norwegische Auswahlspielerin Caroline Graham Hansen, die selbst in der Kategorie der besten Spielerin nominiert ist – erzählen uns von seinen wichtigsten Eigenschaften.

Caroline Graham Hansen of FC Barcelona and Lluis Cortes

Die Nähe zum Team

"Lluis ist ein bescheidener Mensch", erklärt Marta. "Er sucht den Kontakt mit uns und möchte verstehen, welche Probleme es im Team geben kann. Das hilft uns sehr, den wir fühlen uns ernst genommen und wertgeschätzt."

Mapi und Caroline bestätigen dies. "Auch wenn er unser Trainer ist und es natürlich eine gewisse Hierarchie gibt, interessiert er sich immer für uns", erklärt die spanische Auswahlspielerin. Die norwegische Starspielerin betont die besondere Stimmung, für die er im Team gesorgt hat. "Er weiß, dass der Erfolg der Mannschaft auch darauf zurückzuführen ist, dass die Spielerinnen nun selbstsicher sind. Er hat es verstanden, für eine familiäre Stimmung unter Betreuern und Spielerinnen zu sorgen."

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Anspruch

Für Mapi ist das ein ganz wichtiger Aspekt. "Er ist sehr anspruchsvoll, was mir besonders gut gefällt. Es kann sein, dass du ein Spiel 6:1 gewinnst, aber dieses eine Gegentor ist gefallen, weil du unaufmerksam oder zu sorglos warst, und das ärgert ihn dann besonders. Das geht mir aber genau so, und da haben wir schon eine Gemeinsamkeit (lacht)."

Sie erinnert sich an eine Anekdote aus dem Training, als es zum Streit zwischen beiden kam. "Manchmal bin ich etwas gereizt. Einmal beim Training habe ich versucht, einen Pass zwischen zwei Spielerinnen durchzustecken, noch dazu mit einem Beinschuss. Er hat sofort alles gestoppt und mich angebrüllt, etwas, das er sonst nie tut. Ich hielt das für übertrieben und habe dann im ganzen Training keinen einzigen komplizierten Ball mehr gespielt, sondern nur noch ganz leichte Pässe. Aber das wollte er natürlich auch nicht und so sind wir etwas aneinander geraten. Aber am Ende haben wir es rasch geklärt", erzählt sie lachend.

Caroline glaubt, dass die Ansprüche von Lluis für ihre Entwicklung als Spielerin entscheidend waren. "Seit ich bei Barça bin (es ist ihre zweite Saison), hat er mir enorm dabei geholfen, mich noch weiter zu steigern. Er hat mir das Selbstvertrauen gegeben, mein Spiel zu verbessern. Er hat auch keine Scheu davor, viel von den Spielerinnen zu verlangen, damit wir weiter an uns arbeiten und Spiele gewinnen."

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Warum sollte er die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Frauen gewinnen?

Für Marta und Mapi, die bereits zur Mannschaft gehörten, als Lluis sein Amt übernahm, liegt das auf Hand.

"Lluis spielt eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung des Teams, seit er uns übernommen hat. Es ist sehr wichtig, dass Spielerinnen und Trainer an einem Strang ziehen, und das ist von Anfang an so gewesen. Er hat weder seine Philosophie noch seine Einstellung geändert. Wir haben schon viel erreicht... Und das war noch längst nicht alles!"

Mapi lässt keinen Zweifel daran, dass sie für ihn gestimmt hat: "Natürlich habe ich ihm meine Stimme gegeben! Als seine Nominierung bekannt wurde, war ich wie aus dem Häuschen. Am Ende ist man auf so etwas stolz, ebenso wie wenn eine deiner Mitspielerinnen nominiert wird, nicht wahr? Es ist doch eine tolle Sache, wenn Menschen, mit denen zu so viel Zeit verbringst und so viele gemeinsame Augenblicke teilst, eine Belohnung für ihre harte Arbeit erfahren."

Wird Lluis Cortés als The Best ausgezeichnet werden? Nun, für seine Spielerinnen jedenfalls hat er diese Auszeichnung bereits gewonnen.