Donnerstag 11 Februar 2021, 07:55

Flick erster Klub-Weltmeister und Weltmeister als Trainer

  • Hansi Flick gewinnt mit dem FC Bayern München das Finale der FIFA Klub-Weltmeisterschaft

  • Weltmeister 2014 als Co-Trainer und Klub-Weltmeister 2020 als Cheftrainer

  • Gewichtiger Anteil am WM-Titel 2014

Durch den Sieg im Endspiel der FIFA Klub-Weltmeisterschaft hat Trainer Hansi Flick mit dem FC Bayern München nicht nur Geschichte geschrieben und den Sechs-Titel-Rekord des FC Barcelona eingestellt, sondern auch noch eine ganz persönliche Bestmarke aufgestellt: Der 55-Jährige hat als erster Trainer sowohl die FIFA Klub-WM (seit 2000) als auch die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft (2014 als Co-Trainer von Joachim Löw) gewonnen.

"Glückwunsch an meine Mannschaft. Sie hat etwas Historisches geschafft, sechs Titel in einer Saison. Auch für den erfolgreichen FC Bayern München war es die beste Saison, die sie je gespielt haben", sagte Flick nach dem Endspiel im Education-City-Stadion. "Die Mannschaft hat hier herausragend gespielt. Der Sieg war in keiner Weise gefährdet, wir haben dominiert und verdient das Finale gewonnen. Es ist für mich auch sehr schwierig, wir waren alle am Limit, auch ich draußen an der Außenlinie."

Flick wurde zwar mit den Bayern als Mittelfeldspieler vier Mal Deutscher Meister und spielte auf Juniorenebene für den DFB, doch als Aktiver hatte er es nie in die Nationalmannschaft geschafft. Im Anschluss an die FIFA Fussball-WM 2006 wurde er als Co-Trainer des damals neuen Bundestrainers Joachim Löw vorgestellt. Die beiden bildeten von Anfang an ein harmonisches Duo, in dem der öffentlich zurückhaltende Flick jedoch intern große selbstständige Arbeitsbereiche innehatte.

Nach außen hin wurde das vor allem beim WM-Titel 2014 deutlich: Löw hatte in den Turnieren zuvor dem Standardtraining aufgrund Zeitmangels eher weniger Priorität zugemessen, während Flick darauf pochte, dies in Brasilien zu einem wichtigen Thema zu machen. "Wir wollten den Wert der Standards wieder mehr betonen, gerade bei so einem extremen Turnier", so Flick damals, der sich bei Standard-Experten in der Bundesliga Ratschläge zum ruhenden Ball holte.

Löw wettete im Spaß damals mit seinem Assistenten um ein Abendessen, dass die DFB-Elf auch 2014 in Brasilien keine Standardtore erzielen würde. Auf dem Weg zum vierten Stern traf die Elf von Löw und Fink letztendlich vier Mal nach Freistoß oder Eckball - darunter waren das 2:2 im Gruppenspiel gegen Ghana, das einzige Tor im Viertelfinale gegen Frankreich sowie das so wichtige 1:0 im Halbfinale gegen Brasilien. "Wir haben es intensiv trainiert, Trainingszeit dafür geopfert. Jogi wird zahlen, also freue ich mich auf dieses Essen", sagte Flick damals. Eine Ausgabe, die Löw sicher gern getätigt hat.

Nach dem Titelgewinn war Flick sowohl beim DFB als auch bei Bundesligist 1899 Hoffenheim als Funktionär tätig, ehe er zur Saison 2019/20 als Co-Trainer von Niko Kovač beim FC Bayern anheuerte. Als er im November 2019 als Cheftrainer der Nachfolger Kovačs wurde, war dies der Auftkakt zu einer beispielslosen Erfolgsserie, die 32 ungeschlagene Pflichtspiele, Meisterschaft, DFB-Pokal, UEFA Champions League, UEFA-Superpokal, DFL Supercup und nun die FIFA Klub-WM mit sich brachte.

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Kein Zufall - denn Flick stellte das Spiel der Bayern nach Amtsübernahme radikal um, spielte mit einem wesentlich intensiveren Pressing, einer höheren Abwehrlinie und bereite seine Mannschaft in der pandemiebedingten Unterbrechung mitsamt seinem Stab bestens auf die Schlussphase sowie das Finalturnier der UEFA Champions League vor. Dabei vergaß er nicht, sich die Loyalität der Spieler zu sichern, erwies sich in der Menschenführung als empathisch und ausgewogen. "Er hat dem Team von Anfang an ein sehr gutes Gefühl und sehr viel Vertrauen gegeben. Wir hatten ein Gefühl der Unschlagbarkeit", sagte Joshua Kimmich.

Brasiliens Tite gewann 2002 mit Corinthians die FIFA Klub-WM und könnte etwa 2022 als Nationaltrainer Brasiliens mit der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft nachziehen. Zinedine Zidane wurde als Spieler Weltmeister (1998) und gewann mit Real Madrid 2016 und 2017 die Klub-WM. Es ist sicher nicht ausgeschlossen, dass Zidane eines Tages vielleicht auch einmal Frankreich als Trainer zu einer FIFA Fussball-WM führt. Den Anfang aber - den hat heute Abend Hansi Flick gemacht.