Donnerstag 26 März 2020, 02:59

Indiens Legende Bembem Devi freut sich über globale Aufmerksamkeit

  • Oinam Bembem Devi ist eine Pionierin des indischen Frauenfussballs

  • Die frühere Spielführerin des Nationalteams trägt den Spitznamen einer geliebten Hindu-Göttin

  • "Nach oben gibt es keine Grenzen" meint sie zu den Möglichkeiten nach der FIFA U-17-Fauen-WM in ihrem Heimatland

Die bekanntesten Persönlichkeiten des indischen Fussballs bezeichnen sie gern als "lebende Legende" und "Fahnenträgerin" des Frauenfussballs.

Doch es gibt einen Spitznamen, der noch besser zu Oinam Bembem Devi passt, nämlich 'Durga' des indischen Fussballs. Wie Bembem Devi erklärt, ist eine schönere Auszeichnung kaum denkbar: "Durga ist eine Hindu-Göttin, die in ganz Indien verehrt wird, um den Triumph des Guten über das Böse zu feiern", sagt sie und lächelt dabei. "Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll, dass man mir diesen Spitznamen gegeben hat. Jedenfalls ist der Spitzname 'Durga' eine enorme Inspiration und eine große Ehre für mich."

Dieser Titel zeigt, wie sehr Bembem Devi geschätzt wird und wie groß ihr Einfluss ist. Sie begann ihre internationale Karriere bereits mit 15 Jahren und blieb bis zu deren Ende 2016 eine herausragende Vertreterin ihres Landes. Lange war sie Spielführerin des indischen Frauen-Nationalteams, das sie zu neuen Höhen führte.

Für ihre herausragenden sportlichen Leistungen erhielt sie von der indischen Nationalregierung die Arjuna-Auszeichnung. Kürzlich wurde sie als erste Fussballerin zur Padma Shri ernannt. Dies ist die vierthöchste zivile Ehrung, die Indien zu vergeben hat. Doch wie viele andere Pionierinnen des Frauenfussballs hatte sie bei ihren ersten Schritten mit enormen Problemen zu kämpfen.

Sie fühlte sich schon immer von der "Einfachheit des Fussballs und der Freude beim Schießen eines Balles" angezogen. Doch um überhaupt mit den Jungs spielen zu können, musste sie sich anfänglich selbst als Junge ausgeben. 'Bobo' und 'Amko' waren Namen, die sie damals oft verwendete. "Hätte ich ihnen gesagt, dass mein Name Bembem ist, dann hätten sie gewusst, dass ich ein Mädchen bin und ich hätte nicht mitspielen dürfen", erläutert sie.

Auch die Einstellung ihrer Eltern war ein großes Hindernis. "Man muss die damalige gesellschaftliche und kulturelle Situation verstehen, um diese Einstellung nachvollziehen zu können", so Bembem Devi. "Meine Eltern wollten, dass ich mich auf meine Ausbildung konzentriere. Damals lag ich mit ihnen natürlich über Kreuz. Doch wenn ich nun zurückblicke und versuche, das alles aus ihrer Perspektive zu sehen, dann habe ich Verständnis.

"Für mich bedeutete das damals mehr Arbeit, denn ich musste die verlorene Zeit nacharbeiten. Den Fussball aufzugeben, kam für mich jedenfalls nie in Frage. Ich musste einfach beides unter einen Hut bringen." Es war keine leichte Situation. Doch als ich dann den Sprung ins indische Nationalteam schaffte, schmolz das Eis ein bisschen. Nun konnten sie sich mit mir freuen, und als ich dann mein erstes Tor für Indien schoss, ging es erst richtig los."

"Ich denke, ich habe vielen Mädchen gezeigt, dass sie ihren Träumen nachjagen sollen. Gleichzeitig sollten sie allerdings nicht zu rebellisch sein und sich nicht zu sehr gegen die Wünsche der Eltern auflehnen. Man muss einfach eine gute Balance finden. Aber wenn es mir gelungen ist, auch nur elf Mädchen zum Fussballspielen zu inspirieren, dann bin ich zufrieden mit meinem Beitrag."

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Niemand wird mehr Stolz empfinden, erstmals elf junge Inderinnen auf der Weltbühne des Fussballs auflaufen. Bembem Devi bedauert lediglich, dass sie zu alt ist, um selbst aufs Feld zu laufen.

"Als ich noch gespielt habe, konnte man nicht einmal davon träumen, dass mein Land eine derartige Weltmeisterschaft ausrichten würde", meint sie. "Diese Mädchen haben unglaubliches Glück. Manchmal könnte ich fast ein bisschen neidisch werden (lacht)! Durch dieses Turnier steigt das Selbstvertrauen, das Interesse, die Inspiration und es wird einen großen Entwicklungsschub geben. Nach oben gibt es dann keine Grenzen mehr.

Ich kann kaum in Worte fassen, wie glücklich ich war, als ich erfuhr, dass wir dieses Turnier ausrichten. Mein ganzes Lob gilt dem indischen Fussballverband AIFF, der das Turnier nach Indien geholt hat. Das zeigt, wie ernst man es dort mit der Förderung des Frauenfussballs meint."

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