Donnerstag 24 Dezember 2020, 08:50

FC Santa Claus sorgt für Freude in Lappland

  • Der FC Santa Claus spielt in Lapplands Hauptstadt Rovaniemi

  • Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie sind selbst in dieser entlegenen Region deutlich spürbar

  • Juha Etelainen erzählt uns vom Fussball im Schnee und von einem Spiel mit Del Piero

In Rovaniemi ist der Winter nicht nur - wie es in dem bekannten Lied heißt - die wundervollste Zeit des Jahres. Er ist zugleich auch die mit Abstand betriebsamste Zeit. Denn in der tief verschneiten Hauptstadt Lapplands geht es üblicherweise im Dezember richtig hoch her, wenn Tausende Touristen anreisen, um Nordlichter zu sehen und den Weihnachtsmann zu besuchen.

Der bekannteste Bewohner der Region hat auch 2020 genau so viel zu tun wie sonst. Doch angesichts der globalen Pandemie herrscht in seiner Heimat dieses Jahr eine ganz andere Stimmung.

So erklärt uns Juha Etelainen, ein Einwohner Lapplands: "Wir sind im Vergleich mit vielen anderen Ländern eigentlich nicht allzu stark von der Pandemie betroffen, ganz besonders hier im hohen Norden Finnlands nicht. Doch weil so gut wie keine Touristen hier sind, herrscht dennoch in diesem Jahr eine ganz andere Stimmung. Es ist überall sehr still, ganz anders als wir es um diese Jahreszeit eigentlich gewöhnt sind.

Für viele Leute hier in der Region, die vom Tourismus abhängig sind, ist das eine schwere Zeit. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und ich weiß, dass sich die Situation schnell entspannen wird, wenn sich die Lage auf der Welt normalisiert."

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Außerdem war nicht alles negativ, wie Etelainen feststellt: "In gewisser Weise ist es durchaus mal gut, nachdem der Tourismus hier von Jahr zu Jahr zugenommen hat, dass nun alle mal ein paar Gänge zurückschalten müssen."

Weniger Verpflichtungen und ein etwas entspannterer Lebensrhythmus bieten auch für die Fussballliebhaber in der Region mehr Zeit für das schönste aller Spiele. Sie lassen sich nicht davon abschrecken, dass es in Lappland an 200 Tagen im Jahr schneit und die Temperatur zeitweise bis auf minus 30 Grad fällt.

"In Finnland spielen wir fast nur in Sporthallen, und das geht natürlich auch im Winter", so Etelainen gegenüber FIFA.com. "Es gibt allerdings auch die Tradition, draußen auf Eisflächen zu spielen. Dazu montieren wir dann Spikes an unsere Schuhe, so wie man es von Winterreifen kennt.

Und es gibt auch noch den so genannten Schneefussball. Der findet im Tiefschnee statt und ich kann Ihnen sagen, das macht richtig viel Spaß. Angefangen haben wir einfach nur so aus Spaß, doch mittlerweile hat sich daraus schon fast eine kleine Touristenattraktion entwickelt. Natürlich ist das Ganze auch ein bisschen verrückt. Das Spiel erinnert eher an Rugby als an Fussball, aber wir haben wirklich sehr viel Spaß daran."

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Die Einstellung, weder den Fussball noch sich selbst allzu ernst zu nehmen, spiegelt sich auch im Namen des örtlichen Klubs wider. Der heißt nämlich FC Santa Claus und entstand 1992 durch die Verschmelzung zweier Amateurklubs. Das Vereinswappen zeigt den Weihnachtsmann und natürlich spielt das Team stets in rot-weiß.

"Es stimmt schon, dass all diese Weihnachtsmann-Sachen für die Leute, die hier wohnen, manchmal etwas zu viel werden können", so Etelainen, der in dem Klub schon verschiedene Aufgaben erfüllte und auch Vorsitzender war. "Die meisten Finnen verbinden mit dem Weihnachtsmann nicht das klassische Bild aus der Coca-Cola-Werbung. Wir haben hier ein traditionelles Weihnachtswesen namens Joulupukki [die direkte Übersetzung bedeutet 'Weihnachtsziege'].

Aber man sollte stets bedenken, dass man den Menschen mit dem Weihnachtsmann etwas schenkt - nämlich Freude. Und wenn wir dazu beitragen können, Freude zu schenken, dann kann das ja nur positiv sein. Schließlich liebt doch jeder den Weihnachtsmann."

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Seitdem ihr Klub diesen berühmten Namen trägt, haben Etelainen und seine Teamkameraden erfahren, wie beliebt der Weihnachtsmann tatsächlich rund um die Welt ist. "Es gab in den vergangenen zehn Jahren sehr viel Interesse, auch seitens der Medien. Es kamen sogar Vertreter großer Unternehmen aus Asien und Amerika, um uns zu sehen", erzählt er.

"Für uns ergaben sich daraus einige interessante Erfahrungen. So wurde das gesamte Team sogar schon zwei Mal von einem Marketing-Unternehmen, mit dem wir zusammenarbeiten, nach China eingeladen. Beim zweiten Besuch dort wurde sogar ein Spiel gegen ein Team mit Alessandro Del Piero und Michael Owen organisiert. Das wäre ganz sicher nicht passiert, wenn wir nicht FC Santa Claus heißen würden."

Das große Interesse im Ausland und damit verbundene Sponsorengelder führten sogar dazu, dass der Klub eine Zeitlang einen Platz in der höchsten finnischen Liga anpeilte. Doch höher als bis in die dritte Liga schaffte es der FC Santa Claus letztlich nicht. Kürzlich verabschiedete man sich sogar aus dem regulären Ligabetrieb, um künftig an lokalen Turnieren mit Achter-Teams teilzunehmen.

"Wir haben erkannt, dass es für uns nicht das Wichtigste ist, ein großes, erfolgreiches Team zu werden", so Etelainen. "Wir sind ein Klub, bei dem der Spaß im Mittelpunkt steht. Die jungen Leute hier sollen einen Anlaufpunkt haben, wo sie hinkommen und einfach aus Spaß spielen können. Die Jugend steht für uns im Mittelpunkt."

Im kommenden Monat wird das Seniorenteam der Männer wieder aktiviert, und zwar mit dem deutschen Trainer Ralf Wunderlich am Ruder. Es bleibt zwar unwahrscheinlich, dass sich der FC Santa Claus dann durch die finnischen Ligen nach oben kämpft, doch wer weiß: Vielleicht erweist sich das Klubmotto "Den Glauben niemals aufgeben" letztlich doch noch als passend.

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