Sonntag 14 November 2021, 23:00

Glückliches Ende einer schweren Qualifikation

  • Spanien nach Sieg gegen Schweden am Sonntag für die WM 2022 qualifiziert

  • Genau wie 1993 war am letzten Spieltag in Sevilla noch alles offen

  • Positive Aspekte und Verbesserungsbedarf unter Luis Enrique

Genau wie 1993 in der Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft in den USA war auch diesmal Sevilla Schauplatz der erfolgreichen Qualifikation für die WM. Genau wie damals kam der Gegner aus Skandinavien. Am 17. November 1993 musste La Roja gegen Dänemark eine wahre Heldentat vollbringen, denn das Team war nach dem Platzverweis von Torhüter Andoni Zubizarreta 80 Minuten lang auf zehn Mann reduziert. Schließlich setzte man sich mit 1:0 durch. Dieses Jahr hieß der Gegner Schweden, und Spanien musste zwar phasenweise zittern, war jedoch die bessere Mannschaft und sicherte sich mit einem Sieg die WM-Qualifikation. Luis Enrique war bei beiden Spielen dabei. Vor 28 Jahren war er noch als Flügelspieler aktiv, jetzt bringt er seine Persönlichkeit und seine Spielphilosophie auf der Trainerbank ein. In beiden Qualifikationsphasen zitterte er mit einer spanischen Auswahl, die sich nicht in Bestform präsentierte, dann aber im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán doch ihr Ziel erreichte. Der anschließende Jubel auf dem Rasen wurde der großen Bedeutung dieses Erfolgs gerecht. FIFA.com analysiert die wichtigsten Aspekte des spanischen Teams, das 2022 in Katar seine 16. Weltmeisterschaft bestreiten wird.

Unerwarteter Verlauf

Der Weg nach Katar begann anders als erwartet. Nach einem Remis im Auftaktspiel gegen Griechenland im März und einem knappen Sieg in der Nachspielzeit gegen Georgien nach anfänglichem Rückstand war klar, dass diese Qualifikation wohl nicht so reibungslos verlaufen würde wie erwartet. Der Wendepunkt war die 1:2-Niederlage gegen Schweden am 2. September. Danach folgten vier Siege in Folge, mit denen die Spanier das WM-Ticket perfekt machten. Trotz des Erfolgs traten jedoch einige Probleme zutage, die es bis zur WM im nächsten Jahr zu abzustellen gilt. Das Team von Luis Enrique ist nämlich in der Regel die spielbestimmende Mannschaft, hat jedoch Probleme, Spielzüge zu Ende zu bringen und vor allem mit einem Torerfolg abzuschließen. In der Abwehr und im Mittelfeld scheinen die Positionen klar umrissen zu sein, im Angriff gibt es allerdings noch Zweifel. Vor allem die Verletzungen bereiteten Luis Enrique großes Kopfzerbrechen. Álvaro Morata, Gerard Moreno, Ansu Fati, Mikel Oyarzabal und Ferran Torres haben verletzungsbedingt Spiele verpasst. Die vier Letztgenannten fehlten sogar am Doppelspieltag im November, ebenso wie Yeremi Pino, der sein Debüt in der UEFA Nations League gab. Dani Olmo hatte sich gerade noch rechtzeitig von seiner Verletzung erholt. Wenn Spanien in Katar weit kommen will, muss das Team seine Offensivspieler in bestmöglicher Form aufbieten und darauf hoffen, dass sie sich endlich wieder treffsicher zeigen.

