Mittwoch 22 September 2021, 07:00

Eine Familienleistung für den Nationalstolz

Weiter zu
  • Paraguay hat sich für das Achtelfinale von Litauen 2021 qualifiziert

  • Juan Salas erzielte den Siegtreffer gegen Japan nach Vorarbeit seines Bruders Javier Adolfo

  • "Es ist ein Familientor, aber es ist auch ein Tor der ganzen Mannschaft und des ganzen Landes", betont Juan

Wie alle Brüder streiten sich auch Juan und Javier Adolfo Salas bisweilen. Meist vertragen sie sich dabei schnell wieder. Doch diesmal scheint es unmöglich, zwischen den beiden einen Konsens zu finden. "Er, ganz klar!", versichert Juan. "Natürlich er", hält Javier Adolfo dagegen. Und dabei bleibt es. Allerdings hat FIFA.com den beiden auch eine durchaus knifflige Frage gestellt: Wer trägt die Hauptverantwortung, und wer hat am Tor zum 2:1-Sieg Paraguays gegen Japan und zur Qualifikation für das Achtelfinale der FIFA Futsal-WM Litauen 2021™ den größeren Anteil? Geschossen hat das Tor nämlich Juan, und vorbereitet hat es Javier Adolfo. "Wer das Tor schießt, hat immer die schwierigere Arbeit geleistet", erklärt der Passgeber als Erster. "Treffen ist in dieser Sportart immer das Schwerste, vor allem, wenn man sich die Abmessungen des Spielfelds und die Größe der Tore ansieht. Also hat er das Wichtigste geleistet." Dieser Theorie will sich der Torschütze wiederum überhaupt nicht anschließen: "Er hat mir den Ball perfekt vorgelegt, zur richtigen Zeit und so genau, dass ich nur noch den Fuß hinhalten musste. "Das Wichtigste an diesem Tor war also sein Pass", sagt Juan, genannt Cholo.

Ein Tor der ganzen Mannschaft

Beide beharren auf ihren Meinungen und sind nicht umzustimmen. Auf die Frage, wie sie sich fühlten, als der Ball nach ihrer erfolgreichen Kombination die Linie des japanischen Torwarts überquerte, waren die Antworten dafür jedoch umso ähnlicher. "Wie soll ich diesen Augenblick beschreiben? Wir spielen schon so viele Jahre zusammen. Was soll ich anderes sagen, als: Mein Bruder ist mein Vorbild! Es macht mir große Freude, ihm einen so wichtigen Treffer aufzulegen", sagte Kuko, der bereits den Ausgleichstreffer von Julio Mareco vorbereitet hatte. "Es ist immer schön, ein Tor zu schießen, vor allem, wenn es ein wichtiges Tor ist. Aber ein Tor zu schießen, zu dem dein Bruder die Vorlage gibt, ist ein unbeschreibliches Gefühl", fügt Juan, der Kapitän der Albirroja, hinzu. Ruhm allein für die Familie Salas lehnt er jedoch kategorisch ab. "Es ist nicht nur das Tor von zwei Brüdern. Es ist ein Tor der ganzen Mannschaft zur Freude von ganz Paraguay." Diese Freude wollen die Guarani so lange wie möglich genießen und hoffen, die Enttäuschung über die Niederlage in der Schlussphase der Verlängerung des Viertelfinals gegen die IR Iran bei der WM 2016 in Kolumbien vergessen zu machen. Juan Salas ist 31 Jahre alt und hat die letzten zwölf davon in der Nationalmannschaft verbracht. Er sagt: "Das ist eine große Wunde, die uns immer noch schmerzt. Wir waren nur Sekunden vom Sechsmeterschießen entfernt und hatten die Chance, unter die vier besten Mannschaften der Welt zu kommen. Diese Niederlage hat uns sehr weh getan. Aber nun sind wir zurückgekommen, haben hart gekämpft und stehen in der nächsten Runde." Der drei Jahre jüngere Javier Adolfo stand bei besagter Niederlage gegen Iran ebenfalls auf dem Parkett. Er münzt die schmerzliche Erinnerung in Motivation um. "Wir spüren immer noch den Schmerz von Kolumbien, und den wollen wir nutzen, um noch weiter zu kommen", erklärt er vor dem Achtelfinalspiel seiner Albirroja gegen Argentinien. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Erreichten, aber wir wollen mehr."

Angola v Paraguay: Group E - FIFA Futsal World Cup 2021

Das Beste soll noch kommen

Gegen den amtierenden Weltmeister wird Paraguay die Erfahrung der Salas-Brüder brauchen, die auf Vereinsebene den gleichen Weg gegangen sind und in jungen Jahren das Land verließen, um in Italien zu spielen. "Wir haben in der Fremde viel erlebt. Manches war sehr gut, manches schlecht, und es ist wichtig, dass wir uns immer nahegestanden haben, um uns auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen", so Kuko, der bei ASC Pescara C5 aktiv ist. "Wir sind sehr stolz darauf, die Farben Paraguays in einer so starken Liga hochgehalten zu haben." Cholo seinerseits spielte nacheinander für Napoli Calcio, Lazio Calcio, Alam Salerno und ASD Meta Catania, mit einem Gastspiel bei seinem Heimatverein Cerro Porteño. Im Sommer 2020 verließ er Italien, um sein Glück bei ElPozo Murcia zu versuchen, aber dieses Abenteuer währte nur eine Saison, da der spanische Verein seinen Vertrag nach einer für ihn persönlich enttäuschenden Saison nicht verlängerte. In der Nationalmannschaft lief es für Juan dafür umso besser – nicht zuletzt, weil er gerne mit seinem Mannschaftskameraden spielt, der den gleichen Namenszug auf dem Trikot trägt wie er. "Wir sind schon lange zusammen in der Nationalmannschaft, wir haben viel gemeinsam erlebt, und ich freue mich immer, an seiner Seite zu spielen. Weil er mein Bruder ist, aber vor allem, weil er ein großartiger Spieler ist." Und wer ist der Beste in der Familie? Schon sind die Meinungen wieder geteilt. "Meiner Meinung nach ist er es", feixt Cholo. "Ehrlich gesagt vergleichen wir uns nie, wollen nie wissen, wer der Bessere ist. Wir haben immer versucht, uns gegenseitig zu unterstützen. Das Wichtigste ist, dass wir, wenn wir zusammen sind, immer unser Bestes für einander und für unsere Mannschaft geben." Glaubt man zudem Kuko, wird die Familie Salas Paraguay noch lange helfen. "Wir haben einen kleinen Bruder namens Emerson. Sie werden sehen – der wird der Beste in der Familie!"