Mittwoch 15 September 2021, 05:00

Kroatien: Mit einer starken Basis zum Erfolg

  • Am 17. September startet Kroatien in die Qualifikation für die FIFA Frauen-WM 2023

  • Mit Hilfe einer neu gegründeten U-15 und U-17-Mädchenliga soll eine starke Basis geschaffen werden

  • Unterstützt wird der kroatische Verband durch das FIFA-Forward-Programm

Sechs EM- und WM-Teilnahmen, Vize-Weltmeister im Jahr 2018 und Patz 18 in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste. So liest sich der derzeitige Status Quo der kroatischen Nationalmannschaft. Bei den Frauen zeigt sich hingegen ein völlig anderes Bild. Bisher konnte sich das Frauen-Team des Landes für kein großes Turnier qualifizieren, in der Weltrangliste belegt das Ensemble Platz 54. Das soll sich nun ändern.

Im vergangenen Jahr wurde die erste Liga für U-15- und U-17-Vereinsmannschaften der Frauen ins Leben gerufen. Finanziert wird dieser Wettbewerb, an dem zwölf Vereine pro Altersklasse teilnehmen, über das FIFA-Forward-Programm 2.0. Angedacht sind bisher drei Spielzeiten, die erste endete im Mai 2021, die zweite startete am 18. September.  "Die Beteiligung der FIFA ist sehr wichtig. Insgesamt wurden die ersten drei Saisons des Wettbewerbs von der FIFA mit 850.000 USD kofinanziert", erzählt Denis Lukša, der beim kroatischen Fussballverband (Hrvatski nogometni savez (HNS)) für die Frauen- und Futsalnationalmannschaften zuständig ist.

"Die tatsächlichen Kosten für die Vereine sind sehr gering, vielleicht fünf Prozent. Wir versuchen wirklich, alles abzudecken, um den Vereinen zu helfen. Wir werden sehen, wie es in den nächsten Jahren läuft. Im Moment unterstützen wir dieses Projekt und die Klubs bei der Entwicklung des Frauenfussballs voll und ganz."

Auch der Präsident des kroatischen Verbandes, Marijan Kustić, unterstreicht die Wichtigkeit des Projekts: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit den neuen U-15- und U-17-Ligen für Mädchen, die wir mit Unterstützung der FIFA ins Leben gerufen haben, einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung machen werden. Unsere bisherigen Erfahrungen mit nationalen Klubwettbewerben für Jungenmannschaften haben deutlich gezeigt, dass Investitionen in junge Spielerinnen und Spieler eine der besten Möglichkeiten sind, um den Fussball als Ganzes zu fördern. Mit der Unterstützung der FIFA werden wir weiter daran arbeiten, den Frauenfussball in Kroatien zu fördern."

Das Feedback auf die erste Spielzeit der neu gegründeten Liga war durchweg positiv, auch wenn sie, wie so viele andere, durch die Pandemie beeinträchtigt war. "Wir können bereits die Entwicklung der Spieler sehen. Die Trainer und Vereine engagieren sich mehr und mehr. Sie stocken ihr Personal auf. Wir denken, dass dieses Projekt und die Investition wirklich gut sind. Wir erwarten, dass sich es auszahlt. Nicht im nächsten Jahr, aber vielleicht in drei, vier Jahren nach Beginn der ersten Saison", so Lukša.

"Wir organisieren auch Sommer- und Wintercamps für die U-15 und U-17. Bei der Auswahl konnten wir feststellen, dass die Spielerinnen viel besser geworden sind. Wir haben für jede Kategorie nur 30 Spielerinnen eingeladen, und ich konnte sofort die Verbesserung gegenüber den Vorjahren erkennen." Auszahlen könnte sich dieses Projekt definitiv im Hinblick auf die A-Nationalmannschaft, die auf eine starke Basis angewiesen ist, um in der Zukunft erfolgreich zu sein. Ein weiterer Grund, warum es so wichtig für das Land ist, an der Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien und Neuseeland 2023™ teilzunehmen, um mit einem guten Auftritt mehr Mädchen für den Fussball zu begeistern.

"Wir beginnen die Qualifikationsspiele gegen Rumänien und werden dann auf Italien treffen. Unser Ziel ist es nicht, die Gruppe zu gewinnen, sondern so nah wie möglich an die Spitzenteams, wie Italien, heranzukommen. Wir wollen Rumänien besiegen und ich denke, dass wir im Moment besser sind als Moldawien und Litauen, die ebenfalls in unserer Gruppe sind. Wir wollen auf Platz drei kommen und hoffen, dass wir das schaffen können", unterstreicht Lukša. "Im Männerfussball sind wir sehr gut, und wir möchten auch den Frauenfussball weiterentwickeln. Wir wollen uns nicht mit Schweden, Dänemark, Deutschland oder ähnlichen Ländern vergleichen. Diese sind wirklich gut. Wir haben etwa 3000 registrierte Spielerinnen und wir versuchen, diese Zahl und die Zahl der Vereine zu erhöhen."

Ein wichtiger Schritt ist dabei, dass das Budget für den Frauenfussball seit 2015 mehr als verdoppelt wurde. Die Hauptidee, nationale Mädchenligen zu schaffen, stammt von den nationalen Jugendligen der Männer, die sich als sehr effektiv erwiesen haben. Der Männerfussball hat vor 25 Jahren einen großen Sprung gemacht, als die HNS die nationale Jugendliga gründete, und die kroatischen Männer-Nationalmannschaften und -Vereine erzielten damals großartige Ergebnisse. Die Idee ist, das Gleiche nun auch für den Frauenfussball zu tun.

"Wir haben den Schnitt gemacht und die Entscheidung getroffen, in die Jugend zu investieren. Wir glauben, dass dies der richtige Weg ist. Wir wollen neue Spielerinnen hervorbringen und fördern, und wir hoffen, dass uns das mit der neuen U-15- und U-17-Liga gelingen wird. Wie ich bereits sagte, werden wir die Ergebnisse dieses Projekts in drei, vier Jahren sehen."

Und vielleicht werden dann auch Lukšas Wünsche für den Frauenfussball wahr, "sich mit der Nationalmannschaft für ein Turnier zu qualifizieren - EURO oder Weltmeisterschaft, das spielt keine Rolle."

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung des kroatischen Fussballverbandes (Hrvatski nogometni savez (HNS)