Sweden striker Alexander Isak in action against Spain

Positive Aspekte

Spanien hat 2021 außer der WM-Qualifikation noch zwei weitere große Turniere bestritten, nämlich die UEFA EURO 2020 und die UEFA Nations League. Im Gegensatz zur WM-Quali konnten die Spanier sich hier von ihrer besten Seite präsentieren und zogen bei der EURO ins Halbfinale und in der Nations League ins Finale ein. Die Erklärung liegt auf der Hand. Das Team von Luis Enrique, der in seine Führungsrolle hineingewachsen ist, kommt mit seiner Spielphilosophie von Dominanz und Ballbesitzfussball gegen starke Mannschaften besser zurecht. Wie in der Finalrunde der Nations League deutlich zu sehen war, fühlt sich das Team gegen offensiv aufspielende Gegner, die mehr Raum lassen, wohler, als gegen Rivalen, die die Räume eng machen und in ihrer eigenen Spielfeldhälfte auf Angriffe lauern. Und mit solchen Teams war Spanien in der WM-Qualifikation konfrontiert. Ferran Torres, Pedri, Ansu Fati, Gavi oder Yeremi Pino sind die jungen Gesichter im Team von Luis Enrique. Mit Ausnahme des Stürmers von Manchester City, der 21 Jahre alt ist, hat keiner von ihnen das 19. Lebensjahr überschritten und sie alle spielen bereits eine wichtige Rolle. Torres schließt die Qualifikation beispielsweise mit vier Treffern in sechs Partien als bester Torschütze der Spanier ab. Doch Luis Enrique hat nicht nur den Nachwuchs erfolgreich integriert, sondern auch Schlüsselpositionen gut besetzt, die das Rückgrat der Mannschaft bilden. Im Tor hat er Unai Simón sein vollstes Vertrauen geschenkt, und der Schlussmann von Athletic Bilbao ist zu einem Stützpfeiler der spanischen Auswahl avanciert. In der Abwehr hat er anlässlich der UEFA EURO Aymeric Laporte berufen, und seitdem ist der Innenverteidiger von Manchester City gesetzt. Gleichzeitig schob er die Zweifel rund um Teamkapitän Sergio Busquets beiseite, und dieser zeigt sich seither im Nationaltrikot von seiner besten Seite. Alle drei spielen eine Schlüsselrolle in der spanischen Defensivabteilung, die in der Qualifikation nur fünf Gegentreffer kassiert hat.

Statistik

12 – So viele FIFA Fussball-Weltmeisterschaften™ in Folge hat Spanien bestritten, wenn man die bevorstehende Auflage in Katar einrechnet. Seit der misslungenen Qualifikation für die WM 1974 haben die Spanier keine einzige Auflage mehr verpasst. 28 – So viele Spieler haben unter Luis Enrique ihr Debüt für Spanien gegeben, der bis dato letzte war Raúl De Tomás am Donnerstag gegen Griechenland. Luis Enrique hat von Anfang an klargemacht, dass das Alter oder der Klub für ihn bei der Zusammenstellung des Kaders keine Rolle spielen. Wenn ein Spieler es aufgrund glänzender Leistungen verdient hat, im Nationalteam zu spielen, wird er dabei sein. 0 – So viele Heimspiele hat Spanien in der Geschichte der WM-Qualifikation verloren. 4 – Die Anzahl der Weltmeisterschaften, an denen Luis Enrique teilgenommen hat, wenn der Ball 2022 in Katar rollt. Als Spieler war er 1994, 1998 und 2002 dabei. Das Turnier im Jahr 2022 wird seine erste WM als Trainer sein.

Zitate

"Wir werden mit einer jungen Mannschaft und viel Begeisterung zur WM fahren, und ich glaube, wir können unter den Besten sein. Ich bin sehr stolz auf die Spieler, und zwar auf alle, die an der Qualifikation teilgenommen haben. Gegen Schweden hat sich für uns nach vielen Schwierigkeiten ein Kreis geschlossen." Luis Enrique nach dem Lösen des WM-Tickets gegen Schweden "Ich finde, das Schicksal war gerecht. Auf diesem Platz habe ich viele schwere Momente erlebt. Ich freue mich sehr über die Qualifikation. Spanien muss bei jeder WM dabei sein." Álvaro Morata nach dem Spiel gegen Schweden, bei dem er den Siegtreffer erzielte