Sonntag 06 Dezember 2020, 09:00

Marozsan: "Es ist definitiv ein sehr spezielles Jahr"

  • Dzsenifer Marozsan auf der Shortlist für The Best – FIFA-Weltfussballerin

  • Die 28-Jährige besticht durch ihre Leichtfüßigkeit und Übersicht

  • "Ich bin sehr dankbar für all diese Jahre"

Die Qualifikation für die UEFA Women’s EURO 2022 mit Bravur bestanden, acht Siege in acht Spielen mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gefeiert. Auf Vereinsebene mit Olympique Lyon das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen und in der Champions League triumphiert. Zum Abschluss des Jahres folgte für Dzsenifer Marozsan eine Nominierung zu The Best – FIFA-Weltfussballerin. Ein versöhnlicher Abschluss für ein eher schwieriges Jahr?

"Es ist immer etwas Besonderes zu den Nominierten zu gehören. Das macht mich stolz. Aber durch das, was momentan gerade passiert, rückt es für mich ein wenig in den Hintergrund. Wir haben auf dieser Welt viele andere Probleme. Ich wünsche mir einfach, dass sehr schnell wieder Normalität herrscht", erzählt Marozsan im Gespräch mit FIFA.com.

"Es ist definitiv ein sehr spezielles Jahr. Es ist erschreckend, was heutzutage auf dieser Welt passiert. Dennoch machen alle das Beste daraus, und das Wichtigste ist vor allem die Gesundheit. Ich hoffe, dass es irgendwann ein Ende hat und wir wieder Normalität in das Leben bekommen. Wir dürfen Fussball spielen, und dafür sind wir sehr dankbar."

Seit vielen Jahren ist die 28-Jährige eine feste Größe im DFB-Team, absolvierte seit ihrem Debüt am 9. Mai 2009 102 Länderspiele. Auch bei Lyon ist sie Dreh- und Angelpunkt, besticht durch ihre Leichtfüßigkeit und Übersicht. Insgesamt gewann sie mit Lyon viermal die Meisterschaft und die UEFA Champions League sowie dreimal den Pokal.

"Ich bin sehr dankbar für all diese Jahre. Ich habe unheimlich tolle Menschen kennengelernt und konnte mich dadurch persönlich weiterentwickeln – nicht nur als Athletin, sondern auch als Mensch", sagt die bescheidene Weltklassefussballerin. "Sportlich gesehen hatte ich die besten Trainerinnen und Trainer. Sie alle haben mir ein Stück geholfen und noch ein paar Prozente mehr aus mir herausgeholt. Ich selbst sehe mich als technisch versierte Spielerin mit dem Auge für die Mitspielerinnen. Ich weiß aber auch, dass da immer noch Prozente sind. Dafür arbeite ich jeden Tag hart an mir und hoffe, dass ich da noch mal einen Schub mache."

Einer dieser von Marozsan erwähnten Trainer ist Jean-Luc Vasseur, der sich in diesem Jahr Hoffnungen auf die Auszeichnung The Best – FIFA-Welttrainer – Frauen 2020 machen darf. Seit Juni 2019 leitet er die Geschicke von Lyon. "Ich freue mich sehr für ihn. Er ist aus dem Männer- und Jugendbereich gekommen. Er bringt sehr viel positive Energie mit, ist ein sehr positiver Mensch und vermittelt dies auch. In Lyon haben wir große Athletinnen und Persönlichkeiten, die auch sehr selbstkritisch sind. Es tut sehr gut, wenn dann einer die positiven Seiten aufzeigt – auch wenn es mal nicht so läuft. Das ist seine Qualität. Menschlich ein sehr guter Mann“, betont Deutschlands Fussballerin der Jahre 2017, 2018 und 2019.

"Es gibt auch ganz andere Trainer, die dann noch mal draufhauen. Er ist genau das Gegenteil. Er sieht das Positive. Natürlich sprechen wir auch über die Dinge, die nicht gut laufen. Grundsätzlich versucht er immer positiv zu bleiben. Das ist ein gutes Argument für ihn."

Für Marozsan spricht, dass sie sämtlichen Widrigkeiten gestrotzt hat, ganz besonders denen, vor die sie der erste Lockdown gestellt hat. "Vor allem für einen Athleten im Teamsport ist es enorm schwierig sich alleine fit zu halten und jeden Tag zu motivieren. Das war für mich die größte Herausforderung – vor allem jede Trainingseinheit ohne den Fussball und meine Mitspielerinnen zu absolvieren, das war für den Kopf nicht sehr einfach."