Sonntag 26 April 2020, 08:16

Erster Triumph für Andorra und Lima

Wenn das Gewinnen obligatorisch ist und Niederlagen die Abweichung von der Norm sind, dann sind Siege etwas ganz Alltägliches. So verhält es sich bei den Spitzenteams. Doch wie sieht es aus, wenn man die Siege an den Fingern einer Hand abzählen kann? "Wir feiern jeden Sieg ausgiebig. Alles Positive ist für uns Grund zum Feiern", meint Ildefons Lima.

In den 23 Jahren ihres Bestehens sind der Nationalmannschaft Andorras gerade einmal sieben Siege gelungen, wobei der erste vier Jahre und 24 Spiele auf sich warten ließ. Es gibt also allen Grund, ihn gebührend zu feiern. Daher haben wir uns aus Anlass des 20. Jahrestages dieses 2:0-Erfolges gegen Belarus am 26. April 2000 mit Ilde Lima unterhalten.

Schon gewusst?

  • Lima gab sein Länderspieldebüt bei Andorras zweitem Spiel und ist im Alter von 40 Jahren noch immer aktiv.

  • Mit 128 Spielen ist er Rekordnationalspieler Andorras und mit elf Treffern bester Torschütze aller Zeiten.

  • Kürzlich wurde er ins Guiness-Buch der Rekorde aufgenommen, als er den Ecuadorianer Iván Hurtado als Spieler mit der längsten Länderspielkarriere ablöste. 22 Jahre und 148 Tage ist er schon in der Nationalmannschaft aktiv.

  • Davon spielte er zwölf Jahre lang Seite an Seite mit seinem älteren Bruder Toni, der ebenfalls Verteidiger ist.

  • Von den sieben Siegen Andorras hat er zwei verpasst, und zwar den Erfolg gegen Mazedonien (2014, 1:0) aufgrund einer Sperre sowie den Sieg gegen Liechtenstein (2018, 1:0) verletzungsbedingt.

  • Sammler: Zu seinen großen Leidenschaften zählt das Sammeln von Fussballtrikots. "Ich habe schon weit über 900 Stück. Ich überlege gerade, wo ich sie aufbewahren soll, denn dort, wo sie vorher waren, reicht der Platz nicht mehr."

Ein denkwürdiges Spiel

"Ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich daran denke", gesteht der Teamkapitän Andorras. Die Andorraner traten zu Hause an, und obwohl es nur ein Freundschaftsspiel war, legten Ilde und seine Teamkameraden sich richtig ins Zeug. "Für uns gibt es keine Freundschaftsspiele! Wir geben bei jedem Spiel alles, denn wenn du unvorsichtig wirst, kassierst du eine hohe Niederlage. Die Belarussen sind das Ganze etwas entspannter angegangen, und so haben wir am Ende die Oberhand behalten."

Nachdem die erste Halbzeit torlos verlaufen war, gab es in der 57. Minute den ersten Knackpunkt der Partie. "Ich sehe noch meinen Bruder vor mir, der Innenverteidiger war, und einen dieser Angriffe Marke Beckenbauer startete. Er stoppte zwischendurch immer wieder ab, und als er in den Strafraum eindrang, wurde er gefoult und es gab Elfmeter." Jesús Lucendo verwandelte den Strafstoß. Damit stand es zur großen Freude der Andorraner 1:0, aber das Beste sollte erst noch kommen, und zwar nur fünf Minuten später.

"Juli Sánchez knöpfte dem Torhüter den Ball ab, der ihn nicht richtig unter Kontrolle gebracht hatte, weil der Platz keine Kapriolen zuließ... und erzielte das zweite Tor."

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"Ich kann mich sogar noch an den Schiedsrichter erinnern!", meint er lachend. "Es war der Spanier Daudén Ibáñez. Ich kann mich natürlich nicht mehr an alle erinnern, aber da es der erste Sieg war... bis zu diesem Tag hatten wir noch nie gewonnen. Wir waren nah dran gewesen, aber für einen Sieg hatte es noch nie gereicht. Und dann noch 2:0, was ziemlich komfortabel zu sein schien!"

Mit dem Abpfiff begannen die Feiern, die sich bei einem gemeinsamen Abendessen fortsetzten. "Wir sind feiern gegangen und ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe: 'An diesen Sieg werden wir uns sicherlich in einigen Jahren noch zurückerinnern.' Und genau so ist es jetzt!"

Seitdem durften Lima und seine Teamkameraden weitere sechs Siege feiern, den bis dato letzten gab es letztes Jahr in einem Qualifikationsspiel für die EURO 2020 gegen Moldawien zu vermelden. Etwas ganz Besonderes war der Erfolg gegen Ungarn 2017 im Rahmen der Qualifikation für die WM 2018 in Russland. "Da kamen viele Dinge zusammen, und an diesen Sieg habe ich die schönsten Erinnerungen. Die Ungarn hatten gerade die EURO bestritten und waren ins Achtelfinale eingezogen. In der FIFA-Weltrangliste belegten sie einen Platz kurz über 50, und ich hatte noch nie ein Pflichtspiel gewonnen, nur Freundschaftsspiele."

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Mit 40 Jahren steuert Lima langsam auf sein Karriereende zu. "Solange ich auf dem Platz noch einen Beitrag leisten kann, werde ich weiterkämpfen." Er ist mit den Gedanken bereits bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebs und der Qualifikation für Katar 2022. Wir wollten wissen, von welchem Sieg er noch träumt. "Bevor ich die Fussballschuhe an den Nagel hänge, würde ich gern noch in einem Qualifikationsspiel einen Auswärtssieg erreichen. Das wird natürlich schwer werden, denn für uns ist es schon schwierig, zu Hause zu gewinnen, aber das ist das Einzige, was mir noch fehlt."

Das wäre sicherlich ein weiterer Triumph für die Ewigkeit – und eine weitere Gelegenheit für ausschweifende Feiern.

Bilder mit freundlicher Genehmigung der Diari d'Andorra