Donnerstag 28 April 2022, 09:00

Foord spricht über 2023 und den Kampf um den WSL-Titel gegen Kerr

  • Caitlin Foord absolvierte kürzlich ihr 100. Länderspiel für Australien

  • Die vielseitige Stürmerin strebt die vierte WM-Teilnahme an, nachdem sie 2011 im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal dabei war

  • Foord spricht über ihre langjährige Freundin Sam Kerr, ihre Erinnerungen an die WM und ihre Erwartungen für 2023

Caitlin Foord und Sam Kerr sind schon sehr lange befreundet.

2011 waren sie - 16 bzw. 17 Jahre alt - die aufmüpfigen Youngster in Australiens Team bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland und brachten nicht nur mit ihren gewagten Rückwärtssaltos vom Sprungbrett des Schwimmbeckens die Betreuer auf die Palme. Nachdem Australien im Viertelfinale ausgeschieden war, flog Foord sogar mit Kerr und ihrer Familie nach Europa in den Urlaub.

Während dieser unbeschwerten Auszeit in Kroatien erfuhr Foord, dass sie als erste Trägerin der Auszeichnung Beste Junge Spielerin bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Geschichte geschrieben hatte. Doch sie fühlte sich im Urlaub derart wohl, dass sie die Einladung ablehnte, zurückzureisen und die Trophäe persönlich in Empfang zu nehmen.

"Damals war mir die Bedeutung dieser Auszeichnung nicht wirklich klar", erinnert sie sich mit einem Lächeln. "Ich war einfach nur glücklich und wollte im Urlaub bleiben! Wenn ich jetzt zurückblicke, war das eine sehr wertvolle Auszeichnung auf die ich wirklich stolz bin.

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 hat mir die Augen geöffnet. Ich hatte keine richtige Vorstellung davon, was eine FIFA Frauen-Weltmeisterschaft ausmacht, bis ich selbst dabei war und spielte. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich beim ersten Spiel gegen Brasilien vor Tausenden von Zuschauern rausging und Marta und die größten Namen des Frauenfussballs zu dieser Zeit sah. Ich weiß noch, dass ich dachte: 'Das ist so cool. Ich will so lange wie möglich dazu gehören.' "

Caitlin Foord kämpft bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 gegen Marta.

Von der Abwehr in den Angriff

Die damals 16-Jährige sollte im Eröffnungsspiel die kaum zu bremsende Marta in Schach halten - was ihr auch gelang. Damit sorgte sie für großes Aufsehen. Es folgten weitere starke Auftritte, die Foord ihre individuelle Auszeichnung bei der WM und dann auch den Titel Nachwuchsspielerin des Jahres der AFC einbrachten.

Doch die jetzt 27-Jährige, die kürzlich ihr 100. Länderspiel für die Matildas absolvierte, hat sich nicht nur als hartnäckige Verteidigerin einen Namen gemacht. Sie wird wegen ihrer Vielseitigkeit geschätzt und ist nach wie vor in der Lage und bereit, auf verschiedenen Positionen zu glänzen. Bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wird sie wahrscheinlich im Angriff spielen.

Bei ihrem Klub Arsenal spielt sie in der Offensive an der Seite von Torjägerinnen wie Vivianne Miedema und Stina Blackstenius. Bei den Matildas bildet sie mit ihrer alten Freundin ein brandgefährliches Duo. Und so wie sich Foord aus der Defensive heraus entwickelt hat, haben sich Kerr und sie von unbekümmerten Nachwuchsspielerinnen zu echten Vorbildern entwickelt, die neue, hohe Standards setzen, an denen sich andere orientieren können.

Niemand ist stolzer darauf, dass Kerr zur Spielführerin aufgestiegen ist und Anfang dieses Jahres den Rekord von Tim Cahill überboten hat und nun die meisten Tore für Australien erzielt hat.

"Ich bin ja schon seit langer Zeit mit Sammy befreundet, auch in verschiedenen Teams, und als Person hat sie sich nie verändert", so Foord gegenüber der FIFA. "Sie ist eine großartige Teamkameradin, ein echter Siegertyp und eine tolle Torjägerin. Im Training möchte man sie immer in seinem Team haben.

Dass sie den Rekord von Tim Cahill gebrochen hat, war eine erstaunliche Leistung. Da ich allerdings miterlebt habe, wie sie sich zu der Spielerin entwickelt hat, die sie geworden ist, bin ich eigentlich nicht überrascht. Sie hat alles verdient, was sie gewonnen hat, und sie hat noch viel mehr zu geben - sicher auch noch viele Tore. Auch wenn sie den Rekord jetzt schon gebrochen hat, denke ich, dass sie ihn am Ende weit übertreffen wird."

