Freitag 05 Juli 2019, 06:39

Lindahl: "Ich will diese Medaille, und fertig!"

  • Hedvig Lindahl bestreitet ihre fünfte und wohl auch letzte WM

  • Schwedens Torhüterin war maßgeblich am Vorstoß bis ins Halbfinale beteiligt

  • "Ich will diese Medaille, und fertig!"

Von Alexandra Jonson, Teamreporterin Schweden

2003 saß sie als 20-jährige Reservetorhüterin auf der Bank, als Schweden bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in den USA die Silbermedaille holte. 16 Jahre, 4 WM-Turniere und 19 WM-Einsätze später steht Hedvig Lindahl kurz vor ihrem wohl letzten Spiel auf der größten Bühne des Frauenfussballs. Mit einer Finalteilnahme hätte sich der Kreis für sie auf perfekte Weise geschlossen. Stattdessen geht es in ihrem 20. WM-Spiel nun um Bronze. Dennoch ist Lindahl fest entschlossen, zu siegen.

"So sollte es eigentlich nicht zu Ende gehen", sagte Lindahl gegenüber der FIFA auf die Frage nach ihrem Gefühl nach dem Abpfiff in Lyon. "Wir wollten nicht das Spiel um Platz drei erreichen, sondern das Finale. Ich war richtig wütend, weil es meine letzte Chance war."

Lindahl war maßgeblich am erfolgreichen Lauf der Schwedinnen in Frankreich beteiligt. Im Achtelfinale gegen Kanada trug sie mit einem parierten Elfmeter zum Erfolg bei. Am Mittwoch zeigte sie im Halbfinale gegen die Niederlande erneut mehrere Weltklasse-Paraden. Umso schwerer fiel es ihr, sich mit der Niederlage abzufinden.

Doch schon am nächsten Tag zeigte sie sich wieder gefestigt und fokussiert. "Es bringt nichts, sich über etwas zu ärgern, das man nicht mehr ändern kann", sagte sie. "Man muss es einfach akzeptieren."

"Wir haben versucht, uns das Gefühl vorzustellen, Vierter zu werden. Und das ist etwas, was wir in der Realität auf gar keinen Fall erleben wollen, nach all dieser Zeit weit weg von der Familie, nach all der intensiven Vorbereitung auf dieses Turnier. Ich will diese Medaille, und fertig!"

Nach ihrer ersten Reise zur WM 2003, bei der sie noch nicht eingesetzt wurde, hat Lindahl bei den folgenden vier WM-Endrunden gespielt und 2011 die Bronzemedaille gewonnen. Sie wurde nicht weniger als sieben Mal zu Schwedens Torhüterin des Jahres und zwei Mal zur besten Fussballerin des Landes gewählt.

Am Mittwoch entthronte sie zudem Therese Sjogran als schwedische Spielerin mit den meisten absolvierten WM-Spielen.

"Das macht mich glücklich und zeigt, dass ich hart, entschlossen und mit viel Leidenschaft gearbeitet habe. Doch auch das ist ein Rekord, der irgendwann gebrochen werden kann. Wir werden sehen, wann es so weit ist."

Für Außenstehende mögen die starken Leistungen der Schwedinnen in Frankreich überraschend gewesen sein. Im Team selbst jedoch träumte und glaubte man fest daran, den ganzen Weg zu schaffen.

"Wir hatten das Gefühl, dass wir es dieses Jahr bis ins Finale schaffen würden. Dass wir nun verärgert sind, weil wir es nicht geschafft haben, ist in gewisser Weise faszinierend. In der Weltrangliste sind wir Neunter, und dennoch geben wir uns nicht damit zufrieden, unter den besten Vier zu sein. Das sagt eine Menge. Ich weiß, dass die Menschen zu Hause stolz auf uns sind, egal wie es ausgeht. Aber wir wollen unseren eigenen Ansprüchen gerecht werden und die Bronzemedaille gewinnen."

Das Spiel um Platz drei am Samstag gegen England ist wahrscheinlich das letzte große WM-Spiel für Hedvig Lindahl. Ihre Geschichte verdient ein Ende mit Tränen der Freude und nicht der Enttäuschung, die sie nach dem Halbfinale in Lyon vergoss.

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