Montag 04 Februar 2019, 06:58

Katar erklimmt die Spitze der asiatischen Pyramide 

  • Nach Katars überraschendem Triumph ziert ein neuer Name den AFC Asien-Pokal

  • Der WM-Gastgeber von 2022 stellte eine ganze Reihe neuer Rekorde auf

  • Erweitertes Starterfeld und mehrere Nationen mit bahnbrechenden Erfolgen

Die Auflage 2019 des AFC Asien-Pokals war in vielerlei Hinsicht ein echter Meilenstein. So ist es auch durchaus passend, dass dieses Mal ein neuer Name in die Trophäe des zweitältesten kontinentalen Fussballwettbewerbs der Welt graviert wurde.

Der Titelgewinn Katars, das bislang nicht zu den führenden Fussballmächten Asiens gehörte, sagt viel über die enorme Entwicklung aus, die der Fussball derzeit auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent der Welt macht. So erwies sich auch die Erweiterung des Starterfeldes auf 24 Teams keineswegs als Aufblähung des Turniers. Im Gegenteil: Für eine ganze Reihe junger Fussballnationen war das Turnier ein voller Erfolg. Nationen wie Vietnam, Kirgisistan und Oman dürften die Turnierauflage 2019 im Rückblick als echten Wendepunkt ihrer Fussballgeschichte sehen.

Der Sieger

Katars Erfolg kann mit Fug und Recht als außergewöhnlich bezeichnet werden. Schließlich hatte das Team außerhalb des eigenen Landes seit 1984 kein einziges Spiel beim AFC Asien-Pokal mehr gewonnen.

Katar schloss die starke Gruppenphase mit einem 2:0-Sieg gegen Saudiarabien ab. Es folgten 1:0-Erfolge gegen Irak, den Titelträger von 2007, und das starke Team aus der Republik Korea. Im Halbfinale feierte das Team dann einen klaren 4:0-Erfolg gegen Gastgeber Vereinigte Arabische Emirate. Doch der ganz große Jubel sollte noch folgen. Die beiden spektakuläre Tore in der ersten Halbzeit durch den herausragenden Almoez Ali und Abdulaziz Hatem waren eines Finales in jeder Hinsicht würdig. Der vierfache Asienmeister Japan fand darauf keine Antwort.

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Zahlen und Fakten

  • Almoez Ali übertraf mit neun Treffern den 23 Jahre alten Rekord des Iraners Ali Daei.

  • Katar zog als erstes Team der Turniergeschichte nach sechs Spielen ohne Gegentor ins Finale ein.

  • Die IR Iran baute ihre 1996 begonnene Serie von Gruppenspielen ohne Niederlage auf nunmehr 20 Partien aus.

  • Usbekistans Torhüter Ignatiy Nesterov wurde zum ersten Spieler, der bei fünf Turnierauflagen zum Einsatz kam.

  • Katar ist nach Irak (2007) und Australien (2015) der dritte neue Gewinner bei den letzen vier Turnieren.

Die großen Namen

Japan kann durchaus zufrieden auf das Turnier zurückblicken. Zahlreiche junge Spieler konnten im Vorfeld der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ wertvolle Erfahrung sammeln. Hätte Japan das Finale nicht verloren, wäre der neue Trainer Hajime Moriyasu der erste Mensch geworden, der den AFC Asien-Pokal als Spieler und als Trainer gewinnt.

Auf Seiten Japans waren einige wohlbekannte Spieler nicht dabei, was bei Moriyasu zu Kopfzerbrechen führte. So geriet das Team im Auftaktspiel gegen Außenseiter Turkmenistan zunächst in Rückstand. Beim 1:0-Sieg im Achtelfinale gegen Saudiarabien brachten die Japaner es gerade einmal auf 28 Prozent Ballbesitz.

Für Japan verlief das Turnier insgesamt durchaus ungewöhnlich. Die ersten vier Spiele gewannen die Japaner jeweils nur mit einem Tor Differenz. Das hatte es in der Turniergeschichte noch nie gegeben.

Die IR Iran ging als bestplatziertes asiatisches Team in den Wettbewerb und schien nach einer starken Gruppenphase und überzeugenden Siegen gegen Oman und die VR China auf gutem Wege. Doch in der zweiten Halbzeit des Halbfinals gegen Japan fiel das Team Melli mit zahlreichen Russland-Veteranen regelrecht auseinander. Die 0:3-Niederlage bedeutete auch das Ende der achtjährigen Amtszeit von Trainer Carlos Queiroz.

Ebenso wie die IR Iran wollte auch die Republik Korea eine lange kontinentale Durststrecke beenden und startete vielversprechend in das Turnier. In den vier Spielen bis zum Viertelfinale gegen Katar ließen die Koreaner nur ein einziges Gegentor zu. Dann allerdings bereitete Hatem dem Traum mit seinem sehenswerten Tor aus der Distanz ein Ende.

Bei Titelverteidiger Australien hatte es bereits im Vorfeld große Verletzungssorgen gegeben. Allen voran fehlte Mittelfeldmotor Aaron Mooy. Die Socceroos hatten zwar in allen fünf Spielen mehr Ballbesitz, doch es gelang ihnen zu selten, die gegnerischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. So war schließlich im Viertelfinale gegen die VAE Endstation.

Saudiarabien fand nur selten den eigenen Rhythmus und kassierte schon in der Gruppenphase die erste Niederlage gegen Katar. Die anschließende 0:1-Niederlage im Achtelfinale gegen Japan sorgte dann für das Ende der Ära von Trianer Juan Antonio Pizzi.

Auch für die VR China lief es nicht rund. Die Chinesen verloren ihr letztes Gruppenspiel und schieden schließlich mit einer klaren 0:3-Viertelfinal-Niederlage gegen die IR Iran aus. Der Chinese Wu Lei allerdings ließ sich von seiner Verletzung nicht beirren und erzielte eins der schönsten Turniertore. Seine Leistungen brachten ihm zudem einen Wechsel zum spanischen Klub Espanyol Barcelona ein.

Denkwürdige Momente

Abgesehen von Katar machte bei dem Turnier in den VAE wohl Vietnam die größten Fortschritte. Mit zahlreichen Akteuren aus der erfolgreichen Mannschaft von der AFC U-23-Asienmeisterschaft konnten die Vietnamesen technisch und taktisch durchweg beeindrucken. Japan musste sich den 1:0-Sieg im Viertelfinale redlich erkämpfen.

Kirgisistan feierte ein beeindruckendes Debüt auf der kontinentalen Bühne. Das Team startete mit einer unglücklichen 1:2-Niederlage gegen die VR China ins Turnier. Im letzten Gruppenspiel sorgte dann allerdings Vitalij Lux mit einem Hattrick für einen 3:1-Sieg gegen die Philippinen, der zum Einzug ins Achtelfinale reichte. Hier forderte der Neuling dem Gastgeber dann alles ab. Mehrfach landete der Ball in der überaus spannenden Partie nur am Gebälk.

Oman gelang auf dramatische Weise erstmals der Einzug in die K.o.-Runde, nämlich durch das Siegtor in der 93. Minute des letzten Gruppenspiels. Und auch für Indien brachte das Turnier einen historischen Erfolg: Mit dem 4:1-Sieg gegen Thailand feierte das Land seinen ersten Sieg bei einem AFC Asien-Pokals seit 1964.