Caitlin Foord von Arsenal und Sam Kerr von Chelsea.

Enger Kampf an der Spitze

Foord hofft natürlich, dass ihre Spielführerin bei den Matildas weiterhin erfolgreich ist. In der Liga hingegen ist Foord keineswegs so begeistert von Kerrs Torerfolgen. Schließlich befinden sich die beiden Freundinnen mitten im unglaublich knappen Rennen um den Meistertitel in der WSL. Nur ein einziger Punkt trennt die Londoner Rivalen Chelsea und Arsenal, und es stehen nur noch drei Spiele aus.

"Natürlich sehen wir gern die Erfolge der jeweils anderen, doch in diesem Fall hoffe ich, dass sie vielleicht nicht all ihre Chancen nutzt", gibt Foord zu. "Aber obwohl wir in diesem Rennen Rivalinnen sind, ändert dies nichts an unserer Freundschaft."

Und ganz unabhängig davon, welche von ihnen am Ende die Meisterschaftstrophäe in den Händen hält, ist Foord von ihren Erfahrungen bei Arsenal begeistert und freut sich, dass der Klub ihre Leidenschaft für das schönste aller Spiele neu entfacht hat.

"Die englische Liga ist mit ziemlichem Abstand meine Lieblingsliga", sagt sie. "Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich bei einem Verein wie Arsenal bin, umgeben von lauter Weltklassespielerinnen. Man kann gar nicht anders, als sich jeden Tag im Training weiterzuentwickeln. Hier wird Fussball genauso gespielt, wie ich Fussball spielen möchte, mit sehr viel Klasse. Es macht einfach Spaß, so zu spielen.

Der Stil ist ganz anders als in Amerika, einfach weil England eine traditionelle Fussballnation ist und man hier schönen Fussball spielen will. In den USA geht es viel stärker hin und her und normalerweise kommt die fitteste Mannschaft am Ende weiter. In England dreht sich alles nur um guten Fussball, und das gefällt mir."

Hohe Erwartungen

Natürlich stehen die WSL und das spannende Rennen um den Meistertitel im Moment im Mittelpunkt, aber die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr hat Foord stets im Hinterkopf. Trotz ihrer hohen Erwartungen an die Bedeutung und das Vermächtnis des Turniers bleibt ein Gefühl der Ungläubigkeit, dass dieser so lang gehegte Traum nun in Kürze Wirklichkeit wird.

"Es ist immer noch schwer zu glauben, dass die FIFA Frauen-WM nun tatsächlich in Australien stattfinden wird", sagt sie. "Ich glaube, es wird sich erst dann richtig anfühlen, wenn wir tatsächlich dort sind.

Es wirkt ein bisschen surreal, dass sich die Teams jetzt tatsächlich qualifizieren, und es ist sehr aufregend für mich zu wissen, dass all diese Nationen Australien erleben werden und sehen, wie es hier läuft. Und ich weiß, dass sich jede einzelne Spielerin in unser Land Australien verlieben wird.

Australiens Stürmerin Caitlin Foord feiert ihren Treffer während des Bronzemedaillen-Fußballspiels der Frauen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zwischen Australien und den Vereinigten Staaten.

Ich glaube, es wird die beste WM, die es bisher gegeben hat. Das Turnier wird den Spielerinnen auf jeden Fall in guter Erinnerung bleiben und sie werden stets gern nach Australien zurückkehren. Darüber hinaus wird die WM für den australischen Fussball von großer Bedeutung sein und die Entwicklung, die wir dort erleben, weiter vorantreiben.

Das wird hoffentlich meine vierte WM-Teilnahme, wenn ich in den Kader berufen werde, und die Entwicklung seit 2011, der Rummel um die Spiele und das Bewusstsein der Spielerinnen, ist enorm. Und all das nimmt weiter zu. Die Aufmerksamkeit und der Hype um die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 wird größer als je zuvor und ich bin sicher, dass dies viele Dinge bewirken wird."

Ähnliches wurde 2011 auch einer jungen, aufmüpfigen Matilda vorausgesagt. Und wenn die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr ihr Potenzial ebenso erfolgreich realisieren kann, werden wir alle ein Turnier erleben, das wir genießen können.