Dienstag 19 September 2017, 03:06

Sam Kerr stößt in neue Höhen vor

  • Sam Kerr ist als erste Australierin für The Best nominiert

  • Die Stürmerin kommt aus einer sehr sportbegeisterten Familie

  • Kerr hat viel von der aktuellen FIFA-Weltfussballerin Carli Lloyd gelernt

Sam Kerr war schon immer etwas anders. Mit 15 wurde sie die jüngste australische Nationalspielerin seit mehr als einem Jahrzehnt. Schon einige Monate zuvor war die High-School-Schülerin zur jüngsten Spielerin geworden, die in der australischen W-League debütiert und ein Tor erzielt hatte.

Der Aufstieg der Stürmerin verlief derart schnell, dass die meisten ihren Namen noch gar nicht kannten, als sie erstmals das australische Nationaltrikot überstreifte. Meist sprach man von ihr als 'Daniel Kerrs Schwester', denn ihr älterer Bruder war damals ein bekannter Footballstar.

Doch schon bald machte sich Sam Kerr selbst einen Namen und stellte einen Rekord nach dem anderen auf.

In ihrer letzten Saison in der W-League wurde Kerr zur Spielerin des Jahres gewählt, doch noch stärker hat sie in der enorm starken U.S.-amerikanischen NWSL beeindruckt. In ihrer fünften Saison dort führt sie mittlerweile die Liste der erfolgreichsten Torjägerinnen aller Zeiten an. Mit bereits 16 Toren im Jahr 2017 liegt sie nun gleichauf mit der Engländerin Kim Little, der bislang torgefährlichsten Spielerin in einer Saison.

Angesichts dieser Form ist Kerrs Nominierung für die Auszeichnung als The Best – FIFA-Weltfussballerin des Jahres keine große Überraschung. Sie ist die erste Australierin, die für eine FIFA-Auszeichnung nominiert wurde. Entsprechend ist sie plötzlich in der australischen Sportszene eine echte Berühmtheit.

"So etwas kann gut oder schlecht sein. Einige Leute hatten schon von einer möglichen Nominierung gesprochen, aber ich hatte mich nicht allzu sehr damit beschäftigt. Dass ich dann tatsächlich zu den Nominierten gehörte, war dann schon eine schöne Überraschung", so Kerr über ihre Gedanken bei der Veröffentlichung der Kandidatinnen auf FIFA.com. "Natürlich empfinde ich das als große Ehre."

Kerr hat bereits an der Seite zweier weiterer nominierter Spielerinnen gespielt, nämlich der derzeitigen FIFA-Weltfussballerin Carli Lloyd bei Western New York Flash, und Jodie Taylor, als die englische Stürmerin für den FC Sydney die Stiefel schnürte.

"Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, bei Flash an der Seite von Carli zu spielen. Sie nahm mich regelrecht unter ihre Fittiche und ich bin immer noch gut mit ihr befreundet. Wir chatten oft miteinander. Ich habe viel von Carli gelernt, insbesondere was das Training und Lebensweise angeht. Man muss sich gut um seinen Körper kümmern."

Kerr berichtete davon, dass Verletzungen fast zum Ende ihrer Karriere geführt hätten. Nach acht Monaten Zwangspause wegen einer Knieverletzung musste sie weitere acht Monate wegen einer Fußverletzung aussetzen.

"Ich sage immer, dass die Fußverletzung nicht nur meine Karriere als Fussballerin, sondern mein ganzes Leben verändert hat. Fast hätte ich den Fussball aufgegeben. Aber letztlich hat mich diese Verletzung quasi gezwungen, ein besserer Profi zu werden."

Vom Strand ins helle Flutlicht Kerr wuchs in der Stadt Fremantle an der Westküste Australiens auf, wo Sport ein untrennbarer Teil des Lebensstils ist

Mit ihrer enormen Beweglichkeit, Sprungstärke und taktischen Übersicht stellt Kerr für jede Verteidigung eine große Herausforderung dar. Und wer einmal ihren Torjubel mit Rückwärtssalto gesehen hat, der hat keinerlei Zweifel mehr an ihrer offenbar angeborenen Athletik.

"Ich hatte gar keine andere Wahl als mit Sport anzufangen. Als Kind habe ich so ziemlich jede Sportart unter der Sonne ausprobiert. Es hört sich zwar ein wenig bösartig an, aber wenn man in unserer Familie kein guter Sportler ist, wird man gern mal ein bisschen gehänselt", lacht Kerr.

Auf die Frage nach ihrem Lieblingsspieler bei den Männern zögert Kerr keine Sekunde: Cristiano Ronaldo.

"Ich finde ihn einfach großartig, er ist ein Torjäger, ein echter Unterhaltungskünstler und ein wichtiger Joker. Ich eifere ihm nach und will wie er jemand sein, auf den sich meine Mitspielerinnen immer verlassen können. Ich denke, ein kleines bisschen bin ich wie er."

Zum Abschluss wollen wir noch wissen, ob sich Kerr schon vorgestellt hat, im kommenden Monat in London gemeinsam mit dem portugiesischen Star von Real Madrid auf dem roten Teppich zu stehen? "Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde", so Kerr mit einem leisen Lächeln.

Und ganz unabhängig davon, ob sie nun im kommenden Monat nach London reist, hat sich die Situation in der Kerr-Familie definitiv verändert, denn nun ist Daniel Kerr meist nur noch 'Sam Kerrs Bruder'.